Als der charismatische, aber vom Pech verfolgte Stanton Carlisle auf einem Jahrmarkt die Hellseherin Zeena und ihren Mann und Mentalisten Pete kennenlernt, wittert er seine Chance. Er nutzt die Gelegenheit, lernt von ihnen was er nur kann und nutzt sein neu erworbenes Wissen, um die wohlhabende Elite der New Yorker Gesellschaft der 40er Jahre auszunehmen. Mit der ihm treu ergebenen Molly, plant Stanton den gefährlichen Tycoon Ezra Grindle zu betrügen. Eine mysteriöse Psychiaterin soll ihm dabei helfen. Doch ausgerechnet sie könnte sich als seine bisher gefährlichste Gegnerin erweisen...
Ich habe mir den Film am 25. Februar 2023 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)
Die stilistische Handschrift von Guillermo del Toro ist schnell zu erkennen und entführt den Zuschauer in die zwielichtige, aber faszinierende Welt auf dem Jahrmarkt. Gerade die erste Hälfte des Films ist dank des mystischen Setting und den interessanten "Gestalten" überaus gelungen. Leider hatte der Film im Anschluss seine Längen, was für mich auch am Wechsel des Settings gelegen hat. Erst zum Ende hin nimmt Nightmare Alley nochmal deutlich an Fahrt auf und endet.....nun ja, seht selber. Letztendlich ein gutes Werk von del Toro, aber nicht so stark wie erhofft.
Meine Bewertung@PaulLeger
achso. Ja, das war da schon ersichtlich, hat mich aber gar nicht gestört. Ich fand die folgende Szene trotzdem interessant, weil man gesehen hat, auf welche Art Cooper auf dieses Angebot eingeht. Er macht das ja nicht nur aus Abhängigkeit oder temporärer "Verzweiflung", sondern er sagt ja, er sei dafür geboren.
Ich fand das Ende dann ziemlich spannend und denke seit gestern Abend ziemlich viel über die "Moral der Geschichte" und die Motive der Hauptfigur nach. Und was das Ende nun genau bedeutet.
Also wie das mit seiner "background wound", der Geschichte mit dem Vater vom Anfang, zusammenhängt. Er hat ja seinen Vater gehasst und ihn sterben lassen.
Zum Beispiel:
Ist die "Wahl" der Geek zu werden für Ihn eine Art Selbstbestrafung wegen der Schuld, die er auf sich geladen hat? Meint er damit, dass er dazu geboren ist, etwas vorzuspielen, das er nicht ist (da er ja mit der "Trickbetrügerei" sein Geld verdient und auch Menschen in seinem persönlichen Umfeld mehr oder minder "betrügt"). Oder ist er buchstäblich ein "Monster"? Im Sinne eines bösen Menschen. Das wird ja mal gesagt. [Dazu kam mir noch der Gedanke, was del Toro wohl über den Geek denkt. Bei ihm sind die Monster ja oft nicht die Bösen.] Meint er damit, dass er keine Chance hat seinem Schicksal zu entkommen und am Ende doch wie sein Vater (geworden) ist? War sein Vater Alkoholiker? Verzeiht er vielleicht sogar am Ende seinem Vater? War dieser Vorfall mit dem toten Schausteller wirklich ein Versehen oder nicht? Macht er sich vielleicht auch selbst dafür verantwortlich, dass seine Mutter abgehauen ist? Ist das der Grund, warum er keine ehrliche Verbindung zu Menschen eingehen kann? Dazu würde dann auch gut dieser konservierte Junge da passen, wie du sagst. Den Hintergrund dazu hatte ich schon wieder vergessen. Danke.
@ eli4s
Ich weiß den Wortlaut nicht mehr, aber ich meine, dass die vorletzte Szene, in der er als Hobo am Lagerfeuer die Uhr gegen Alkohol verscherbelt, schon ein Rückgriff auf ein vorheriges Motiv war, aus dem ich geschlossen habe, dass der Protagonist als Geek enden wird. Ich meine, dass der Kerl, der ihm da den Alkohol anbietet, eine Dialogzeile sagt, die exakt so zuvor auch schon von Dafoes Charakter getätigt worden war als er über Geeks sprach.
Von daher fand ich, dass die Schlussszene, wo dann ja nochmal auf einen Dialog von Dafoes Figur Bezug genommen wird, im Grunde redundant war.
In den konservierten Jungen kann man vermutlich vieles hineinlesen. Da er durch seine Geburt seine Mutter getötet haben soll, könnte er für die Schuldgefühle des Protagonisten stehen, denen dieser nicht entkommt.
Hat mir gut gefallen. Insbesondere die Kamera und das Szenenbild sind super stark. Hat mich sofort reingezogen in das Setting. Aber auch die Story fand ich echt nett, inklusive dem Ende.
@PaulLeger
Könntest du ausführen, was dein Problem mit der letzten Szene war? Mich hat sie nicht gestört. Ganz eindeutig fand ich es auch nicht. Denke gerade noch ein wenig drüber nach...
Könntest du auch auf die Bedeutung des konservierten Jungen deiner Meinung nach eingehen? Würde mich sehr interessieren. Danke.
Del Toro hat hier eine grandiose Schlussszene eingefangen, das aber leider offenbar selbst nicht erkannt, denn aus unerklärlichen Gründen kommt danach keine Abblende, sondern eine weitere Szene, in der das, was in der vorherigen so schön angedeutet wurde, nochmal überdeutlich ausformuliert wird, wohl damit es auch Zuschauer raffen, die zwischendrin eingeschlafen sind oder mit dem Handy gespielt haben. Von einem Regisseur wie del Toro erwarte ich da Besseres, zumal dies kein Popcorn-Blockbuster ist, bei dem man darauf achten muss, jeden abzuholen.
Ansonsten ist hier von den Schauspielern über die Ausstattung bis hin zur Inszenierung alles erlesen, nur die Story ist dann doch eher die B-Ware aus dem Noir-Fundus. Dennoch insgesamt ein schöner Film mit akkurat eingefangener Atmosphäre.
Meine BewertungHab den Film bei Disney+ gesehen bei den Neuzugängen. Del Toro als Regisseur, geiler Cast, oscarnominiert und heute war ich in der seltenen Stimmung für einen Film außerhalb meiner üblichen Genres, der mich in seinen Bann zieht. Hab dennoch ne halbe Minute gezögert aufgrund der Länge, aber ich musste es einfach ausnutzen, wenn ich schon mal in der Stimmung bin.
Wie üblich bei solchen Filmen befürchtete ich mich eher zu langweilen überwiegend und kein großes Interesse an der Story finden zu können.
Glücklicherweise konnte mich der Film aber abholen und wie erhofft bin ich zweieinhalb Stunden in eine andere Welt eingetaucht. Das liegt daran, dass der Film seine Story gut erzählt hat und auch sehr atmosphärisch war. Mir hat die Story also gefallen, war mal wieder was anderes, auch wenn der Teil mit dem Mentalist bzw. Gaukler so oder so ähnlich schon in anderen Filmen Thema war.
Der erste Teil mit dem Jahrmarkt hat mir gefallen, vor allem der Anfang. Coopers Charakter hat erst nach über 10 Minuten zum ersten Mal gesprochen. Ich mochte die Charaktere des Jahrmarkts, klasse gespielt von Toni Collette und Willem Dafoe. David Strathairn und Ron Perlman sehe ich auch immer gerne. Rooney Mara war ebenfalls gut. Cooper als Hauptcharakter natürlich ebenso.
Der Wechsel des Settings und der kleine Zeitsprung hat dann wieder frischen Wind in die Story gebracht und hat dafür gesorgt, dass mir nicht langweilig wurde. Zudem wurde dann mit Blanchetts Figur der beste Charakter des Films eingeführt, sie hat jede Szene gestohlen und war einfach klasse, seine erste Sitzung in ihrer Praxis war die für mich beste Szene des Films, klasse geschauspielert, passende Musik, Tageszeit, Wetter, intensiv und vor allem atmosphärisch! Auch der Sound (vom Film generell) war echt gut und hat seinen Teil beigetragen.
Dass am Ende alles schief geht war zu erwarten und dass Stan letztendlich selbst als "Geek" endet, war mir schon dann klar, als Willem Dafoes Charakter ihm erklärt hat, wie er neue Geeks bekommt.
Also Story, Charaktere, Musik, Spannung und Sound fand ich gut. Der Cast war klasse, ebenso die Atmosphäre. Mir hat auch sehr gefallen, wie der Film gefilmt wurde. Vielleicht lag es auch daran, dass er 4k war, ich weiß es nicht, aber er sah visuell einfach sehr gut aus, hat zu der Zeit gepasst, in der er spielt, die Farben waren nicht so stark, fand ich gut. Und die Kameraarbeit hat mir ebenso gefallen.
Letztendlich kann ich dann erfreut sagen, dass sich mein Ausflug in andere Genres heute gelohnt hat, ich hatte einen schönen, atmosphärischen Filmabend, der Film passte 100%ig zu meiner Stimmung, in der ich war. War gut, dass ich mich entschieden habe, den Film zu schauen.
Del Toro ist ja nicht gerade ein Regisseur, der Filme meiner Lieblingsgenres macht, aber er liefert ordentliche Filme ab und zumindest mit Pacific Rim hatte er einen Film gemacht, der schon eher was für mich ist und der mir auch gefallen hatte. Ansonsten kenne ich von ihm ja nur noch Pans Labyrinth (sehr guter Film), Crimson Peak (den fand ich etwas enttäuschend), Shape of Water (guter Film, aber fragwürdiger Best Picture Gewinner) und natürlich die Hellboy-Filme, wobe ich nicht glaube, dass ich den 2. Teil je gesehen habe, mein Interesse ist da aber auch nicht groß.
Nightmare Alley hat mir gut gefallen und ist besser als sein letzter Film. Natürlich ist es kein Film, den ich je wieder sehen werde, aber die Erinnerung an einen atmosphärischen Filmabend werde ich haben.
Meine BewertungLink zu meinem Letterboxd-Profil /// (ehem. FlyingKerbecs)
Nightmare Alley macht eigentlich fast alles richtig: er bietet Top-Schauspieler, die zudem ihr bestes geben und super spielen, er ist beklemmend und bietet eine dichte Noir-Atmosphäre, die Kameraaufnahmen sind toll, die Ausstattung und die Kostüme sind klasse und auch die Story ist interessant und auch spannend, wenn auch etwas zu zäh.
Trotz alledem ist der Film für mich aber "nur" gut, jedoch nicht hervorstechend oder gar grandios. Mir fehlt das gewisse "Etwas", damit der Funke richtig überspringen kann. Auch konnte ich mit keinem der Charaktere so richtig warm werden, weil sie mir alle irgendwo unsympathisch waren (außer Dolly). Da kamen keine echten Emotionen auf.
Alles in allem zwar ein guter Film, der mich aber einfach nicht so richtig gepackt hat und den ich mir kein zweites Mal ansehen will. Guillermo del Toro wird scheinbar niemals wieder die Genialität eines "Pan’s Labyrinth" erreichen, obwohl ich bei jedem neuen Film von ihm genau darauf hoffe.
7/10 Punkte - Kein Wiederschauwert
Meine BewertungEin Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.
Guillermo del Toro nimmt sich in seinem neuesten Werk viel Zeit um den Charakter Stan näherzubringen, einer zwielichtigen Person, welche bei einem Wanderjahrmarkt unterkommt. Mit viel Expositon wird uns das Leben auf einem solchen Jahrmarkt nähergebracht: Schwindel, Freude, Überleben und wahrer Horror. Gerade dieser Aspekt der Geschichte ist wie für del Toro gemacht, kann er hier ohne in Fantasy/Horror abzudriften doch seinen Stil komplett zur Entfaltung bringen: Gruselkabinett und Geek-Show, das "Unheimliche" passen zu seiner Bildsprache und man muss die Sets einfach nur loben.
Der Teil wird dabei wirklich in die Länge gezogen, bevor es eigentlich in die "konkrete" Handlung überleitet. Lange ist somit nicht wirklich klar, worum es eigentlich geht und was der Sinn dieser Geschichte ist. Manche Dinge (Liebesgeschichte) passieren dann trotz der Laufzeit viel zu plötzlich und wirken zu gewollt. Als man sich schon denkt: "Ja, nett, aber wozu?", schafft del Toro es uns einen echten Thriller zu bieten. Auch hierfür nimmt er sich viel Zeit, kann trotzdem fesseln. Zum Ende hin kann man sich denken worauf es hinausläuft, schlussendlich schafft es Del Toro aber nochmal die Kurve zum Beginn der Handlung zu bekommen, was einen doch mehr als niedergschlagen zurücklässt.
Es wird einem klar, was der Regisseur uns eigentlich sagen möchte, dabei bleibt ein bitterer Nachgeschmack und letztendlich bleibt die Frage, ob dafür tatsächlich zweieinhalb Stunden nötig waren - komplex ist die Story nicht wirklich. Trotzdem bleibt einem das Gesehene im Kopf und auch nach 3 Tagen höre ich nicht auf an diesen Film zu denken. Neben der spannenden Thematik sind es vor allem die bereits erwähnten Sets, welche einen an der Stange halten. Aber natürlich liefert der Cast auch ab, welcher einfach grandios besetzt ist und durchgehend überzeugen kann.
Letztendlich ist dies kein Film, den man sich mehrfach ansehen möchte, die doch "plumpe" Botschaft wird in eine, ja doch zu lange Handlung gepackt und vieles diente nur den Schauwerten. Trotzdem ein Film über den man reden kann, mit großartigem Cast und tollen Bildern und einer klassen Optik. Auch Shape of Water sah damals toll aus, brachte aber absolut nix Neues hervor und war eigentlich nur ein Remake einer schon 100mal erzählten Geschichte. Auch Nightmare Alley ist ein Remake und eine Buchadaption, gewisse Stylmittel kennt man, stellenweise fühlt ich mich gar an Nolans Prestige erinnert, fesselt aber und schließt am Ende einen Kreis, wo man sich schon fast dachte, warum man dies alles genauso zeigen musste.