Bewertung: 3.5 / 5
Im Gesamtbild könnte The Thing so gut sein, wenn der Film nicht mit dem großen Original verglichen werden müsste. Denn trotz aller Liebe zum Detail gibt es einige Fehler, die störend wirken. Handgemachte Trickeffekte scheinen etwas aus der Mode gekommen zu sein, aber gerade, wenn das Budget begrenzt ist, sollte dies der Weg sein. Tatsächlich störend wirkt der ausufernde Einsatz von CGI und die damit verbundene ständige Präsenz des Dings. Die Tricks ermöglichen es zwar, Sachen zu zeigen, die mit klassischer Tricktechnik nicht machbar sind - die durchaus als gut zu bewerten sind -, aber sie sind eben nicht gut genug. Das Ding bleibt im gesamten Film ein künstliches Objekt und ist als Produkt aus dem Computer nichts wovor sich der Zuschauer wirklich fürchtet. Matthijs van Heijningen Jr. hält die Kamera dank moderner Technik immer drauf, unserer Meinung nach ein kapitaler Fehler. Während Carpenter, teils aus tricktechnischer Limitation, das Ding immer nur teilweise zeigte, ist der Zuschauer jetzt mit dabei, wenn Wissenschaftler infiziert werden. Dabei wäre es sicherlich effizienter gewesen, die Kamera auch mal auf andere Dinge zu richten, denn das, was der Zuschauer nicht sieht, ist nicht selten weitaus gruseliger, man denke nur an Spielbergs Der Weiße Hai.
Somit opfert van Heijningen Jr. leichtfertig Potential und Atmosphäre und die ist bitter nötig. Carpenters Version lebte von der Spannung und weil das Ding selten zu sehen war, wusste der Zuschauer immer nur soviel wie die Figuren. Auch The Thing versucht, diese Spannung aufzubauen, scheitert aber durch die erwähnten inszenatorischen Schwächen. Mit ein Grund dürfte auch sein, dass das Camp der Norweger zu Beginn deutlich überbevölkert erscheint. Statt einer Handvoll Wissenschaftler haben wir es hier mit gefühlt 20 bis 30 Personen zu tun, die alle der Reihe nach dem Ding zum Opfer fallen müssen. Die Kamera ist immer dabei, was dann auch dazu führt, dass Figuren im Minutentakt sterben müssen. Hier fehlt es an einzeln akzentuierten Schockmomenten. Auch die Paranoia innerhalb der immer kleiner werdenden Gruppe ist nicht immer greifbar. Wie einst muss auch hier ein Mittel gefunden werden, Mensch und Alien zu unterscheiden: Die Idee, durchaus clever, ist aber nicht ganz so effektiv für die Spannung wie erhofft und auch die Möglichkeit, Amerikaner gegen Norweger auszuspielen, nutzt der Film nur im Ansatz. Zum Ende kriegt der Film dank Wechsel des Schauplatzes noch einmal die Spannungskurve und auch die Verknüpfung zu Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt gelingt - auch wenn Matthijs van Heijningen Jr. dies in den Abspann verlagerte, um sein eigenes Filmende zu schaffen, das aber für uns dann einen Tick zu optimistisch ist. Dieser löst dafür aber alle losen Enden auf und das Original könnte ohne Bruch danach geschaut werden.
Trailer zu The Thing
The Thing ist für sich genommen kein schlechter Film: Gut inszeniert, mit einem coolen Monster und einem unverbrauchten Setting im ewigen Eis. Er funktioniert gut alleinstehend, verglichen mit Carpenter müssen aber Abstriche hingenommen werden. Zwar kann Matthijs van Heijningen Jr. durch die Prequel-Vorgabe wenig anders machen, doch fühlt sich der Film streckenweise wie eine Kopie an. Nicht schlecht, aber schlechter als das Original, denn The Thing bringt zu wenig neue Ideen mit, um auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist schwer, diesen Film zu bewerten, wenn man das Original liebt, doch wenn dieses eine glatte 5/5 ist, mag The Thing schlechter sein, bietet jedoch genug Unterhaltung, um den Kinobesuch zu rechtfertigen. Wir möchten jedem Zuschauer empfehlen, möglichst unvoreingenommen heranzugehen und auch nicht zuviel auf vernichtende Kritikermeinungen zu geben. Mitunter ist deren einziger Lebensinhalt, einen Film mit einem markigen Spruch um des Spruches Willen herabzuwerten, nur um die Sprachgewandtheit des Autors zu betonen. Tatsächlich ist The Thing verglichen mit all den Remakes anderer 80er-Jahre-Klassiker überraschend gut gelungen und 3,5 von 5 Hüten sind dafür durchaus drin.
(AS)