Computer-Tricks und professionelle Stuntdoubles erleichtern Schauspielern die Arbeit ungemein, gerade, wenn es um besonders gewagte Actionszenen geht. Die Mehrheit lässt sich so was auch gerne abnehmen, aber einige wenige haben den Ehrgeiz (und den Schneid!), alles selbst zu machen, entweder der Authentizität oder des eigenen Stolzes wegen. Oder wegen beidem.
Todesmutig trotzen sie der Gefahr und riskieren Kopf und Kragen, um sich und uns Zuschauern zu beweisen, dass sie es draufhaben, während ihre Studios nervös mitbibbern (sofern sie denn Bescheid wissen). Und die armen Versicherungsfirmen erst... Aber zum Glück geht es meistens gut. Hier nun eine Auswahl verrückter, halsbrecherischer Film-Stunts, die wirklich von den jeweiligen Darstellern oder Darstellerinnen durchgeführt wurden, ohne Netz und doppelten Boden. Unseren Respekt haben sie sich verdient!
Keanu Reeves - "Speed"
Auch wenn Keanu Reeves mimisch nicht immer Bäume ausreißt, muss man ihn dafür bewundern, dass er den Mumm hat, seine Stunts wenn möglich selbst zu machen. Bei Speed sprang er in voller Fahrt von einem Kabrio auf den Bus auf, der mit einer Bombe präpariert wurde und explodiert, sobald er eine bestimmte Geschwindigkeit unterschreitet. Regisseur Jan de Bont war dieser Stunt eigentlich zu gefährlich, um ihn Reeves zuzumuten, was er seinem Star auch sagte. Warum das Risiko eingehen, wenn bestens vorbereitete Stuntmänner parat stehen? Reeves aber hatte andere Pläne und den Stunt heimlich schon eine Zeit lang geprobt. Am Drehtag überredete er de Bont, ihn selbst ranzulassen, und lieferte voll ab. Hat sich also gelohnt.
Jason Statham - "Crank"
Schon seit Beginn seiner Karriere, als er noch in Filmen mitspielen musste, die sich keine Stuntmänner leisten konnten, schwört Jason Statham darauf, seine Stunts selbst zu machen. Dabei ist es auch geblieben. Man nehme nur das Ende von Crank: Der Bösewicht versucht per Helikopter zu fliehen, aber Statham hängt sich an die Landekufen und es kommt 600 Meter über den Straßen von Downtown Los Angeles zum Kampf. Schließlich zerrt er den Schuft nach draußen und beide fallen ihrem sicheren Tod entgegen. Für die nervenaufreibende Helikopter-Szene wollte Statham kein CGI nutzen, weil er fand, dass es sonst unecht ausgesehen hätte. Dann lieber in echt! Alles, was ihn vorm Absturz bewahrte, waren ein kleiner Gurt und ein dünnes Drahtseil. Ziemlich gruselig zu drehen, gestand er. Können wir uns vorstellen...
Tom Cruise - "Mission: Impossible - Rogue Nation"
Mission: Impossible? Nicht für Tom Cruise! Inzwischen dürfte allgemein bekannt sein, dass er seine Stunts am liebsten selbst macht, je gefährlicher, desto besser. Die spektakulärsten findet man in den Mission: Impossible-Filmen: Als Ethan Hunt sprengte sich Cruise aus einem vollen, überdimensionalen Aquarium, baumelte in bester Free-Climbing-Manier an einer Felswand, kraxelte am Burj Khalifa herum und hielt unter Wasser sechseinhalb Minuten lang (!) die Luft an. Die bisherige Krönung war die Anfangssequenz von Mission: Impossible 5 - Rogue Nation, als er sich außen an einem startenden Airbus 400 festklammerte, nur mit einem einzelnen Gurtgeschirr gesichert. Acht Mal musste er sie drehen, das zerrt selbst bei einem Tom Cruise gehörig an den Nerven. Er hätte sich fast in die Hose gemacht, gab er später zu. Aber unser Tom ist nun mal ein echter Teufelskerl. Was er sich wohl als nächstes einfallen lässt?
Daniel Craig - "Casino Royale"
Ganz so krass drauf wie Tom Cruise ist Daniel Craig nicht (wer ist das schon?). Nicht alle seiner Stunts macht er selbst, aber so viele wie möglich, damit es authentisch rüberkommt. Zum Einstand als James Bond legte er sich besonders ins Zeug. In den ersten paar Minuten von Casino Royale sehen wir ihn zu Fuß dem französischen Extremsportler Sébastien Foucan, einem Freerunning- und Parkour-Profi, der einen afrikanischen Bombenleger spielte, nachhetzen. Kein Hindernis kann sie aufhalten, es geht buchstäblich über Stock und Stein. Eine atemberaubende Verfolgungsjagd, die noch atemberaubender wird, als die beiden einen Baukran erklimmen, sich hoch oben prügeln und dann auf den Ausleger eines anderen, etwas niedrigeren Krans springen. Und ja, es ist tatsächlich Craig, der da springt. Er habe sich ja nicht nur in Form gebracht, um sein Shirt auszuziehen, sagte er hinterher. Das ist die richtige Einstellung!
Zoe Bell - "Death Proof - Todsicher"
Na schön, hier schummeln wir ein bisschen. Zoe Bell ist hauptberuflich Stuntfrau und beherrscht ihr Handwerk wie kaum eine andere, das lässt sich nicht leugnen. Aber in diesem Fall drücken wir mal ein Auge zu, weil der Stunt so krass ist und sie in Death Proof - Todsicher ja auch einen richtigen Charakter spielt (sich selbst). Wie sie da auf der Motorhaube eines Dodge Challenger liegt, sich teilweise nur mit einer Hand festhält, während das Auto mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Straße heizt und noch ständig von Kurt Russells Charger gerammt wird - Wahnsinn! Die Frau muss Nerven aus Stahl haben. Und Muskeln aus Stahl. Zumal es nicht so aussieht, als seien irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.
Arnold Schwarzenegger - "Das Phantom Kommando"
Im Laufe seiner Karriere hat Arnold Schwarzenegger viele seiner Stunts selbst durchgeführt, ohne mit der Wimper zu zucken. Je berühmter er wurde, desto öfter bestanden die Studios darauf, ihn in bestimmten Szenen durch ein Stuntdouble vertreten zu lassen. Aber erst mal eins mit der richtigen Arnie-Statur finden! Regisseur Mark L. Lester konnte für Das Phantom Kommando niemanden auftreiben, der Schwarzenegger ähnlich genug sah, daher war die steirische Eiche selbst gefordert. Und ließ sich auch nicht lange bitten. Die Stelle, wo er aus der gefährlich schnell fahrenden Boeing 747 aufs Fahrgestell klettert und sich haarscharf über den Rädern und der Startbahn festklammert, ist kein Fake. Es ist wirklich unser Arnie! Wahrscheinlich einer der irrsinnigsten Stunts der 80er.
Angelina Jolie - "Salt"
Absolut furchtlos, diese Frau. Als CIA-Agentin, die verdächtigt wird, eine russische Spionin zu sein, und fliehen muss, übernahm Angelina Jolie in Salt all ihre Stunts selbst. Entsprechend viele stehen zur Auswahl, aber am meisten beeindruckt uns der, als sie von einer Brücke springt, unsanft auf einem fahrenden LKW landet, dann auf zwei weitere fahrende LKWs springt, sich ein Motorrad schnappt, durch den Stau schlängelt und so ihren Verfolgern entkommt. Die Sprungszene wollte Jolie unbedingt selbst machen, was sie auch durfte. Zwar nicht in einem Take, sondern zerteilt nacheinander (Take Nr. 1 war der Sprung von der Brücke, Nr. 2 der Sturz durch die Luft und Nr. 3 die Landung auf dem LKW), doch das ändert ja nichts daran, dass sie vollen Einsatz gezeigt und ihren Körper aufs Spiel gesetzt hat.
Jackie Chan - "Jackie Chan ist Nobody"
Jackie Chan ist praktisch die Verkörperung des selbstgemachten Stunts. Er haut sich immer voll rein und das seit Jahren. Blessuren bleiben da nicht aus, manche harmlos, andere lebensgefährlich (wie sein vermasselter Sprung bei Armour of God - Der rechte Arm der Götter - die Folge: Loch im Kopf), alle schmerzhaft. Man sagt, Chan habe sich inzwischen so ziemlich jeden Knochen gebrochen, den man sich brechen kann. Aber wenn es dem Unterhaltungswert dient, riskiert er jederzeit gerne seine Gesundheit. Bei ihm fällt die Auswahl wirklich schwer, so viele unglaubliche Stunts hat er schon hingelegt. Einer seiner gefährlichsten findet sich in Jackie Chan ist Nobody. Als in Rotterdam gedreht wurde und er das Willemswerf-Hochhaus sah, war Chans natürliche erste Reaktion die, das schräge Glasdach runterrutschen zu wollen - ohne Sicherheitsausrüstung. Zwei Wochen brauchte er, um sich dazu aufzuraffen, dann tat er es. Hätte tödlich enden können, wenn es schiefgegangen wäre.