Bewertung: 3.5 / 5
Vier Musiker haben den Traum, als "The Four Seasons" Ruhm zu erlangen - kein leichter Weg, wenn man aus der Kleinstadt Newark in New Jersey und eher ärmlichen Verhältnissen stammt. Da hilft es auch nicht immer, Mafiaboss Gyp DeCarlo (Christopher Walken) im Rücken zu haben, der die vier Jersey Boys ins Herz geschlossen hat. Erst recht nicht, wenn sich Frontmann Frankie Valli und seine Band über die Ziele der Band nicht immer ganz einig sind...
Regie- und Darsteller-Altmeister Clint Eastwood (Million Dollar Baby) hat sich mit einer Adaption des gleichnamigen erfolgreichen Musicals von Marshall Brickman eigentlich ein schönes Thema vorgenommen: Eine berühmte Rock'n'Roll-Band, "Frankie Valli and The Four Seasons", deren Weg zum Ruhm in Jersey Boys ab 1951 in Newark verfolgt wird, vermischt mit Mafiaambiente und dem Kampf um die Verwirklichung des großen Traums von vier Musikern aus ärmlichen Verhältnissen. Dazu vier sehr unterschiedliche Charaktere, die auch überzeugend dargestellt werden, zum Teil vom Originalcast des Bühnenstücks. So wird zum Beispiel Frontmann und daher auch Hauptfigur Frankie Castellucio aka Frankie Valli vom Bühnenstar John Lloyd Young gespielt.
Trailer zu Jersey Boys
Der Realismustouch der Musikerbiografie ist ebenso gelungen wie die dramatischen Schwierigkeiten der vier Jersey Boys auf ihrem Weg, auch der visuelle Stil hat Charme. Fans der Musik kommen doppelt auf ihre Kosten mit den Songs, die auch die Etappen des Weges der Musiker markieren. Was also sorgt dafür, dass Jersey Boys dennoch nicht wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlässt? Was dem Film fehlt, ist, auch den Charme der Zeitepoche ausreichend glänzen zu lassen. Die Konzentration auf nur diese Band, dazu viel Leinwandzeit für Bühnen-, Club- und Studioszenarien - das sorgt dafür, dass die Backstageparts und privaten Sequenzen kaum Zeit haben, das historische Setting ausreichend rüberzubringen.
Dennoch ist Jersey Boys sehenswert und rührt in einzelnen Sequenzen, sei es ein weinender Christopher Walken (Hairspray) als Mafiaboss, der Frankie Valli aufgrund seiner Stimme besonders lieb hat, seien es die Streiteren zwischen dem eher coolen Draufgänger Tommy DeVito (Vincent Piazza, Boardwalk Empire) und dem dagegen schüchternen Frankie, den Tommy andererseits auch wie einen kleinen Bruder beschützt. Oder auch Erich Bergen (Person of Interest) als Songwriter Bob und Neuzugang der Band, dessen Einstieg der Band erst so richtig die Tür für den großen Aufstieg öffnet. Auch Michael Lomenda als Bandmitglied Nick und Joseph Rosso als Produzent Joey überzeugen in ihren Parts.
Musikfilmfans sollten Jersey Boys nicht verpassen, aber auch allen anderen können wir Eastwoods Machwerk durchaus ans Herz legen - man darf nur nicht zu viel erwarten. Überrascht waren wir, dass eine in den Trailern und auch auf dem Filmposter gezeigte Szene eigentlich einen Weg für den Film vorgibt, den Eastwood dann doch nicht den Mut hatte, zu beschreiten. Diese Szene kommt erst am Ende und zeigt, wohin die Reise hätte gehen können, wenn der Regisseur einem Musicalstil den Vorzug gegeben hätte, statt Jersey Boys als biografisches Musikerdrama aufzuziehen.