Schaupielerinnen wie Rachel Zegler und Millie Bobby Brown genießen weltweit große Aufmerksamkeit für ihre schauspielerischen Leistungen, verdienen viel Geld und sehen sich zugleich wiederholt verletzenden Kommentaren ausgesetzt, die sich oft an ihrem Aussehen orientieren.
Ein aktuelles Beispiel liefert Bella Ramsey: Nachdem sie als Ellie in der gefeierten Serie The Last of Us brillierte, sah sie sich mit anhaltendem Online-Hass konfrontiert, weil sie nicht exakt dem computergenerierten Vorbild entsprechen würde. Die toxischen Kommentare haben Ramsey so stark belastet, dass sie ihre Social-Media-Accounts deaktivierte, um ihre mentale Gesundheit zu schützen.
Ramsey, die ihre Autismus-Diagnose während der Dreharbeiten zur ersten Staffel entdeckte, sprach kürzlich gegenüber The Hollywood Reporter offen über die zusätzlichen Herausforderungen, die diese Erfahrungen mit sich brachten. Die anhaltende Online-Kritik, vor allem in Bezug auf ihr Aussehen, insbesondere im Vergleich zur Spielfigur aus The Last of Us, verstärkte ihre ohnehin schon bestehenden Schwierigkeiten mit sozialen Medien. „Ich wusste, dass ich irgendwann meine Konten deaktivieren würde“, erklärte sie. „Ich wollte nie wirklich soziale Medien haben, aber es gab einen Moment, in dem ich dachte, dass es besser wäre, einfach zu vermeiden, was in den sozialen Netzwerken passiert.“ Doch trotz dieser schwierigen Zeiten bleibt Ramsey fest entschlossen, sich nicht von der toxischen Kritik unterkriegen zu lassen und sich weiterhin auf ihre Schauspielerei und ihre Werte zu konzentrieren.
Doch wie kann es so weit kommen, dass vor allem junge Schauspielerinnen in ikonischen Rollen unter diesem Problem zu leiden haben? Psychologisch lässt sich ein Teil dieser Dynamik über parasoziale Beziehungen erklären – ein Fachbegriff, der die einseitige emotionale Bindung beschreibt, die Zuschauerinnen und Zuschauer zu medialen Figuren aufbauen. Werden die idealisierten Erwartungen subjektiv verletzt, manifestiert sich Frust nicht selten in harscher Kritik oder gar in Hass. Aus "sie sieht nicht aus wie Ellie" werden ganz schnell die schlimmsten Kommentare.
Doch diese Erklärung greift nur teilweise: Viele Angriffe speisen sich zusätzlich aus gesellschaftlichen Schönheitsidealen, unterschwelligen Vorurteilen, mangelnder Kinderstube und der Anonymität des Internets, die persönliche Schranken und Höflichkeit aushebeln kann.
Hinzu kommt, dass die enthemmte Online-Kommunikation oftmals Raum für gruppendynamische Verstärkung bietet: In Echokammern und Kommentarspalten erleben sich Angreifer schnell in der Sicherheit einer vermeintlichen Masse, was zu immer schärferen Formulierungen führen kann. Der Einstieg in diese Abwärtsspirale beginnt oft harmlos mit „kritischer Fanmeinung“, endet aber vielfach in verletzenden Beschimpfungen und Verunglimpfungen. Ihr kennt die Beispiele.
Dabei verlieren wir eines aus den Augen: Schauspielerinnen sind Menschen mit Gefühlen, deren Arbeit und Persönlichkeit Respekt verlangen. Es zeugt weder von echter Filmleidenschaft noch von echtem Interesse an der Kunst, wenn man jemanden vor allem auf physische Merkmale reduziert und dafür beleidigt. Natürlich soll auch Kritik erlaubt sein, aber bitte sachlich und differenziert.
Wir sind überzeugt: Ein wahrhaft ehrenwerter Filmfan zeichnet sich durch Neugier, Offenheit und Empathie aus, und nicht durch zerstörerische Erwartungshaltungen und Online-Hetze.
Schließlich wollen wir alle The Last of Us auch in Staffel 3 genießen können.