Auf dem kürzlich zum ersten Mal abgehaltenen Hero Complex Film Festival der Los Angeles Times standen hochkarätige Filmstars Rede und Antwort, darunter auch Ridley Scott. Zum einen spach der legendäre Regisseur über seine Ambitionen zu Der ewige Krieg, zum anderen erzählte er auch interessante Anektdoten zu Klassikern wie Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt und Blade Runner.
Im originalen Alien, kurz bevor Kane (John Hurt) von dem Face Hugger angegriffen wird, sieht dieser ein riesiges Skelett eines unbekannten Wesens, das in einem Stuhl sitzt. Dieses wird gemeinhin als der "Space Jockey" bezeichnet und Scott sagt, er fragte sich selbst immer, was für eine Geschichte dahinter stecken könnte. Und genau dazu gibt es nun ein Drehbuch, als Vorlage für die Alien Prequels. Die Vorproduktion läuft und er befände sich zur Zeit am Set des Films, der erklären wird, wie der "Space Jockey" in die Welt der Aliens passt. Es stünde nur fest, dass er inhaltlich vor dem ersten Teil spielt, doch eine Zeitschiene innerhalb der beiden Teile gibt es nicht, so dass genügend Raum besteht, in einem die Geschichte des Space Jockeys aufzugreifen und im anderen, wie er auf die Aliens trifft und dorthin gelangt, wo er starb. Für das Alien Prequel hat er auch eine Menge Unterwasser-Forschung betrieben, wobei sich die Filme sehr stark mit Terra Forming auseinander setzen und was es für die Menschen bedeutet, die sich entschließen, die Erde verlassen. Neben diesen Informationen zu seinem kommenden Projekt waren auch seine Anekdoten zu älteren Filmen äußerst interessant:
- Als die Fragerunde begann und Scott erfreut feststellte, dass zwei Klassiker von ihm gezeigt werden, u.a. Blade Runner, da scherzte er, dass dieses Festival besser damals stattgefunden hätte: Denn der Film startete am gleichen Tag mit E.T. - Der Außerirdische, was unter Box Office-Gesichtspunkten äußerst dumm war.
- Als Kind dachte Scott, Science Fiction wäre Schrott, doch dann sah er später Mad Max und auch die Kunst von Moebius belehrte ihn eines Besseren.
- Er erzählt, wie es zur Alien-Story kam. Nach The Duellists 1977 hat er etwas Neues gesucht und bei einem Meeting in Hollywood stellte ihm ein Produzent Star Wars vor. Im Kino fühlte Scott eine Atmosphäre, die die Zuschauer in ihren Bann zog und was er vorher nie erlebt hatte. Er war total überwältigt und einige Monate später lag das Drehbuch zu Alien auf seinem Tisch - und er musste es machen. Dabei war er erst die fünfte Person, die das Drehbuch erhielt und es bestand die Gefahr, dass es vernichtet wird. Als er kurze Zeit darauf wusste, wie er alles realisieren kann, ging er zu den Verantwortlichen und stellte klar, dass nicht ein einziges Wort mehr geändert wird.
- Das ursprüngliche Budget von Alien waren 4,2 Mio. $, doch nach einigen Monaten am Storyboard begann sogar das Studio Vorfreude zu entwickeln (offenbar gefiel ihnen äußerst gut, was sie sahen) und das Budget wurde verdoppelt. Scotts Meinuns nach ist die Arbeit am Storyboard genauso wichtig wie das Schreiben eines Skripts.
- Scott liebt die Alien-Franchise, doch er war stets verärgert, dass ihn nie jemand fragte, ob er für einen weiteren Teil zurückkommen wolle. Genau genommen wusste er nicht mal, dass sie einen zweiten Teil machen, als mit Aliens - Die Rückkehr begonnen wurde. Hätte er den Job bekommen, hätte er damals schon den Film gedreht, den er jetzt über den Space Jockey macht (also nix mit "Hey Vasquez, hat man dich eigentlich schon mal für einen Mann gehalten?" ;-). Diese Entscheidung, ihn nicht zu fragen, zog ihn eine Weile runter, denn nach Alien hatte er zwei Flops mit Blade Runner und Legende. Seiner Meinung nach sollten Filmschaffende ihre einzigen Kritiker sein - Geld spielt keine Rolle, solange du stolz auf deine Arbeit bist. Aber wenigstens fiel das Stigma später von den beiden genannten ab, da sie heutzutage zu beliebten Klassikern zählen.
- Sigourney Weaver stand als Hauptdarstellerin bis drei Wochen vor Drehstart von Alien nicht fest, weil sie noch Verpflichtungen am Broadway hatte. Bis dahin hatte sie nicht einen einzigen Film gedreht, doch als er ihr kurze Zeit später das erste Mal gegenüberstand, war er von ihrer Größe (sie überragt ihn) beeindruckt. Dann gab es einige Testaufnahmen und der Deal war perfekt. Im Grunde ist es ein Ritterschlag, wenn Ridley Scott meint, diese Testaufnahmen hätten problemlos direkt in den Film eingefügt werden können.
- Während der Castingrunde zu Blade Runner dachte sich Scott, er hätte gern Harrison Ford für die Rolle. Doch sein Produzent kannte den Darsteller überhaupt nicht und Scott sagte, das wäre der Typ, der den "Maltese Falcon" fliegt - und alle lachten. Doch Scott blieb hartnäckig und meinte, wenn ihn Spielberg für Jäger des verlorenen Schatzes haben will, dann muss der Mann gut sein! Und da der Film nicht weit entfernt gedreht wurde, trafen sich Scott und Ford eines Abends - der in voller Indy-Montur erschien - und bekam die Rolle.
- Scott glaubt, dass die Reibereien zwischen ihm und Harrison Ford oft überinterpretiert wurden, auch wenn eine gesunde Spannung am Set Sinn macht. Auch sei er es leid, seine Sicht der Dinge zu Blade Runner immer und immer wieder zu erläutern. Dabei ist der Film so anders als die literarische Vorlage "Do Androids Dream of Electric Sheep?" und der Title "Blade Runner" stammt von William F. Burroughs Story, der für 4.000 $ gekauft wurde. Doch das hört sich nach einem Witz an, eventuell.
- Wegen eines kaputten Knies musste Ridley Scott vor kurzem für mehrere Monate in Physiotherapie. Dort sah er Harrison Ford jeden Tag im Sportstudio, der einiges an Muskelmasse zugelegt hat für Cowboys und Aliens.