Bewertung: 3.5 / 5
Erst starb seine Frau, dann kamen die Depressionen. Dann stahl man ihm sein Auto, dies machte ihn wütend. Aber seinen Hund zu töten, das ging eindeutig zu weit. John Wick (Keanu Reeves) will Rache! Nachdem ihm der Sohn des Gangsterbosses Viggo Tasarov (Michael Nyqvist) alles genommen hat, kehrt Wick in sein altes Leben zurück. Denn Wick ist kein gewöhnlicher Mann. Wenn es schlimm wird und man im Untergrund jemanden braucht, der aufräumt, der nicht aufzuhalten ist, dann ruft man den schwarzen Mann. Doch Wick ist nicht der schwarze Mann - er ist derjenige, den man ruft, um den schwarzen Mann zu stoppen...
VIDEOKRITIK
Trailer zu John Wick
Es ist schon eine geraume Weile her, seit wir Keanu Reeves in einem guten Film erlebt haben. Sowohl 47 Ronin als auch Man of Tai Chi waren im vergangenen Jahr beides Filme, die man besser nicht zweimal sieht. Umso erfreuter waren wir natürlich, ihn in John Wick in gewohnter Qualität zu erleben. Dabei macht die Story um einen unglaublich professionellen Killer, eine Ein-Mann-Armee, zuerst ein wenig den Eindruck, so als handelte es sich dabei um einen nur anders interpretierten Verschnitt von The Equalizer. Glücklicherweise ist dies nicht der Fall. Weder inhaltlich noch stilistisch gibt es wirklich Ähnlichkeiten zwischen John Wick und Denzel Washingtons Aufräumaktion. Dazu trägt vor allem die Regiearbeit von David Leitch und Chad Stahelski bei. Am ehesten ist der Film noch mit Payback - Zahltag aus dem Jahr 1999 zu vergleichen, nur dass Wick deutlich zielstrebiger arbeitet.
Ein weiterer Unterschied zu anderen Filmen des Rächergenres, dass sich John Wick bei weitem nicht so ernst nimmt, wie es die Grundidee vermuten lässt. Vor allem mit der Idee eines unstoppbaren Killers, der im Ruhestand ist und nun doch wieder in die Kreise eintauchen muss, die er einst erfolgreich hinter sich gelassen hat, wird viel gespielt. Auch die teils sehr amüsante Heranführung des Zuschauers an die Figur John Wick kann dabei nur lobend erwähnt werden. Dabei versuchen die Macher nicht nur, "Wick" als Begrifflichkeit zu etablieren, sondern zimmern zudem ein verrücktes Verbrecher-Szenario drumherum. Wie lebt es sich unter Killern, welche Regeln gibt es und wo hausiert man? Alles Fragen, die in John Wick geklärt werden.
Gerade dieser recht frische Ansatz lässt einen als Zuschauer dann auch gnädig darüber hinwegsehen, dass inhaltlich nicht viel geboten wird. Die ersten Minuten müssen reichen, um den Schauplatz zu etablieren, von da an wird per Kopfschuss jeder, der im Weg steht, beseitigt. Diese Herangehensweise wird Actionfans gefallen, nutzt sich aber ab einem bestimmten Punkt leider etwas ab. Denn sobald der Film seinen USP nicht ausspielt, wird John Wick etwas gewöhnlich. Da nützen dann auch tolle Schauspieler wie Willem Dafoe und Ian McShane wenig. Gerade Wicks Hauptmotivation und Bindung zu seiner Frau dringen nur wenig zum Zuschauer durch, hinzu kommt, dass Wick als derart gefährliche und unaufhaltsame Tötungsmaschine etabliert wird, wobei die Schuhe eine Nummer zu groß sind für Keanu Reeves. So souverän er auch versucht zu agieren, das Drehbuch schludert nicht selten und manche Situation wird nicht durch Wicks außergewöhnliches Talent gelöst, sondern durch die Dummheit seiner Feinde, das Eingreifen Dritter oder einfach nur simples Glück.
Diese sorgt dann leider auch dafür, dass sich John Wick stellenweise etwas zäh anfühlt und im Laufe der Zeit etwas von seiner Leichtigkeit verliert. Was bleibt, ist aber ein extrem solider Actionfilm, mit einer gehörigen Prise Witz, ein paar neuen Ideen aber manchmal nicht genug Wumms. Dennoch eine klare Empfehlung an Genrefans und Leute, die Reeves mal wieder in Aktion erleben und sich nicht fremdschämen wollen.