Bewertung: 3.5 / 5
The Girl with All the Gifts ist ein extrem starker Zombiefilm geworden, der dem Genre endlich wieder ein paar neue Facetten hinzufügt. Die ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Materie, vor allem zu Beginn, die ungewohnte Perspektive und die starken Darsteller sorgen für einen spannenden Endzeitfilm, der etwas fürs Hirn bietet und nicht nur zeigt, wie dieses verspeist wird. Zwar kann die zweite Hälfte nicht ganz mit dem spannenden Auftakt mithalten, bietet aber dennoch sehr gute Unterhaltung und vor allem Fans des Videospiels The Last of Us werden hier glücklich werden.
The Girl with All the Gifts Kritik
Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft steht die Menschheit vor dem völligen Zusammenbruch, nachdem ein parasitärer Pilz einen Großteil der Bevölkerung in Zombies verwandelt hat. In einem Militärstützpunkt versucht Dr. Caroline Caldwell (Glenn Close). durch Experimente an infizierten Kindern ein Heilmittel zu finden und die junge Melanie (Sennia Nanua) scheint der Schlüssel zu allem zu sein. Während Caldwell in den Kindern nur Versuchskaninchen sieht, ist ihre Mitarbeiterin Helen Justineau (Gemma Arterton) davon überzeugt, dass es sich bei jenen um denkende, fühlende Wesen handelt. Ein Konflikt, den es in dieser postapokalyptischen Welt zu lösen gilt und der über den Fortbestand unserer Art entscheiden wird...
Trailer zu The Girl with All the Gifts
Generell sind wir kein großer Freund von Zombiefilmen, was daran liegt, dass der Zombie als Monster ein ziemlich langweiliges Wesen ist. Doch hin und wieder schafft es ein guter Beitrag, auch unser Interesse zu wecken, vor allem wenn er dem Mythos mit neuen Facetten zuleibe rückt oder sie einfach gut gemacht sind. Gerade das englische Kino ist dabei immer wieder für Überraschungen gut und so ist es erfreulich, dass neben 28 Days Later auch The Girl with All the Gifts von der Insel stammt und die Verfilmung des gleichnamigen Romans von M.R. Carey ist.
Diese Filme, die von der ersten Minute an packen und eine Atmosphäre aufbauen, die man einfach bis zum Schluss aufsaugen möchte, sind selten und das ist die große Stärke, mit der The Girl with All the Gifts punkten kann. Eine kleine, aber extrem überzeugende Darstellerriege, die neben bekannten Personen wie Glenn Close und Gemma Arterton vor allem durch die sympathische Hauptdarstellerin Sennia Nanua überzeugt, reicht hier vollkommen aus. Unterstützt wird das Schauspiel durch einen eindringlichen und sehr guten Soundtrack, der die bedrückend-dystopische Stimmung unterstreicht und immer wenn es drauf ankommt, setzt Regisseur Colm McCarthy auf ein paar Schauwerte.
Hier zeigt sich auch, worin sich teure Großproduktionen und kleine unabhängige Filme unterscheiden. Während die teuren Streifen oft auf reine Effekthascherei aus sind, nimmt sich McCarthy Zeit. Er weiß, das Budget ist begrenzt und um dieses möglichst sinnvoll einzusetzen, nimmt er sich Zeit für die Figuren und die Welt - und wenn es etwas zu sehen gibt, hält die Kamera drauf. Der Zuschauer kann die Szenerie dadurch aufsaugen wie einen Schwamm, weil die Kamera im entscheidenden Moment verharrt, statt direkt zum nächsten Spektakel zu springen.
Doch nicht immer erfindet The Girl with All the Gifts das Rad neu, denn auch dieser Film lässt sich von anderen Werken inspirieren, so erinnern Pilzzombies doch sehr an das Videospiel The Last of Us und auch atmosphärisch liegen beide Werke dicht beieinander, gleichzeitig werden zum Ende zentrale Ideen aus dem I Am Legend-Roman aufgegriffen. Während der Film vor allem einen sehr starken ersten Akt hat, verliert er etwas von diesem Spannungsfluss im Mittel- und Endteil, wo zwar immer wieder neue interessante Gedankenspielereien aufgeworfen werden, diese aber zu sehr mit bekannten Elementen vermischt werden. Hier wird The Girl with All the Gifts etwas zu gewöhnlich und gerade das Ende hätte noch ein wenig mehr Kontext aus dem Roman vertragen können. Besonders Elemente aus dem von M.R. Carey bereits im Buch herausgeschnittenen Epilog hätten dem Film gut getan. Viele komplexe Fragen, die es hier zu thematisieren gilt, bleiben leider auf der Strecke und damit bleiben es am Ende 3,5 Hüte mit einer starken Tendenz zur 4.