Bewertung: 3 / 5
Religion ist das LSD und Koks des Volkes.
Inhalt: Red (Nicolas Cage) und Mandy führen als Paar ein ruhiges und zurückgezogenes Leben an einem See in den kalifornischen Shadow Mountains der 80er Jahre. Irgendwann wird eine religiös-fanatische Hippiesekte auf Mandy aufmerksam, der Sektenführer lässt sie wegen ihrer Schönheit entführen und schließlich ermorden, weil sie seinen Wünschen nicht nachkommt und ihm nicht Folge leistet. Red begibt sich daraufhin auf einen blutigen Rachefeldzug.
Trailer zu Mandy
Im Endeffekt konnte "Mandy" meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen bzw. eventuell hatte ich auch einfach die falschen Erwartungen. Eigentlich hatte ich mit einem geilen Rache-Actiontrashfilm gerechnet, aber dahingehend dreht "Mandy" erst im letzten Drittel auf. Die Exposition dauert mit 50-60 Minuten viel zu lange, erst recht aufgrund der unterentwickelten Charakterzeichnung (sowohl bezogen auf die Protagonisten als auch auf die Antagonisten). Inhaltliches Material für 80-90 Minuten wird hier auf 120 Minuten gestreckt.
Nicolas Cage dreht dafür im Cage-Modus voll auf (mein Highlight: die Trauerszene in Unterhose mit Wodka im Badezimmer), wie er dem Wahnsinn verfallend die religiösen Fanatiker und deren Handlanger mit Axt und Motorsäge niedermacht, das hat schon etwas für sich. Interessant auch, wie das religiöse Leben, Handeln und Missionieren der Sekte und deren Handlanger an Drogenkonsum und -sucht gekoppelt wird.
Cosmatos kreiert einige eindrucksvolle, wahnsinnige und psychedelische Bilder im "Stranger Things"-Look, die sich mit Jóhann Jóhannssons Soundtrack gelegentlich zu einer düsteren, bedrohlichen Atmosphäre zusammenfügen. Das exzessive Farbenspiel ergibt sich inhaltlich natürlich aus der Traumwelt der Protagonisten und dem LSD-Trip, dennoch empfand ich es insgesamt eher als aufgesetzt und teilweise als störend. Cosmatos scheint wohl einfach gerne mit Farben zu spielen.
Fazit: Auch wenn ich mich den zahlreichen Lobeshymnen nicht anschließen kann, spreche ich mal für Fans von psychedelischem Horror eine Empfehlung aus, zudem ist "Mandy" für Fans von Nicolas Cage definitiv ein Pflichtfilm. Amüsanterweise hat Cage mit dem "The Wicker Man"-Remake aus dem Jahr 2006 bereits einen thematisch ähnlichen Film gedreht, im Bezug auf den Horror und die Religionskritik gefiel mir persönlich Gareth Evans Quasi-Remake "Apostle" jedoch wesentlich besser als "Mandy".