Bewertung: 4 / 5
Am 20. April 2010 kam es auf der Bohrplattform "Deepwater Horizon" zur Katastrophe, einem sogenannten Blowout, bei dem unkontrolliert Erdöl, Schlamm und Erdgas austraten und die Vorrichtung Feuer fing. Bei dem Unglück kamen mehrere Bohrleute ums Leben und der Ölausfluss führte zur Ölpest im Golf von Mexiko mit verheerenden Folgen für die Umwelt und Anrainer. Regisseur Peter Berg hat sich des Themas angenommen und herausgekommen ist ein packendes Drama.
Mike Williams (Mark Wahlberg), Cheftechniker auf der Bohrplattform "Deepwater Horizon", hätte gern, dass ein genutztes System auch funktioniert. Ebenso Jimmy Harrell (Kurt Russell), der als Offshore Installation Manager Interesse daran hat, dass Tests durchgeführt werden, um eine ordnungsgemäße Funktionalität sicherzustellen. Doch ihrem Einsatz zum Trotz und in Kombination mit menschlichem Versagen kommt es auf der Plattform zur Katastrophe: Als Testergebnisse durch den BP-Mitarbeiter Donald Vidrine (John Malkovich) missinterpretiert werden und die Förderung startet, wird die Deepwater Horizon zerfetzt und 11 Arbeiter finden den Tod...
Trailer zu Deepwater Horizon
Deepwater Horizon Kritik
Katastrophenfilme haben in den letzten Jahren oft das Problem, dass trotz Schauwerten die emotionale Bindung der Zuschauer an Einzelschicksale auf der Strecke bleiben. Beispielhaft sei Roland Emmerich als Meister des Katastrophenfilms genannt, doch egal ob 2012 oder zuletzt Independence Day - Wiederkehr, es sieht spektakulär aus, fühlt sich jedoch kalt an. Auch San Andreas bot im vergangenen Jahr unter der Regie von Brad Peyton ein paar schöne Effekte, war aber ein reiner Popcornstreifen, bei dem das menschliche Drama nebensächlich wurde. Kurzum, Deepwater Horizon hätte zu solch einem Film werden können, doch Peter Berg wählt eine andere Herangehensweise und siehe da, auch ein moderner Katastrophenfilm kann Emotionen wecken und das nicht nur, weil es sich um eine reales Unglück handelt.
Fast schon klassisch mutet Deepwater Horizon an und als Zuschauer fühlt man sich an die Hochzeit der Katastrophenfilme in den 70er und 80er Jahren erinnert, wenn Berg seine Darstellung der Ereignisse auf der Deepwater Horizon 2010 schildert. Berg hat eine kluge Entscheidung getroffen, den Film mit knapp 107 Minuten nicht überlang zu gestalten und die ihm zur Verfügung stehende Zeit nutzt er höchst effizient. Fast eine Stunde widmet er sich der Einführung der Figuren, dem Spannungsaufbau, den technischen Details und diese Entscheidung trägt Früchte. Denn Figuren wie Mike Williams (Mark Wahlberg) und Jimmy Harrell (Kurt Russell) werden so greifbar. Nicht nur, dass es sich um echte Menschen handelt, die Figuren haben ihre ganz eigenen Gedanken und Ängste, und auf einmal funktioniert auch das um sie gestrickte Familienkorsett, welches in solchen Filmen obligatorisch ist, aber üblicherweise nur nervender Ballast. Dank der sorgsamen Charakterdarstellung funktioniert es, wenn Mikes Frau (gespielt von Kate Hudson) sich um ihren Mann mangels Informationen sorgt und so fiebert der Zuschauer nicht nur mit, sondern er wird emotional mitgenommen von den Ereignissen.
Diese sind, neben dem visuellen Spektakel, die großen Stärken von Deepwater Horizon und auch wenn die optische Darstellung des Unglücks sehr gelungen ist, ergötzt sich Berg nicht daran. So versucht er nicht immer wieder einen draufzusetzen und in unsinniger Gigantomanie das Unglück und die Feuersbrunst noch gewaltiger zu machen. Und so erfolgt die Rettung dann auch verhältnismäßig schnell, verglichen mit dem zuvor durchexerzierten Vorspiel.
Über die anschließende Katastrophe, welche sich dann über mehrere Monate zog, darüber wird im Film jedoch nicht viel gesagt. Hier geht es ganz klar um das menschliche Schicksal, welches sich in den ersten Stunden des Unglücks abspielte, nicht um die Millionen Liter Öl, die sich in den Golf von Mexiko ergossen und der Natur, den Menschen und vielen Millionen Tieren zum Verhängnis wurden. Auch geht es nicht darum, die Schuldigen an den Pranger zu stellen und zur Rechenschaft zu ziehen. Zwar wird die Umweltkatastrophe in Form eines sterbenden Pelikans kurz in der Handlung angedeutet und Verantwortliche von BP wie Vidrine (John Malkovich) werden thematisiert, aber das ist bei einer Umweltkatastrophe dieser Größenordnung einfach nicht genug. Dies ergibt Abzüge in der Bewertung, gleichwohl wir ahnen, wie schwer es ist, die Gesamtheit des Unglücks in einem Film zu (v)erarbeiten, der eine Ausrichtung hat wie von Berg gewählt.
Deepwater Horizon Bewertung
Wie das deutsche Poster offenbart, stellt Deepwater Horizon vor allem die Menschen und damit ihre Schicksale in den Vordergrund und das rechnen wir Peter Berg hoch an. Wenn ein Katastrophenfilm emotional packt, dann wird vieles richtig gemacht. Berg ist nicht nur ein visuell unglaublich ansprechender Actionfilm gelungen, sondern auch ein Werk, das das Drama greifbar macht und den Zuschauer hautnah miterleben lässt, was alles schieflief, was nie hätte schieflaufen dürfen. Dieser Film ist emotionales Kino, auch wenn sich die Macher scheuen, sich mit der Monate dauernden Folgekatastrophe näher zu befassen.