Bewertung: 3.5 / 5
1981 in der Antarktis. Norwegische Wissenschaftler entdecken tief verborgen im ewigen Eis ein außerirdisches Raumschiff. Datierungen ergeben, das UFO muss dort bereits seit mindestens 100.000 Jahren liegen. Doch noch etwas anderes erweckt das Interesse der Forscher, ein fremder Organismus, der unweit der Absturzstelle ebenfalls im Eis verborgen liegt. Für die Ausgrabung wird fachkundige Hilfe benötigt, weswegen Projektleiter Dr. Sander Halverson (Ulrich Thomsen) die amerikanische Paläontologin Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) von dem Hubschrauberpiloten Sam Carter (Joel Edgerton) einfliegen lässt. Die Ausgrabung glückt und schnell wird klar, hier wird Geschichte geschrieben. Doch die Freude währt nur kurz, denn der ausgegrabene Fremdorganismus ist nicht tot und befreit sich aus seinem Sarg aus Eis... Noch ahnt niemand, welche Gefahr droht, doch mit den ersten Todesopfern wird schnell klar, dass das Alien kein braver Organismus ist. Als Formwandler ist es in der Lage, andere Lebewesen zu absorbieren, sich deren Form anzueignen und so immer mehr Menschen zu infizieren. Aus anfänglicher Besorgnis wird schnell Panik, denn es dauert nicht lange, bis jeder jedem misstraut und niemand mehr weiß, wer Mensch ist und wer nicht...
Das Ding ist nicht totzukriegen. Mit nahezu schöner Regelmäßigkeit kehrt das Monster alle 30 Jahre zurück. 1951 verfilmten das erste Mal Christian Nyby und Howard Hawks die Kurzgeschichte "Who goes there?" des Amerikaners John W. Campbell. 1982 folgte Regie-Ikone John Carpenter mit seiner Neuinterpretation - Carpenter, der sich etliche Klassiker wie Halloween oder Die Klapperschlange auf seine Fahne schreiben kann, aber auch kultige B-Movies wie Dark Star - Finsterer Stern. Doch sein Das Ding aus einer anderen Welt ist anders und stellt in seinem filmischen Schaffen eine Besonderheit - und wohl seine größte Leistung - dar. Nachdem Carpenter bereits mit Kurt Russell in Die Klapperschlange zusammenarbeitete, gab er ihm hier wie auch im späteren Big Trouble in little China die Hauptrolle. Doch während die meisten Carpenter-Klassiker, vor allem die der 70er und 80er Jahre, aus heutiger Sicht zahm, angestaubt und teils altbacken erscheinen, hat sein Ding den Test der Zeit überstanden. Noch heute hat der Horror-Science-Fiction-Film kaum etwas von seiner beklemmenden Atmosphäre eingebüßt, was nur echten Meisterwerken der Filmgeschichte glückt.
Trailer zu The Thing
Nun erscheint 30 Jahre später das Prequel zu jenem Film. The Thing ist der erste Kinofilm von Matthijs van Heijningen Jr. und wir müssen dem Frischling schon Respekt zollen, was für ein Risiko der Regisseur hier einging im Vergleich zum 1982er "Original". Fast so, als würde jemand anstelle von Ridley Scott die Vorgeschichte von Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt erzählen (wir stufen Prometheus einfach mal nassforsch als das lange geplante Prequel ein). Es braucht Mut und eine gewisse Leidenschaft dies durchzuziehen, doch reicht das trotzdem nicht aus, wenn die handwerklichen Fähigkeiten fehlen. Zum Glück hat van Heijningen Jr. diese und auch das passende Drehbuch.
The Thing ist als direktes Prequel zu Carpenters Geschichte angelegt und van Heijningen Jr. setzt alles daran, dass dies auch im Film rüberkommt. Details der norwegischen Station aus Carpenters Das Ding werden auch im Prequel aufgegriffen. Im Vorfeld wurde oft von der Axt in der Wand gesprochen, die einst zu sehen war, doch das ist nur eine von vielen Feinheiten, mit denen der Film gespickt ist. Zu Beginn entführt uns der Film erst einmal in die Antarktis und nimmt sich Zeit, sowohl die Entdeckung des Raumschiffs und des Piloten zu zeigen als auch die Hauptfiguren vorzustellen. Obwohl der Film in einem norwegischen Lager spielt, wurde hier dem amerikanischen Geschmack geschuldet auch eine Prise USA eingestreut, weswegen die Figuren Sam Carter und Kate Lloyd als Hauptdarsteller eingeführt worden sind. Besonders das Casting von Mary Elizabeth Winstead war umstritten, da für viele Fans die pure Männerwelt zerstört wurde, die Carpenters Werk ausmachte. Das Casting geht aber durchaus in Ordnung, denn Matthijs van Heijningen Jr. vermeidet einen Fehler: Eine Liebesgeschichte in den Film einzubauen. Wäre The Thing wieder ein reiner Männerfilm geworden, hätte er jegliche Daseinsberechtigung verloren. So spielt Winstead souverän und bietet etwas fürs Auge und da der Film in erster Linie aus ihrem Blickwinkel erzählt wird, ist es schön, mal wieder eine starke Frau zu erleben, Ripley lässt grüßen. Problematisch wird bei Winsteads Rolle jedoch, die Wandlung im Film völlig zu akzeptieren. Als Wissenschaftlerin ist sie uns gegen Ende des Films etwas zu kampferprobt, ein Problem, das Joel Edgerton nicht hat, da er von Beginn an als Kämpfer dargestellt wird. So gesehen stellen beide Darsteller getrennt das dar, was Kurt Russell im Original ausmachte.