Bewertung: 4.5 / 5
Ob wir allein dort draußen im Universum sind, ist eine Frage, die sich wohl jeder schon einmal gestellt hat. Zwar ist es höchst unwahrscheinlich, dass wir die einzigen Lebewesen in einem schier endlosen Kosmos sein sollen, aber Glauben ist nicht Gewissheit. Doch was passiert, wenn intelligente Außerirdische wirklich an unsere Tür klopfen? Viele Filme haben sich des Themas bereits angenommen und neben netten Exemplaren wie E.T. gab es auch genug aggressive Invasoren. Mit Arrival erleben wir einen neuen Vertreter in diesem Genre, der die Frage nach dem Gut und Böse lange Zeit offen lässt und so tappen die Protagonisten wie der Zuschauer lange im Dunkeln.
Warum sind sie hier? Ohne Vorwarnung erscheinen rund um den Globus zwölf Raumschiffe unbekannter Herkunft. Ob die Außerirdischen in friedlicher oder aggressiver Absicht gekommen sind, ist absolut unklar und da eine Kommunikation mit den fremden Besuchern nicht möglich ist, soll die Sprachwissenschaftlerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) zusammen mit dem Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) einen Weg finden, sich mit den Aliens auszutauschen, um hinter deren Motivation zu kommen. Doch die Verständigung ist ein mühsamer Prozess, denn während Banks und Donnelly immer mehr Erkenntnisse gewinnen, läuft ihnen die Zeit davon, denn viele Nationen wollen ein militärisches Zeichen setzen...
Trailer zu Arrival
Arrival Filmkritik
Was tun wir, wenn sie ankommen? Wer glaubt, Außerirdische kämen immer in Frieden und wären die Heilsbringer für eine gebeutelte Gesellschaft, wurde in der Kinovergangenheit oft eines Besseren belehrt. Hier machten es sich viele Autoren und Regisseure in der Vergangenheit einfach, denn nicht selten waren es humanoide Lebewesen oder die typischen Marsmännchen, die klar verständlich ihr Anliegen vortrugen. Aber was ist, wenn wir auf eine gänzlich andere Spezies treffen, die sich von unserer nicht nur äußerlich, sondern in allen Formen des Denkens, Handelns und Kommunizierens unterscheidet? Wie verständigt man sich mit solchen Wesen?
Dies ist die große Frage, der Denis Villeneuve mit Arrival nachgehen möchte und er setzt sich so ganz klar von Effektregisseuren wie Roland Emmerich ab, der dieses Jahr mit seiner Alieninvasion Independence Day - Wiederkehr zeigte, dass er nicht nur verlernt hat, Regie zu führen, sondern auch nichts weiter kann als Krach, Boom, Bang. Villeneuve hingegen distanziert sich von solchen simplen Ideen, er will den Zuschauer und seine Figuren herausfordern und so haben Amy Adams und Jeremy Renner alle Hände voll zu tun, einen Weg zu finden, eine Kommunikation herzustellen und die Sprache der Außerirdischen zu verstehen. Ein langer und zäher Prozess, bei dem der Zuschauer mitgenommen und fasziniert wird. Denn viele der in Arrival gestellten Fragen sind absolut offensichtlich, aber nur wenige von uns dürften darüber je nachgedacht haben.
Dieser sehr wissenschaftliche Ansatz, der wenig Raum für visuelle Spielereien lässt, dürfte dem einen oder anderen etwas langatmig erscheinen, bleibt das große Effektgewitter über die Laufzeit von zwei Stunden hinweg aus. Und auch wenn die Frage nach dem Gut und Böse lange Zeit unklar bleibt, wird dennoch schnell klar, dass sich Villeneuve eher dem utopischen Lager zugetan fühlt. Bedeutet dies ein Happy End? Dies wird nicht verraten. Arrival gibt Antworten auf Fragen, die der Film aufwirft, lässt aber die Tür dennoch weit offen zur Interpretation, weil spätestens im letzten Drittel eine Richtung eingeschlagen wird, die der Zuschauer zu Beginn nicht erwarten dürfte. So würzt Villeneuve seine Utopie durchaus mit einigen dystopischen Elementen und gerade im Finale mit einem bittersüßen Grundthema. Dies wird auch durch die Farbgebung des Films verstärkt, denn mit seinen recht kalten und trostlosen Motiven fällt es schwer, optimistische Gefühle zu entwickeln. Aber dies unterstreicht nur die Ungewissheit, die die ganze Zeit wie ein Damoklesschwert über Arrival schwebt.
Arrival Bewertung
Arrival ist ein Science-Fiction-Film, der mit seiner ruhigen Erzählung sich vor allem an Genrefans richtet, die mal wieder einen Film sehen wollen, welcher mehr Hirn als bloß Sehnerven fordert. Statt dem großen Effektgewitter erwartet uns hier ein hochgradig intelligenter Film, der sich mit den unzähligen Facetten und Stolpersteinen beschäftigt, die solch ein Erstkontakt mit sich bringt und an die viele von uns wohl noch nicht mal in ihren kühnsten Träumen gedacht haben. Wenn Denis Villeneuve so in seiner Karriere weitermacht, freuen wir uns schon auf viele weitere spannende Filme von ihm und können es kaum erwarten, was er nächstes Jahr mit Blade Runner 2049 vollbringt. Großes Kino, bitte mehr davon!