Immer wieder - und in letzter Zeit auch immer öfter, bilden wir uns ein - kommt es vor, dass kurz nacheinander zwei Filme erscheinen, die sich inhaltlich so sehr ähneln, dass es fast kein Zufall sein kann. Oder sogar mehr als zwei, wenn man bedenkt, dass mal parallel drei verschiedene Robin Hood-Adaptionen vorbereitet wurden, wobei das schon der Extremfall ist. Meistens sind es "Zwillinge", ganz so, als hätten zwei Studios plötzlich gleichzeitig denselben Geistesblitz gehabt und keine Lust zurückzustecken. Zuletzt gut zu sehen bei Disney und Jon Favreau mit The Jungle Book und Warner Bros. und Andy Serkis mit Mogli - Legende des Dschungels, wobei letzterer Film dann ja doch erst zweieinhalb Jahre später und über Netflix erschienen ist.
Ein seltsames, irgendwie kurioses Phänomen, das euch bestimmt auch schon aufgefallen ist. Über die möglichen Gründe kann man lang und breit diskutieren. Woran liegt es, an mangelnder Kreativität vielleicht? Oder legen es die Studios bewusst darauf an und suchen den Konkurrenzkampf? Hofft das eine vielleicht vom Film des anderen mit zu profitieren? Natürlich können solche Dopplungen auch wirklich rein zufällig passiert sein. Egal, was dahintersteckt, am Ende läuft es doch immer auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen und ein Duell um die Gunst der Zuschauer raus. Manchmal wird auf Augenhöhe gekämpft, manchmal zieht einer der beiden Filme klar den Kürzeren.
Im Folgenden stellen wir euch zehn Zwillingspaare vor, die nur leicht zeitversetzt im Kino angetreten sind. Ob Halbgott gegen Halbgott bei The Legend of Hercules und Hercules, Krabbelviecher gegen Krabbelviecher bei Antz - Was krabbelt da? und Das große Krabbeln, Vulkanausbruch gegen Vulkansausbruch bei Dante`s Peak und Volcano oder Magier gegen Magier bei The Illusionist - Nichts ist wie es scheint und The Prestige - Meister der Magie - man hat sich nichts geschenkt. Sagt uns unten doch auch, welche der Duellanten eurer Meinung nach die Nase vorn hatten und warum!
Robin Hood (1991) vs. Robin Hood (1991)
Ungleiches Wettschießen
Schon 1991 kamen zwei Robin Hoods fast zeitgleich in die Kinos, aber nur einer konnte sich wirklich behaupten und traf beim Publikum ins Schwarze. Während Robin Hood - König der Diebe mit Kevin Costner als zielsicherem Sherwood-Held immer noch alle paar Monate im TV läuft und sich zum Klassiker gemausert hat, blieb Robin Hood - Ein Leben für Richard Löwenherz der große Erfolg verwehrt, obwohl man sich näher an die literarische Vorlage hielt. Hauptdarsteller Patrick Bergin hatte nicht das Costner´sche Charisma, der Streifen keinen Alan Rickman als herrlich fiesen Gegenspieler. In den USA reichte es auch nur zum Fernsehfilm. So war es eine klare Sache: Mit 390,5 Mio. $ machte Robin Hood - König der Diebe die deutlich fettere Beute als Robin Hood - Ein Leben für Richard Löwenherz und wurde zum dritterfolgreichsten Kinofilm des Jahres.
Tombstone (1993) vs. Wyatt Earp (1994)
Wildwest-Legende mal zwei
Auch Revolverheld Wyatt Earp schaffte es innerhalb weniger Monate zweifach auf die Kinoleinwand, und wieder war Kevin Costner involviert. Tombstone zog allerdings schneller und legte schon Ende 1993 vor, mit Kurt Russell als Earp und Val Kilmer als Doc Holliday, der seinem Partner fast die Show stahl. Ursprünglich hätte Costner in diesem Film mitspielen sollen, doch ihn störte die Ausrichtung von Kevin Jarres Drehbuch. Er fand, dass der Schwerpunkt auf Earp selbst liegen sollte, und startete mit Autor Lawrence Kasdan lieber sein eigenes Projekt. Als eine Art Gegenentwurf entstand Wyatt Earp - Das Leben einer Legende. Leider ging der Schuss nach hinten los: Vom 63 Mio. $-Budget wurden nur läppische 25 Mio. $ wieder eingespielt, obendrein hagelte es zwei Goldene Himbeeren (bei fünf Nominierungen), eine davon für Costner selbst. Tombstone hingegen erzielte ein für Western-Verhältnisse gutes Resultat und brachte es auf 56,5 Mio. $.
Dantes Peak (1997) vs. Volcano (1997)
Hitzige Lavaschlacht
1997 rumorte es gewaltig, erst unter der (fiktiven) Kleinstadt Dantes Peak im Staate Washington und - zumindest in den US-Kinos - nur zweieinhalb Monate später auch unter Los Angeles. Was folgte, war ein ganz ähnliches Katastrophenszenario, denn Dante´s Peak und Volcano hatten beide auf die Karte "Vulkanausbruch" gesetzt. Glühende Lavaströme schwappten durch die Straßen, überall machte sich Panik breit. Auch für unentschlossene Kinogänger eine brenzlige Situation: Lieber mit Pierce Brosnan, als James Bond gerade obenauf, mitfiebern oder doch mit Raubein Tommy Lee Jones? Kommerziell trugen Dante´s Peak und Brosnan den Sieg davon, 178,1 Mio. $ zu 122,8 Mio. $ hieß es am Ende. Die Kritiker stimmten zu. Volcano erarbeitete sich im Nachhinein aber noch einen gewissen Kultstatus, so dass hier wohl der persönliche Geschmack entscheidet.
Deep Impact (1998) vs. Armageddon (1998)
Gefahr aus dem All
Im Jahr nach dem zweifachen Vulkanausbruch stand der Erde gleich die nächste Doppel-Bedrohung bevor. Tödliche Gesteinsbrocken rasten geradewegs auf sie zu, das Ende der Welt war nah! In Deep Impact konnte der Kometen-Aufprall nicht komplett verhindert werden, in Armageddon - Das jüngste Gericht leisteten Bruce Willis und sein Bohrtrupp ganze Arbeit und sprengten den Asteroiden in Stücke, auch wenn Willis sich selbstlos mitsprengte, um Liv Tyler und Ben Affleck ein Happy End zu ermöglichen. Dazu noch die Aerosmith-Schnulze "I Don´t Wanna Miss a Thing" und der Herzschmerz nach Michael Bay-Art war perfekt. Deep Impact hielt mit Robert Duvall, Elijah Wood und Morgan Freeman dagegen und kam auf starke 349,4 Mio. $, unterlag Armageddon (553,7 Mio. $) aber dennoch klar. Andererseits kostete der Film auch fast nur halb so viel, was die Sache wieder etwas relativiert.
Antz (1998) vs. Das große Krabbeln (1998)
Ameisen-Showdown
Das Kinojahr 1998 bot noch ein weiteres Duell, eins von der krabbeligen Sorte. Bei uns lief Pixars Das große Krabbeln zwar erst Anfang 1999 an, in den Staaten aber schon im Herbst davor, keine zwei Monate nach Antz - Was krabbelt da? aus dem Hause DreamWorks Animation. Keiner wusste, warum, aber animierte Insekten waren plötzlich groß angesagt. Während der Produktion beider Filme fetzten sich die Studiochefs sogar in aller Öffentlichkeit, es ging um Ideenklau, verletzte Gefühle und alte Rechnungen. Die erwachsenere Story und die prominenteren Sprecher hatte eindeutig Antz, wo Stars wie Woody Allen, Sharon Stone, Sylvester Stallone, Jennifer Lopez, Dan Aykroyd, Gene Hackman oder Christopher Walken am Mikro standen. An den Kinokassen triumphierte Das große Krabbeln, mit 363,4 Mio. $ schlug man die 171,7 Mio. $ der Konkurrenz um mehrere Ameisenlängen.
The Illusionist (2006) vs. The Prestige (2006)
Duell der Magier
2006 wurde es mehrfach magisch und höchst mysteriös. Wie es der Zufall wollte, handelten sowohl The Illusionist - Nichts ist wie es scheint als auch The Prestige - Meister der Magie von Zauberkünstlern am Ende des 19. Jahrhunderts und erschienen mit nur einem halben Jahr Abstand voneinander. Auf der einen Seite verblüffte Edward Norton mit seinen Tricks, auf der anderen versuchten sich Christian Bale und Hugh Jackman gegenseitig zu übertrumpfen - um jeden Preis. Dabei nahmen sich die Filme nicht viel: The Illusionist schaffte 87,9 Mio. $, The Prestige 109,7 Mio. $, und auch die Meinungen der Kritiker konnten sich jeweils sehen lassen. Beide haben also ihre Daseinsberechtigung. Schwer zu sagen, wer hier der Sieger ist, aber wir tendieren zu The Prestige, weil The Illusionist mehr sperriges Historien-Melodram und Liebesgeschichte als Magie-Thriller war und Christopher Nolan die Wendungen besser raushatte.
Freundschaft Plus (2011) vs. Freunde mit gewissen Vorzügen (2011)
Versextes Fotofinish
Freundschaften zwischen Mann und Frau, die für beide den netten Nebeneffekt haben, dass man sich ganz unverbindlich miteinander vergnügen kann, standen 2011 auf dem Programm. In doppelter Ausführung, denn die Handlungen von Freundschaft Plus und Freunde mit gewissen Vorzügen glichen sich wirklich bis aufs Haar. Dabei war es schon ein komischer Zufall, dass die Hauptdarstellerinnen vorher in Black Swan zusammengespielt hatten und zwei Die wilden Siebziger-Castmitglieder in verschiedenen Filmen mit identischer Story auftauchten. Justin Timberlake und Mila Kunis waren Freunde mit gewissen Vorzügen, Ashton Kutcher und Natalie Portman genossen ihre Freundschaft Plus - bis die doofe Liebe ihnen allen die Tour vermasselte. Auch sonst lagen die romantischen Komödien fast gleichauf: Das Duo Portman/Kutcher fuhr 149,2 Mio. $ ein, das Team Kunis/Timberlake 149,5 Mio. $ und bessere Kritiken.
Snow White and the Huntsman (2012) vs. Spieglein Spieglein (2012)
Märchen gespiegelt
Wer ist die Schönste im ganzen Land? Diese Frage aller Märchenfragen stellten sich 2012 nicht nur Charlize Theron und Julia Roberts, sondern auch die Zuschauer, die zwischen Snow White and the Huntsman und Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen wählen konnten. Zwei Schneewittchen-Versionen und zwischen ihnen bloß zwei Monate Luft - nur gut, dass sie so unterschiedlich waren. Wer es düster, actionreich und effektvoll mochte, ging in Snow White and the Huntsman, wer es lieber bunt, eigenwillig und humorvoll hatte, lag bei Spieglein Spieglein richtig. Beide Filme konkurrierten um den Kostüm-Oscar (den keiner von ihnen gewann) und ernteten gemischte Reaktionen, die Box-Office-Krone setzte sich aber Snow White and the Huntsman auf. Endstand: 396,6 Mio. $ zu 183 Mio. $. Angesichts dieser stolzen Summe verwundert es auch nicht, dass wir noch das Prequel The Huntsman & The Ice Queen bekamen, mit mehr Chris Hemsworth und ohne Kristen Stewart.
Olympus Has Fallen (2013) vs. White House Down (2013)
Weißes Haus in Not
2013 hatten sich plötzlich alle auf den Amtssitz des US-Präsidenten eingeschossen. Angesprochen fühlen dürfen sich vor allem Antoine Fuqua und Roland Emmerich, die Regisseure von Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr und White House Down. Hier wie da wurde das Weiße Haus von Terroristen gestürmt und nach allen Regeln der Actionkino-Kunst zerlegt. Weil sich die Handlungen der Filme so sehr ähnelten, kam es darauf an, bei wem es spektakulärer kracht und wer die cooleren Helden hat. Gerard Butler musste Präsident Aaron Eckhart retten, während sich Channing Tatum um Präsident Jamie Foxx kümmerte, der sich auch selbst zu wehren wusste. Olympus Has Fallen war nur halb so teuer und eine Ecke härter, White House Down hatte mehr Mainstream-Appeal. Letztlich behielt der Emmerich-Streifen mit 205,4 Mio. $ die Oberhand, aber auch die 161 Mio. $ des Rivalen waren respektabel und rechtfertigten das Sequel London Has Fallen.
The Legend of Hercules (2014) vs. Hercules (2014)
Kräftemessen von Halbgöttern
Im Jahr drauf, also 2014, kehrte Zeus-Sprössling Herkules doppelt auf die große Leinwand zurück, nachdem ihn Hollywood lange sträflich ignoriert hatte. Erst Kellan Lutz in Renny Harlins The Legend of Hercules, dann Dwayne Johnson in Brett Ratners Hercules ließen die Muskeln spielen und lehrten ihre Feinde das Fürchten. Ein ungleicher Zweikampf, wie sich herausstellte, denn obwohl auch Hercules kein Riesen-Hit wurde, hatte The Legend of Hercules nichts entgegenzusetzen und endete im Desaster. Es haperte an allem, schauspielerisch, visuell und inhaltlich. So kam es, wie es kommen musste: Der Film floppte böse, aber völlig zu Recht, das grottige Einspielergebnis von 61,3 Mio. $ bedeutete, dass nicht mal die Produktionskosten gedeckt waren. Mit ihren 243,4 Mio. $ stand die Rock-Version schon um einiges besser da. Folgerichtig konnte der Gewinner im Wettstreit der Herkulesse nur Hercules heißen.
Weitere Dopplungen
Was war sonst noch?
Natürlich wurde auch schon vor 1990 doppelt gemoppelt, und natürlich haben wir uns nur die Film-Pärchen herausgegriffen, die uns am prägnantesten erscheinen. Andere ähnliche Fälle gab es zuhauf, beispielsweise diese: Platoon (1986) und Full Metal Jacket (1987), wo es um US-Soldaten im Vietnamkrieg ging, Scott & Huutsch (1989) und Mein Partner mit der kalten Schnauze (1989), wo Tom Hanks und James Belushi als Cops auf den Hund kamen, Jurassic Park (1993) und Carnosaurus (1993), wo unvorsichtige Wissenschaftler genetisch Dinosaurier züchteten (auch wenn qualitativ Welten zwischen den Filmen lagen), oder Mission to Mars (2000) und Red Planet (2000), wo Expeditionen zum Mars unternommen wurden. Vielleicht fallen euch ja auch noch welche ein.