Amazon plant eine Serie zu J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos, es wird also Zeit, sich mal wieder mit Der Herr der Ringe zu befassen. Wie wäre es mit ein wenig Hintergrundwissen zur Filmreihe, bei der Peter Jackson Regie geführt hat? Fast aber nicht! Denn um Haaresbreite hätte die epische Kino-Trilogie völlig anders ausgesehen. Tarantino-mäßig...
Wie das Buch "Anything You Can Image: Peter Jackson and the Making of Middle-earth" von Ian Nathan offenbart, drohte Produzent Harvey Weinstein - der die Nachrichten auch weiterhin mit Negativschlagzeilen beherrscht - Jackson an einem Punkt damit gedroht haben, ihn zu feuern und durch Quentin Tarantino zu ersetzen (oder alternativ durch Shakespeare in Love-Regisseur John Madden). Demzufolge weigerte sich Jackson, die gesamte Handlung in einen einzigen Film zu quetschen. Doch das soll sei genau das gewesen, was Weinstein wollte.
Er hasste die Vorstellung, die Der Herr der Ringe-Saga in mehrere Filme zu unterteilen. Deshalb stellte er Jackson vor die Wahl: Entweder er macht es so, wie er (also Weinstein) es will, oder eben nicht - dann sei er aber raus, soll Weinstein ihm unmissverständlich klargemacht haben, erzählt Ken Kamins, ein anderer beteiligter Produzent. Mit dem Zusatz, Tarantino stehe schon in den Startlöchern, um für ihn einzuspringen.
Auch Jackson selbst erinnert sich daran, ein Memo von Jack Lechner, dem damaligen Chef der Entwicklungsabteilung von Weinsteins Produktionsfirma Miramax, bekommen zu haben. Darin wurde detailliert ausgeführt, was Nathan als eine radikalere und getrimmte Version beschreibt. Helms Klamm wäre komplett gestrichen worden, während Eowyn (Miranda Otto) den Platz von Faramir (David Wenham) als Boromirs (Sean Bean) Schwester eingenommen hätte. Auf den Balrog hätten die Zuschauer komplett verzichten müssen, und selbst das Schicksal von Saruman (Christopher Lee) soll nicht sicher gewesen sein. Wenn er denn überhaupt in Erscheinung getreten wäre.
Wie Jackson zusammenfasst, hätte diese Version garantiert jeden enttäuscht, der das Buch gelesen hat. Am Ende gewann er jedoch bekanntermaßen, und die Rechte an Der Herr der Ringe gingen an New Line Cinema, wo man sich Jacksons Idee einer Trilogie gegenüber weit offener zeigte. Auch wenn diese Enthüllung überrascht, so gab es hinsichtlich der Reihe offenbar häufiger Ärger mit Weinstein. Jackson behauptete im vergangenen Jahr, Weinstein habe aktiv verhindert, dass Ashley Judd und Mira Sorvino für Der Herr der Ringe gecastet werden - zwei Frauen, die ihn später der sexuellen Belästigung bezichtigten.
Dennoch muss man das erst einmal sacken lassen: Die Der Herr der Ringe-Trilogie in nur einen Film gestopft - klingt doch einfach falsch. Oder wie seht ihr das?