Bewertung: 3.5 / 5
Squid Game gilt als größte und erfolgreichste Serie in der Geschichte von Netflix. Als die erste Staffel vor inzwischen mehr als drei Jahren erschien, entfachte sie einen regelrechten Hype, der bis heute anhält. Warten mussten die Fans lange auf neue Folgen. Und wenn man eine lange Wartezeit mit einem großen Hype zusammenmischt, kommt dabei eine Erwartungshaltung heraus, die keine Serie der Welt erfüllen kann. Auch Squid Game nicht. Da bleibt am Ende eigentlich nur eine einzige Frage übrig: Wie sehr wird die zweite Staffel denn enttäuschen?
Unsere Review zu Squid Game Staffel 2
Spieler 456 (Lee Jung-jae) hat die Spiele gewonnen und einen großen Gewinn eingefahren, doch glücklich ist er damit nicht. Obwohl er gewarnt wurde, nutzt er seinen neuen Reichtum, um die Hinterleute der tödlichen Spiele ausfindig zu machen und um die Spiele zu beenden. Doch der Einfluss der mysteriösen Organisation reicht weit und schon bald findet sich Spieler 456 erneut inmitten tödlicher Spiele wieder. Doch diesmal hat der Front Man (Lee Byung-hun) spezielles mit ihm vor.
Trailer zu Squid Game
Ein Hype geht nicht immer komplett konform mit der eigentlichen Qualität. Keine Frage, Squid Game hatte den Erfolg und auch die anschließenden Awards verdient. Es war eine tolle Serie mit einem frischen Konzept. Aber die Zeit hat aus der ersten Staffel etwas gemacht, was nie da war. Und darunter muss die zweite Staffel jetzt leiden. Diese ist nicht so gut wie die erste, aber selbst die erste Staffel ist nicht so gut, wie sie durch den großen Hype rückblickend dargestellt wird.
Also selbst, wenn die neuen Folgen auf Augenhöhe, vielleicht sogar qualitativ leicht besser, gewesen wären im Vergleich zu Staffel 1, hätten die neuen Folgen enttäuscht. So einem Hype, so einer Erwartungshaltung, kann man einfach nicht gerecht werden. Das hätte im Vorfeld eigentlich klar sein müssen, schaut man sich die vielen doch auch eher negativen Kommentare jedoch an, war es das nicht.
Lassen wir den ganzen Hype und die große Erwartungshaltung mal weg: Ist Staffel 2 denn jetzt gut oder schlecht? Wir tendieren vor allem mit inzwischen einigen Tagen Abstand definitiv zu gut. So gut wie Staffel 1? Nein. Alleine schon deswegen nicht, weil der Schockeffekt von damals nicht mehr vorhanden ist. Wir wissen von Anfang an, worauf wir uns hier einlassen. Auch die Originalität ist nicht mehr vorhanden. Das Konzept wird nicht neu erfunden, es wird weitergeführt.
Inhaltliche Spoiler wollen wir natürlich vermeiden und werden daher nicht näher auf das eingehen, was euch in den neuen Folgen erwartet. Ging es in Staffel 1 vor allem um die Spiele und zog sich die Faszination aus dem heraus, welche Spieler sterben und vor allem wie sie dies tun, gab es schon damals auch die soziale gesellschaftliche Komponente. Da man wusste, selbst mit den neuen Spielen nicht denselben Effekt wie damals erzielen zu können, versuchte man es gar nicht erst und legt den Fokus diesmal noch stärker auf die sozial gesellschaftliche Komponente. So ist die neue Runde vor allem ein soziales Experiment, um Spieler 456 zu beweisen, dass er in seinen Ansichten falsch liegt. Dafür wurde zudem ein neues Element in die Spiele eingebaut, das diesen Aspekt noch mehr in den Fokus rückt.
Dies könnte man negativ bewerten, da die Spiele selbst diesmal so fast schon in den Hintergrund geraten. Doch auch eine positive Bewertung ist möglich, da die neue Staffel sich auf diese Weise unterscheidet und nicht schlicht noch einmal dasselbe ist. Da der ursprüngliche Schockeffekt ohnehin weg ist und auch das Ziel der Spiele von Anfang an diesmal ein anderes ist, tendieren wir auch hier eher zur positiven Bewertung.
Auch was die Charaktere betrifft, gibt es deutliche Unterschiede. In Staffel 1 hatten wir eine große Gruppe an Figuren, die immer kleiner wurde. Und auch wenn Spieler 456 schon da als Hauptfigur fungierte, stand er doch nicht so sehr im Mittelpunkt. Diesmal ist dies definitiv anders. In Staffel 2 ist die Aufteilung zwischen Haupt- und Nebenrolle wesentlich deutlicher sichtbar. Auch hier spielt der fehlende Schockeffekt wieder eine Rolle. War man sich in Staffel 1 bei absolut niemandem sicher, einschließlich Spieler 456, wer die nächste Runde überleben würde, fühlt sich die Gefahr diesmal nicht so groß an. Da man definitiv weiß, wer die Hauptfigur ist, weiß man zwar immer noch nicht, wer alles sterben wird, ist sich aber doch ziemlich sicher, wer überleben wird. Durch den stärkeren Fokus auf die klaren Hauptfiguren bleiben die Nebenfiguren diesmal zudem eher blass und wachsen einem nicht so sehr ans Herz wie zuvor. Fieberte man in Staffel 1 teils noch richtig mit den unterschiedlichsten Figuren mit, ist dies diesmal nicht ganz so.
Was die reine Produktion betrifft, so gibt es hier keine Abstriche im Vergleich zu vorher. Staffel 2 sieht mindestens so gut aus wie die erste. Die Story geht diesmal, wie bereits angedeutet, einen etwas anderen Weg und hat daher auch andere Twists zu bieten. Manche sieht man kommen, andere eher nicht. Es ist zudem spürbar, dass man Staffel 2 bereits mit der finalen dritten Staffel im Hinterkopf geschrieben hat. Könnte die erste Staffel tatsächlich auch als abgeschlossenes Werk für sich stehen, ist das Ende diesmal wesentlich offener. Dadurch ist auch der inhaltliche Aufbau ein anderer. Hatte Staffel 1 einen Anfang, einen Mittelteil und ein klares Ende, auf das alles hinausläuft, ist dies diesmal anders. Auch dadurch fühlen sich die neuen Folgen etwas anders an.
Fazit
Wenngleich man auf vieles trifft, was man bereits aus Staffel 1 her kennt, wissen die Macher, dass sie nicht denselben Schockeffekt erzielen können wie damals und versuchen es gar nicht erst. In vielen Punkten unterscheidet sich die zweite Staffel daher, ohne jedoch etwas komplett anderes zu machen. Dies dürfte viele Fans enttäuschen, denn ein einfaches weiter so sind die neuen Episoden nicht. Es fehlt am gleichen Spektakel.
Vor allem mit etwas Abstand wird deutlich, dass die zweite Staffel den Fokus noch mehr darauf abzielt, in erster Linie ein soziales Experiment und gesellschaftliches Statement und weniger darauf, nur eine mörderische Spielshow zu sein.
Wenngleich bei einigen Fans die Enttäuschung groß ist, waren wir durchaus zufrieden mit den neuen Episoden. Die Regeln bei Squid Game sind immer noch dieselben, nur das Spiel ist diesmal ein anderes, also im übertragenen Sinne. Eine richtige und finale Beurteilung wird aber wohl erst im Sommer möglich sein, denn dann soll die Geschichte mit Staffel 3 beendet werden.