
Bewertung: 2 / 5
Ganzer Halber Bruder ist wieder ein gutes Beispiel dafür, warum deutsches Kino fast nie vom Fleck kommt. Christoph Maria Herbst spielt mal wieder selbst und hätte hier auch durch jeden anderen deutschen Darsteller ersetzt werden können und die Handlung ist vorhersehbar und besteht aus Versatzstücken ähnlich gelagerter Filme. Die Charakterentwicklung ist sprunghaft und die Produktionswerte wurden niedrig gehalten. Ganzer Halber Bruder hat durchaus seine sympathischen Momente und ist stellenweise auch rührend, aber die dünne Handlung ist gestreckt und alles wirkt stark nach ABM für die Beteiligten, um ein paar Fördergelder abzustauben.
Ganzer Halber Bruder Kritik
Gerade ist Thomas (Christoph Maria Herbst) aus dem Knast entlassen worden und hat schon wieder Probleme. Mit einem kriminellen Bewährungshelfer im Nacken und Schulden ohne Ende scheint der Weg in die Normalität schwer. Doch dann erwartet Thomas eine unerwartete Erbschaft, denn seine unbekannte leibliche Mutter hat ihm ein Haus hinterlassen! Doch einen Haken hat die Sache, denn in dem Haus lebt sein unter Trisomie 21 leidender Bruder Roland (Nico Randel) und der hat lebenslanges Nutzungsrecht. Doch das hindert Thomas nicht daran, sich im Haus einzunisten und einen Plan zu schmieden. Mit etwas Geduld müsste es doch möglich sein, Roland aus dem Haus zu bekommen und dieses dann in viel Geld zu verwandeln. Doch während Thomas alles dran setzt, den Plan in die Tat umzusetzen, merkt er nicht, wie er immer mehr anfängt, Roland zu mögen und Stück für Stück auch den Frieden mit seiner Vergangenheit macht.
Wenn ihr die Beschreibung gelesen habt, wisst ihr eigentlich schon alles, was euch bei Ganzer Halber Bruder erwartet und das, was hier nicht steht, sieht man im Film meist lange vorher kommen. Man kann den Beteiligten hoch anrechnen, dass sie eine gute Botschaft mit diesem Film vermitteln wollen und einige Momente durchaus rührend wirken und manchmal auch ein amüsanter Moment entsteht, doch damit enden die guten Aspekte auch schon. Ganzer Halber Bruder wirkt in Summe wie ein Flickwerk aus vielen Versatzstücken, die hier mit einer recht absurden Story zusammengewürfelt wurden.
Das hier ist kein Rain Man oder Ziemlich beste Freunde, auch wenn der Film versucht in diese Kerbe zu schlagen. Oft merkt man Ganzer Halber Bruder an, dass Regisseur Hanno Olderdissen krampfhaft versucht typische Szenen in dem Film unterzubringen, dies aber mit den Figuren in Einklang ist. Entsprechend holperig ist die Charakterentwicklung, falls man davon sprechen kann. Die Figuren pendeln zwischen den Extremen und oft pendeln die Motivationen umher, ganz so wie es die Handlung in diesem Moment benötigt, aber sich selten plausibel aus dem herleiten lässt, was bisher gezeigt wurde.
Auch die Besetzung kann hier wenig reißen. Christoph Maria Herbst spielt seine übliche Rolle, könnte aber ohne Probleme durch einen Schweiger, Schweighöfer oder anderen typischen Kandidaten des deutschen geförderten Kinos ersetzt werden, ohne große Unterschiede als Zuschauer zu spüren. Der Rest bleibt blass und austauschbar.
Wir hatten Ganzer Halber Bruder zufällig in einer privat geschauten Sneak Peak erwischt und da hat er tatsächlich gut reingepasst. Es war keine verschwendete Zeit, aber ein echtes Kinoticket sollte man hier nicht lösen.


