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Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen

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Die Kapitalisten sitzen am längeren Hebel

Angewidert vom Kalkül: "Borat"-Regisseur kritisiert maßlose Hollywood-Budgets

Angewidert vom Kalkül: "Borat"-Regisseur kritisiert maßlose Hollywood-Budgets
1 Kommentar - Mo, 09.10.2023 von A. Seifferth
Mit "Borat" landete Larry Charles einen weltumspannenden Hit, der bis heute die Popkultur prägt. Der Regisseur ist jedoch der Ansicht, dass die Budgets in Hollywood völlig aus dem Ruder gelaugen sind.

Dank Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen hatte Larry Charles gut lachen, denn das kostengünstig produzierte Werk spielte beachtliche 260 Mio. US-Dollar an den weltweiten Kinokassen ein. Dabei belief sich das Budget für die bissige Satire auf gerade einmal 18 Mio. US-Dollar. Jetzt teilt der Kreative gegen jene Filmriege aus, die mit Millionenbudgets um sich wirft und kaum noch ein angemessenes Maß zu kennen scheint, wenn es um die Planung der hiesigen Projekte geht.

Im Podcast WTF with Marc Maron war Charles zu Gast und kam auf die Schieflage des Hollywoodsystems zu sprechen. Wie man sich denken kann, sparte dieser Kopf nicht mit gesalzenen Worten, wenn es um ein Thema geht, das sein Gemüt erhitzt:

"Politisch und ethisch finde ich es anstößig, wenn Filme 250 Millionen Dollar kosten und die Welt in dem Zustand ist, in dem sie ist. Deshalb möchte ich auch ein Zeichen setzen, wie diese Dinge gemacht werden."

Seine Haltung rühre daher, dass Hollywood ein gewaltiges Medienmonopol sei, das sein Publikum mit Bombast verführen wolle. Davon gehe also eine erschreckende Autorität aus, die viel subtiler wirke als Kontrollmechanismen, die uns zu etwas zu zwingen versuchen würden. Er habe damit zu kämpfen, den geschaffenen Marktbedingungen entgegenzuwirken, doch gleichzeitig glaubt er an Veränderung, wie er vehement betont.

Denken wir an teuer produzierte Mega-Flops wie Fast & Furious 10 oder Indiana Jones und das Rad des Schicksals, kann man die rigorose Zurückweisung dieses Systems nachvollziehen. Natürlich braucht es einen gewissen Production Value am Set, doch der rührt selten allein von hohen Budgets her, sondern in erster Linie von einem leidenschaftlichen Drehteam, das mit kreativen Mitteln die Ideen eines möglichst ausgefeilten Drehbuchs auf digitales oder analoges Filmmaterial zu bändigen versucht.

Wo wir allerdings einhaken würden, ist der Aspekt, dass sich die Welt in maximalen Chaos befinden würde und man deshalb gezielter überlegen sollte, ob diese immensen Kosten noch zu rechtfertigen sind. Natürlich spricht er etwas Wichtiges damit an, dass Mäßigung wichtig ist, denn es ist offenkundig, dass man mit dem gesparten Geld eine Menge positiver Zeichen setzen könnte. Wiederum muss man aber auch konstatieren, dass es hin und wieder gut tut, dem Eskapismus in all seiner pompösen Pracht auf der großen Leinwand frönen zu können. Diese Form von Kinoerfahrung ist ein Privileg, doch auch dafür sollte es einen Raum und entsprechende Ausdrucksformen geben - vor allem in schwierigen Zeiten wie diesen.

Ein hohes Budget beim Marketing kann natürlich vermehrt Aufmerksamkeit generieren und auch einem eher mittelmäßigen Film zum Erfolg verhelfen, doch wirklich nachhaltig und von Wert ist diese Vorgehensweise selten. Im besten Falle sollten sich große Studios zusehends hinterfragen, ob man mit den großen Budgets, die man für ein einzelnes Werk auszugeben gedenkt, nicht lieber zwei oder gar drei kleinere Filme produzieren könnte.

Hiervon würden einerseits Menschen profitieren, die nicht mit dieser Skalierung Erfahrungen haben und die auch eher noch unbekanntere Namen im Geschäft sind. Dadurch würden vielleicht auch wiederum neue Impulse in der Branche geltend gemacht werden können.

Hierzu hat Larry Charles ebenfalls eine Meinung, denn die Produzent:innen von Filmen würden für radikale Filmen mit kleineren Budgets nur deshalb einstehen, weil sie sich eine möglichst große Gewinnspanne erhoffen. Verhältnismäßig ist das Risiko dann auch überschaubar, sodass man leichter die ersehnten Verträge aufsetzen würde: "Ich kann ein radikales Werk schaffen, indem ich sage, dass ich es für wenig Geld machen kann, und die Art und Weise, wie [Produzenten] ja sagen, ist, dass sie denken: ’Oh, dieses radikale kleine Werk, das kein Geld kosten wird, wird Geld einbringen. Ganz genau. Das ist das System."

Natürlich ist besagte Denkweise noch lange nicht damit gleichzusetzen, dass man vom Tod des Blockbusters sprechen muss bzw. möchte. Diese wird es auch in Zukunft mehr als genug geben. Hier liegt aber durchaus auch ein Problem vor, denn wenn wir ganz ehrlich sind, hat sich die Strahlkraft großer Filme auch allmählich totgelaufen, wenn im Startterminkalender immer schon das "Next Big Thing" um die Ecke, wenn nicht sogar am identischen Tag, lauert.

Besonders im Bereich der Superheldenfilme fehlt ein Aha-Effekt, denn wo es vor 10 Jahren zwei oder drei Werke waren, die man im Kino um keinen Preis der Welt verpassen wollte, tummelt sich nun beinahe jeden Monat ein solches Werk im Kalender - und dabei sprechen wir noch nicht einmal von all den zugehörigen Serienproduktionen, die ebenfalls noch geschaut werden wollen, damit das Ganze möglichst gut verstanden wird. An dieser Stelle wäre es wohltuend, wenn ein wenig das Gaspedal geschont würde und man dementsprechend solche Event-Filme wieder mehr auskosten könnte.

Mit Sacha Baron Cohen drehte Larry Charles neben Borat unter anderem noch die bissigen Komödien Brüno oder Der Diktator. Aktuell hat er mit Dicks - The Musical erneut ein zweifelhaftes Werk erschaffen, das die Gemüter spaltet.

Wie gewichtet ihr die Aussagen des Borat-Regisseurs: Seid ihr da weniger romantisch und kämpferisch unterwegs oder könnt ihr seinen Worten nickend beipflichten?

Quelle: Deadline
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1 Kommentar
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Rafterman : : Moviejones-Fan
10.10.2023 10:53 Uhr
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Dabei seit: 18.01.17 | Posts: 859 | Reviews: 0 | Hüte: 24

Natürlich hat er recht, auf der einen Seite wird so die Kohle sinnlos rausgehauen für mieses CGI oder einzelne Personen (Margot Robbie die 50Mio. bekommt bei Barbie) und auf der anderen Seite streiken Menschen ein halbes Jahr um auf eine Einigung zu hoffen um endlich fair bezahlt zu werden.

Ich sage immer die Wahrheit. Sogar wenn ich lüge!

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