Es heißt, dass der Glaube Berge versetzen kann, doch manchmal ist er auch dazu imstande, das Schlechteste im Menschen hervorzubringen. Inwiefern diese Ansicht auf "When We Are in Need", Folge 8 von The Last of Us, zutrifft, versuchen wir für euch zu umreißen.
Fans von The Last of Us Part I haben die Veröffentlichung dieser Episode herbeigesehnt. Im Videospiel wartet der Storystrang mit einer gehörigen Portion Thrill und Grusel auf, indem Ellie als einsame Kämpferin auf verlorenem Posten präsentiert wird. Von zentralem Wert ist dabei die Frage, ob der Kampf ums nackte Überleben nicht ein schlimmer Fluch ist, denn er stellt eigentlich friedliebende Menschen in der Gemeinschaft vor abscheuliche Herausforderungen. Es braucht demnach die richtige Person, der man sich anvertraut, denn ansonsten wird der Wahnsinn zu einem steten Begleiter.
Kommen wir also zur Umsetzung in der The Last of Us-Serie: Wie im Spiel muss sich Ellie (Bella Ramsey) allein in der eisigen Wildnis beweisen, denn Joel (Pedro Pascal) krankt noch immer an seiner Bauchverletzung. In diesem Zusammenhang ist schon einmal bemerkenswert, dass man der Genesung außerordentlich viel Beachtung schenkt, wodurch betont wird, dass eine solche Verwundung auch an einem Bären wie Joel nicht spurlos vorbeigeht. In dieser Disziplin gibt sich die Serie erneut äußerst realistisch und dadurch kann das apokalyptische Szenario auch glänzen.
Ellie versucht sich derweil an der Jagd, um genügend Nahrung für sich und ihren Partner bereitzustellen. Es kommt, wie es kommen muss und das Mädchen findet sich inmitten einer Pattsituation mit zwei gestandenen Männern wieder. Die beiden Gestalten befinden sich für ihre hunger leidende Gemeinschaft ebenfalls auf Beutetour. Ein Deal - Medizin gegen die Hälfte eines erlegten Tiers - soll das Dilemma lösen, doch natürlich kommt alles anders als gedacht.
Auch wenn der gottesfürchtige David (Scott Shepherd von El Camino - Ein Breaking Bad Film) anderes von sich und seinem Vorhaben behauptet, zeugt die Szenerie in dieser The Last of Us-Folge von einer nihilistischen Atmosphäre, die der von True Detective Staffel 1 nicht unähnlich ist. Das liegt auch an der immer wieder betonten Rechtschaffenheit des undurchsichtigen Mannes, den wir auch bei Ansprachen an seine Gemeinde erleben. Schnell wird klar, dass der selbsternannte Prediger mit brutaler Strenge und trügerischer Barmherzigkeit seine Schäfchen durch den Winter zu bringen versucht und dabei seinen Status in selbstgerechter Weise auskostet.
James, der zugleich engste Vertraute von David, dürfte Eingeweihten bekannt vorkommen, denn Mime Troy Baker hat mit seiner sanften Reibeisenstimme einst Joel in den Videospielen zum Leben erweckt. Der Auftritt unter neuen Voraussetzungen ist eine nette Hommage an Bakers vorangegangene Leistung und unterfüttert das Szenario recht passend. Leider fehlt es aber an Background, damit man nachvollziehen kann, weshalb er und andere Personen auf den ehemaligen Lehrer bauen:
Von Davids Werdegang und der Gruppendynamik hätten wir gern noch ein paar Szenen (mehr) gesehen, doch leider Gottes hat man sich für eine routinierte Abhandlung des Videospielplots entschieden. In Anbetracht, dass man bereits in vorherigen Folgen der Serie ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen hat, um die Figuren und ihre Motive in Stellung zu bringen, wäre hier durchaus mehr drin gewesen. Das ist allerdings Meckern von einem hohen Ross aus, denn auch diese Folge schraubt das Adrenalin ordentlich in die Höhe. Bei alledem wagt man sich auch an die ein oder andere Gewaltspitze und lässt auch das Spiel mit den Emotionen nicht außen vor.
Nur noch eine finale Episode steht uns für The Last of Us Staffel 1 bevor. Die große Frage lautet, ob man dem dramatischen und wendungsreichen Ausgang des ersten Teils der Reihe gerecht werden kann. Führt man sich vor Augen, dass die Story von The Last of Us Part I mit einer recht knapp bemessenen Spielzeit von 60 Minuten gekrönt werden soll, wird man ein wenig wehmütig und man hofft, dass man auch hier den Ton der Vorlage trifft.
Zwar gehen wir nicht davon aus, dass man das vorläufige Ende von The Last of Us großartig verändert, doch Detailanpassungen und verschobene Schwerpunkte sind recht wahrscheinlich, wenn man den zurückgelegten Weg der HBO-Adaption Revue passieren lässt. Womöglich werden wir sogar die ein oder andere Figur aus Part II zu Gesicht bekommen. Möchtet ihr am liebsten ebenfalls sofort erfahren, wie man die Geschichte in der Serie auflöst?