Als die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. Broccoli 1961 die Filmrechte an der Romanreihe von Ian Fleming erwarben, konnte niemand absehen, welch dauernden Erfolg die Filmreihe über die Jahrzehnte haben sollte. 1962 erschien mit "James Bond jagt Dr. No" die erste Romanverfilmung.
Obwohl die Hauptfigur über die Jahre unterschiedlich portraitiert wurde und Schauspieler wechselten - wobei vor allem George Lazenby und Timothy Dalton umstritten waren - so schaffte es insbesondere Sean Connery als stilvoller Geheimagent zu überzeugen. Roger Moore zeigte dagegen eher ironische Züge und die Reihe erhielt mehr lustige Szenen. Nachdem Pierce Brosnan in "GoldenEye" die Hauptrolle übernahm, wurde die Serie sehr actionlastig. Dies kam an den Kinokassen an, so dass die vier Filme mit Pierce Brosnan mit zu den erfolgreichsten der James Bond-Reihe zählten. Interessant sind auch immer wieder die …netten Erfindungen, die James Bond vom Erfinder Q zur Verfügung gestellt werden. Bis zum Film "Die Welt ist nicht genug" wurde diese Rolle von Desmond Llewlyn dargestellt, der leider bei einem Autounfall verstarb.
Trotz des Erfolges zeigten sich "Verschleißserscheinungen" und so entschieden sich die Produzenten für einen Kurswechsel. Daniel Craig wurde engagiert, der einen markigeren James Bond darstellen sollte. Dabei sollte der Eindruck des Überhelden weichen und die Atmosphäre wurde wieder mehr an die Filme mit Sean Connery angelehnt. Vor der Premiere von "Casino Royale" war Craig heftiger Boulevardkritik ausgesetzt und viele glaubten nicht, dass er die Rolle verkörpern könne. Doch entgegen aller Erwartungen zeigte der Erfolg des Films, dass die mutige Entscheidung richtig war und der Serie neuer Elan eingehaucht werden konnte.
Casino Royale (1954)
Die erste Adaption eines Bond-Romans von Ian Fleming, hier als 50-minütige TV-Episode innerhalb der Anthologieserie "Climax!". Angepasst für das US-amerikanische Publikum, so wird aus dem britischen Protagonisten der US-Amerikaner James "Jimmy" Bond und aus dem US-Amerikaner Felix Leiter wird der Brite Clarence Leiter, Vesper Lynd heißt hier Valerie Mathis.
Angelegt als Kammerspiel, welches komplett im Casino angesiedelt ist, James Bond muss gegen Le Chiffre (Peter Lorre!) im Kartenspiel Baccara antreten und verhindern, dass dieser eine große Summe Geld für seine sowjetische Spionageorganisation gewinnt. Gleichzeitig spielen sie damit um das Leben Valerie Mathis´, welches von Le Chiffre als Erpressungsmittel eingesetzt wird.
Die 50 Minuten reichen nicht aus, um die Charaktere tiefergehender zu beleuchten, außerdem halte ich das Kartenspiel Baccara für ein ungeeignetes Spannungslement, es fordert die Charaktere des weiteren nicht sonderlich. Blind werden Beträge gesetzt, erst danach werden die Karten ausgegeben, man hofft lediglich, dass man höher gezogen hat als der Gegner. Im Gegensatz zum Poker spielt man weder seine Karten noch den Gegner aus, es ist ein reines Glücksspiel. Angeblich handelt es sich dahingehend bei Le Chiffre und James Bond um Genies, nur verstehe ich nicht, welche genialen Fähigkeiten dafür erforderlich sein sollen.
Nichtsdestotrotz unterhält das Duell zwischen den beiden Kontrahenten, insbesondere im dritten Akt, wenn das Duell dann doch noch auf eine psychologische Ebene gehoben wird und Le Chiffres Maßnahmen drastischer ausfallen. Wie oben schon erwähnt, wird Le Chiffre von Peter Lorre ("M", "Casablanca") gespielt, das Highlight dieses Films. Lorres Schurkenattitüde erinnert an Gerd Fröbe, da wünscht man sich direkt, er hätte auch in der klassischen Reihe als Antagonist gegen Sean Connery antreten können.
Sehenswert für Bond-Fans, die an der Genese des Filmcharakters interessiert sind, für Komplettisten sowieso.
5 von 10 Punkten
Zu sehen auf Youtube:
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."
Wegen des kommenden "Keine Zeit zu sterben" frische ich aktuell mein Gedächtnis um die vier Craig-Bond-Filme nochmals auf. So habe ich mir heute "Casino Royale" zum zweiten Mal seit damals angesehen. Ein guter Agenten-Thriller, aber nicht unbedingt herausragend. Verglichen mit den Mission: Impossible-Filmen eher lahm. Die Actionszenen sind selten und dann auch nur recht nett, aber nichts besonderes. Schauspiel und Inszenierung sind für meinen Geschmack auch etwas zu "kühl". Mir fehlen da so die tieferen Emotionen. Außerdem haben mir die typischen Bond-Gadgets und technischen Spielereien gefehlt, ob am Auto oder am Mann.
Die klaren Stärken des Films hingegen sind die spannende Story, die tollen Settings und viele tolle Aufnahmen und vor allem auch der Detailreichtum. Auch die Schauspieler können sich alle sehen lassen, ob nun Daniel Craig, Mads Mikkelsen oder Eva Green.
8/10 Punkte - Geringer Wiederschauwert
Meine BewertungEin Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.
Meine Meinung steht fest » Hier ist meine "Casino Royale" Kritik
Meine BewertungLink zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)