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Nightmare Alley

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Nightmare Alley Kritik

Nightmare Alley Kritik

Nightmare Alley Kritik
0 Kommentare - 22.01.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Nightmare Alley" ist.
Nightmare Alley

Bewertung: 3.5 / 5

Stanton Carlise (Bradley Cooper) schließt sich einem wandernden Zirkus ein. Er gerät dabei unter die Fittiche der Mentalisten Zeena (Toni Collette) und Pete (David Strathairn). Mit der Zeit gelingt es Carlise immer mehr Leute bewusst zu manipulieren und er entschließt den Jahrmarkt zu verlassen und in eine Stadt zu gehen, wo er auf die Psychiaterin Lilith Ritter (Cate Blanchett) trifft. Zusammen planen sie den Geschäftsmann Ezra Grindle (Richard Jenkins) um sein Geld zu erleichtern.

Es sind grauenhafte Welten in die Guillermo del Toro seine Figuren hineingebärt und so ist es auch in Nightmare Alley. Im Jahr 1939 als gerade der wohl verstörendste Krieg der jüngeren Geschichte brannte, siedelt del Toro die Geschichte eines Betrügers an. Ein Mensch, der ebenso undurchsichtig erscheint, wie das Milieu, in das er sich wagt. Dabei gelingt es dem Regisseur recht schnell eine Faszination für den Schwindler zu kreieren, weil er den Zuschauer mit einigen Fragezeichen zurücklässt. Doch der reine Umstand seiner durchaus gut gestrickten Geschichte und der unglaublichen Inszenierung ist zunächst erstmal etwas, was man aus den Zweieinhalbstunden herausfiltern muss. Und da tun sich dann Probleme auf, weil der Film dann eben auch cleverer tut, als er gegen Ende ist. Wild und vermeintlich sinnlos streut del Toro die ein oder andere Sequenz um eine Brand in den Film, die zunächst erstmal für Staunen sorgen soll. Doch was hier groß als Mysterium aufgebaut werden soll und dem Macher als Werkzeug dient, um eine genaue Zeitlinie nun auszumachen, ist gegen Ende des Werkes tatsächlich nur das: ein Werkzeug.

Trailer zu Nightmare Alley

Ähnlich verhält es sich mit vielen dieser unerwarteten Wendungen im Film. Zwischen dem Allzeit-Gauner und der Psychiaterin kommt es zu einer Übereinkunft, die wenig überraschend genau den Weg nimmt, den die Figurenkonstellationen und das generelle erste Erscheinen einer gewissen Person nicht nur einfach vorausdeuten, sondern glasklar offenlegen. Zwar lassen sich hier nicht alle Einzelheiten eines Konfliktes haargenau vorhersagen, wie es ebenso wenig die Hauptfigur vermag, dennoch ist das in Teilen dann doch eine recht lahme Wendung, um eine Geschichte, die dahingehend auch locker zwanzig Minuten gekürzt werden können. Dabei ist es fast schon egal, wann man diese Kürzungen anlegt. So gibt es nämlich zu Beginn eine schier endlos wirkende Exposition um das Schaustellerleben und den Weg, den Stan Carlisle in dieser Zeit einschlägt. All die Menschen, die er auf seinem Trip als Mischung aus Selbstfindung und Verschwinden trifft, sind natürlich dafür verantwortlich, daß er diese Person wird, die er eben gegen Ende ist. Auf der anderen Seite hat der gesamte Zirkusaspekt dann aber dennoch zu viel Zeit beansprucht, weil auch die Hollywood-Allegorie zwischen Zirkus und Filmkunst nicht unbedingt so viel hergibt, wie es del Toro glaubt. Ähnlich könnte man aber durchaus den zweiten Akt um einige Stellen kürzen, der zeigt, wie die Figur sich langsam in ihrer Macht verliert und keinerlei Grenzen mehr ausgesetzt scheint. Es ist im Prinzip auch ein ebenso gängiges Stilmittel vieler Hollywoodfilme, um vermeintliche Spannung zu erzeugen.

Doch obwohl die Geschichte und ihre Subtexte in Sachen Hollywood erahnbar sind, sind beide auch nicht zwingen schlecht. Es hat schon was, all diese schrägen Persönlichkeiten in ihrem Treiben zu beobachten und auch direkt einen Blick hinter die Kulissen zu wagen. Gerade der Wechsel von Person und Teil der Kunst, den viele Schausteller, wie auch Schauspieler verkörpern, gehört zu den interessantesten Paradoxa der Menschheit. Das machte die Bühnenauftritte von Michael Keaton und Edward Norton in Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) (2014) schon zu Highlights und es gelingt auch hier, wenn man sieht, wie jedes Individuum zwischen Außenwirkung und Identität hadert.

Der Film-Noir der hier porträtiert wird, hat irgendwie auch eine gewisse Verbindung zur Spätromanik, indem hier der menschliche Verstand, die Vermischung aus Realität und Kunst, der Fortschritt und das Träumen zu Teilen der Geschichte werden. Und genau das wird auch von Bradley Cooper großartig porträtiert, der hier einen Wandel vom wortkargen Helden, über betrügerischen Scharlatan bis hin zum erniedrigten Überlebenskünstler mimt. Ebenso wie Cate Blanchett, wobei der Film sich hier eindeutig zu lange Zeit lässt, die Figur zu etablieren.

Ein ebenso großes Lob gebührt hier dem Setdesign und der Kamera, die beide gleichsam gerade auf den Jahrmarktszenen einen sehr düsteren, fast schon Burtonesken Charme versprühen. Es erinnert tatsächlich wie die dezente und realitätsnähere Version eines Gotham Jahrmarktes aus Batman (1989) oder Batmans Rückkehr (1992). Und die ist auch berechtigt, weil der Film sich stark auch mit der Beziehung zwischen Mensch und Monster beschäftigt. Ob hieraus tatsächlich ein wirklich unerwartetes Resultat gezogen werden kann, sei mal dahingestellt. Schließlich ist die Deutung des Endes sehr erahnbar, dennoch wirkt das insgesamt und schon ist durchaus sinnig. Guillermo del Toro hätte dennoch gut daran getan, vielleicht weniger auf Realismus zu setzen und mehr noch Wesen, für die er unter anderem bekannt ist, direkt im Film auftauchen lassen sollen.

Seit geraumer Zeit versucht sich Guillermo del Toro daran, seinen künstlerischen Anspruch über wirklich gute Werke zu stellen. Und das ist schade. In Nightmare Alley wird daher auch ein wenig Potenzial verschwendet und an die wirklich großen Werke des Regisseurs gelangt der Film nicht heran. Dennoch hat er die Zügel in der Hand, kann mit einer sehr starken Inszenierung punkten. Mindestens ebenso stark ist sein Hauptdarsteller Bradley Cooper, dessen Figur komplex, unnahbar und dennoch durch ihren Treib nach Macht so unwiderstehlich erscheint. Auch der restliche Cast macht diesen Film zu einem sehenswerten Werk.

Nightmare Alley Bewertung
Bewertung des Films
710

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