Mittlerweile ist in Stein gemeißelt, dass sich die Verantwortlichen für den wichtigsten Agenten der Filmgeschichte auf einen Mittdreißiger stürzen werden. Wie Casting-Leiterin Debbie McWilliams jüngst im Gespräch mit Radio Times betonte, habe man es bereits hinlänglich mit einem jüngeren James Bond für Casino Royale versucht. Letztlich sei man von dieser Strategie abgekommen, sodass ein gewisser Daniel Craig, zum Drehzeitpunkt 37 Jahre alt, den Zuschlag erhielt.
McWilliams ist seit 1981 mit dieser gewichtigen Position betraut und hat seitdem sämtliche Agentenfilme mit Leibeskräften unterstützt. Besonderes Kopfzerbrechen wurde dem Team bereitet, als der ursprüngliche Plan einer jüngeren Bond-Version für Casino Royale zu den Akten gelegt werden musste und man das Konzept noch einmal überdachte. Über die damalige Casting-Idee eines Bonds, der noch nicht einmal das dreißigste Lebensjahr erreicht hat, sagte McWilliams:
"Wir haben uns viele jüngere Schauspieler angesehen, aber ich glaube nicht, dass sie die Ernsthaftigkeit, die Erfahrung und die mentale Kapazität hatten, um die Rolle zu übernehmen, denn es ist nicht nur die Rolle, die sie übernehmen, es ist eine große Verantwortung."
Für McWilliams steht ganz klar fest, dass man sich für den nächsten Bond auf die Suche nach dem passendsten Mann machen werde. Der Grad der Bekanntheit scheint dabei mehr oder minder egal zu sein, denn sie verweist darauf, dass es recht unterschiedliche Ausprägungen bei den vorherigen Schauspielern gegeben habe:
Roger Moore (Simon Templar, Die Zwei) und Pierce Brosnan (Remington Steele) seien etwa bereits aus dem Fernsehen einem weltweiten Publikum bekannt gewesen, demgegenüber könne man Sean Connery trotz einiger Filmeinträge als gänzlich unbeschriebenes Blatt begreifen. Vor seiner Einberufung im Dienste ihrer Majestät sei Daniel Craigs größter Erfolg Layer Cake gewesen, den man wohl eher als waschechten Geheimtipp denn als Gassenhauer beschreiben könnte.
Hinsichtlich der mentalen Ressourcen braucht es definitiv einen Schauspieler, der auch dem öffentlichen Druck standhält. Neben James Bond gibt es im Filmgeschäft nur wenige andere Rollen, die derart kritisch beäugt werden, wenn es zu einem Recasting kommt, dass es wahrhaft Nerven aus Stahl und mehr als nur ein Quantum Trost braucht, um diesen Part mit dem gebührenden Selbstbewusstsein auszufüllen.
Craig wurde beispielsweise nach Bekanntgabe im Oktober 2005 als neuer Geheimagent von der Presse als "Mr. Blond" oder "James Bland" (engl. für langweilig) gerügt und sämtliche seiner Kompetenzen (u.a. Fahrkünste, Ausstrahlung) wurden auf despektierliche Weise infrage gestellt. Doch als die Menschen Casino Royale sehen konnten, haben die allermeisten davon ihre ursprüngliche Meinung geändert.
Unter den damaligen James Bond-Anwärtern für Casino Royale befand sich auch der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 22 Jahre alte Henry Cavill. Ähnlich wie im Fall von Aaron Taylor-Johnson würden ihm viele Menschen diese Rolle jetzt mit Leichtigkeit zutrauen, doch die Karten werden wohl nach wie vor gemischt.
Für unser Bauchgefühl war es damals jedenfalls die absolut richtige Entscheidung, die Rolle für eine ältere Person zu reservieren, schließlich wird man nicht leichtfertig zum 00-Agenten berufen. Ein Mann wie Bond muss auf eine gewisse Reputation zurückblicken können, um die Welt retten zu können. Wie seht ihr die Sache um einen jüngeren Bond?