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Boston Strangler

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Wahre Frauensache

Boston Strangler Kritik

Boston Strangler Kritik
0 Kommentare - 04.04.2023 von Moviejones
Wir haben uns "Boston Strangler" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Boston Strangler

Bewertung: 3.5 / 5

Seit dem 17. März kann das Thriller-Drama Boston Strangler mit Keira Knightley als unerschrockene Journalistin in der Hauptrolle auf Disney+ angesehen werden. Die True-Crime-Story hält zuverlässige Genre-Kost mit wohldosierter Gesellschaftskritik bereit, denn diesmal geht es nicht (nur) um beinharte Polizeiarbeit, sondern um die Karrierechancen für Frauen im von Männern dominierten Redaktionsumfeld der 1960er Jahre.

Boston Strangler Kritik

Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen darf die Bostoner Zeitungsreporterin Loretta McLaughlin (Knightley) für ihr Blatt kaum mehr als Haushaltsgeräte rezensieren und über angemessene Verhaltensweisen bei Tisch schreiben. Als die strebsame Journalistin von drei strangulierten Frauen erfährt, die sich jeweils im selben Alter befinden, fühlt sie sich dazu berufen, der Sache nachzuspüren. Im Zuge eigens angestellter Recherchen muss sie einem feindseligen Arbeitsumfeld die Stirn bieten, das ihr das rhetorische Feingefühl für die brutalen Morde abzusprechen versucht.

Trailer zu Boston Strangler

Boston Strangler ist einer jenen Thriller, der für sich genommen recht spannend und unterhaltsam daherkommt, der aber im Vergleich zu bekannten Genre-Größen in audiovisueller Hinsicht zu reserviert daherkommt, um sich in diesem Umfeld nachhaltig zu behaupten. Dennoch hat der Film, der auf einer wahren Mordserie fußt, eine überaus interessante Prämisse zu bieten: Er verhandelt die Rolle der Frau in einer Männerdomäne und verdeutlicht, dass der richtige Spürsinn keine Frage des Geschlechts ist, sondern des zugestandenen Aktionsradius.

Keira Knightley liefert für Boston Strangler eine ebenso scharfsinnige wie emotional ergriffene Performance ab, die ihr schauspielerisches Können vor Augen führt. Insbesondere sind dabei die Auseinandersetzungen hervorzuheben, die sie mit ihrem vorurteilsbehafteten Boss (Chris Cooper) und mit ihrem im Kern liebevollen Ehemann Jack (Morgan Spector) austrägt. Wiederholt muss sich die von Knightley gespielte Loretta McLaughlin Fragen zu ihrer Kompetenz gefallen lassen und begegnet diesen mit Ignoranz und umso größerem Arbeitseifer.

Hervorzuheben ist bei alledem die Beziehung zu ihrer Kollegin Jean Cole (Carrie Coon), die sich bereits seit Jahren in diesem schwierigen Metier behauptet und dabei ebenfalls den abfälligen Kommentaren der Männer und Frauen des Verlags trotzig gegenübersteht. In den Szenen, die die beiden Frauen bei Boston Strangler miteinander teilen, wird nicht nur die Tragweite eines gelebten solidarischen Umgangs zum Ausdruck gebracht, sondern auch die Schicksalhaftigkeit in Form einschneidender Begegnungen, die derartige Karriereoptionen erst in Gang zu setzen vermögen.

Derartige zeitgenössische Problemstellungen hat man zwar bereits des Öfteren im Bereich des Period Dramas bearbeitet gesehen - etwa im Falle von Mad Men, Die Telefonistinnen oder Das Damengambit - doch im Gewand eines Thrillers ist das durchaus als erfrischende Angelegenheit zu werten.

Leider ist der Stoff aber zu vorhersehbar, was den routinemäßigen Ablauf anbelangt. Zwar mag das im Hinblick auf die realen Begebenheiten über den Boston Strangler einigermaßen akkurat sein, doch im Endeffekt erfährt man im Vergleich mit anderen Genre-Beiträgen zu wenig darüber, was den Schrecken im Zusammenhang mit einer solch unerklärlichen Mordserie ausmacht.

Natürlich stapeln sich nach und nach die Fälle von erdrosselten Frauen, die allesamt dasselbe Muster aufweisen und es gibt zahlreiche Menschen, die Loretta und Jean auf ihrem Weg zur Wahrheit misstrauen. Das allein wäre nicht großartig kritikwürdig, denn das sind gewissermaßen die Spielregeln für eine Kriminalgeschichte. Allerdings macht man hinsichtlich der Kameraarbeit und der tonalen Ebene zu wenig, um die Geschichte angemessen zu transportieren, geschweige denn, dass man dadurch eine schneidige Atmosphäre kreiert.

Es gibt im letzten Drittel von Boston Strangler etwa eine wundervoll düstere Einstellung, in der Loretta einsam über eine von Bäumen gesäumte Landstraße fährt, die prädestiniert schien, um im Gedächtnis zu bleiben. Leider hat man sich aber im finalen Schnitt dafür entschieden, bloß schnell die Story voranzutreiben und so geht man geschwind zum nächsten Handlungsort über. Derartige inszenatorische Kniffe, in denen zur Abwechslung länger nichts gesagt wird, hätten dem Thriller zur Kontrastierung des frauenverachtenden Geschehens gut zu Gesicht gestanden.

Zwar bieten die Szenen, in denen der undurchsichtige Killer seinen blutigen Taten nachgeht, ebenfalls dieses Potenzial, allerdings wirken diese zu rar und behäbig eingestreut und werden bei ihrem Aufkommen eher zur Komplettierung der Geschichte als zur Betonung einer Aussage genutzt. Das ist insbesondere deshalb schade, weil der Großteil des Casts gut aufgelegt war und dem Film dadurch das gewisse Etwas fehlt, um ihn ansatzweise mit hochkarätigen Produktionen wie Zodiac - Die Spur des Killers, Mindhunter, Mare of Easttown oder True Detective konkurrieren zu lassen.

Alles in allem ist Boston Strangler von Matt Ruskin zwar nicht der ganz große Wurf geworden, doch er bietet mehr als nur solide Unterhaltung für Fans von True-Crime-Geschichten. Schön ist im Übrigen, dass man zur Abwechslung mal auf allzu blutige Bilder verzichtete und sich stattdessen auf angemessen ausgearbeitete Figuren und ihre individuellen Stärken und Schwächen gestürzt hat. Dadurch kann der dramatische Thriller auch zartbesaiteten Naturen empfohlen werden.

Wiederschauwert: 25 %

Boston Strangler Bewertung
Bewertung des Films
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