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Die vierte Macht

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Verschwörerisch naiv

Die vierte Macht Kritik

Die vierte Macht Kritik
0 Kommentare - 03.03.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Russland ist groß, für westliche Ausländer schwer zu durchschauen und eine Heimat repressiver Machtpolitiker. Auf diese Faustformel lässt sich mal wieder der Politthriller Die vierte Macht (2011) bringen, mit dem Regisseur Dennis Gansel (Das Phantom, Die Welle) zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Er erzählt von einem schnöseligen Boulevard-Journalisten (Moritz Bleibtreu), der in Moskau in eine Geheimdienst-Verschwörung stolpert. Herauskommt ein Film, der gerne in der Hollywood-Hochglanzliga mitspielen würde, sich dramaturgisch gelegentlich aber Fernseh-Problemfilmen annähert.

Obwohl Paul Jensen (Bleibtreu) kaum ein Wort Russisch spricht, lässt er sich auf ein anspruchsvolles Job-Angebot in Moskau ein: Als Zeitschriften-Macher soll er ein Boulevard-Magazin auf Vordermann bringen. Zunächst nimmt er sich die Party-Strecken vor und landet so direktemang in den Glitzertempeln der dekadenten russischen Bohème. Doch als direkt vor seinen Augen auf der Straße ein Polit-Journalist erschossen wird, kann selbst Bruder Leichtfuß aus dem Westen die Augen nicht länger verschließen. Naiv wie er ist, schmuggelt Jensen an den Heft-Offiziellen vorbei einen Mini-Nachruf auf den Ermordeten ins Blatt - und löst damit eine mittlere Verlagskrise aus.

Trailer zu Die vierte Macht

Schlimmer noch: Seine Kollegin Katja (Kasia Smutniak) stellt ihn einer Gruppe junger Anti-Kreml-Aktivisten vor - Kontakte, die Jensen immer tiefer in Schwierigkeiten und schließlich sogar in den Knast bringen. Und der sieht natürlich genauso schäbig aus und wird von ähnlich brutalen Mit-Häftlingen (und Wärtern) bevölkert, wie man es zuletzt in dem SAT.1-Aufregerdrama Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis gesehen hat.

Weil Jensens Aussicht auf einen fairen Prozess von Tag zu Tag schwindet, nimmt er sein Schicksal selbst in die Hand. Er ahnt bereits, dass er sich irgendwie Zugang zu den Recherche-Unterlagen seines Vaters verschaffen muss, der an brisanten Enthüllungen aus dem Tschetschenienkrieg recherchierte und unter mysteriösen Umständen ums Leben kam.

In Zeiten, in denen kurz vor der russischen Präsidentenwahl vor laufenden Kameras vermeintliche Separatisten präsentiert werden, die Wladimir Putin angeblich nach dem Leben getrachtet haben, könnte Dennis Gansels Politthriller kaum mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Tatsächlich bietet sein Moskau-Panoptikum von den verkommenen Mietskasernen über das pittoreske Verkehrschaos bis hin zu den Palästen der Mächtigen viele Schauwerte. Und auch die Action-Sequenzen brauchen sich hinter vergleichbaren Auslandsabenteuern etwa der Jason-Bourne-Verschwörungsklasse nicht verstecken.

Was die Glaubwürdigkeit des Film jedoch beträchtlich trübt, sind Schlampigkeiten in der Drehbuchführung, die die Handlung vor allem im letzten Viertel allzu hopplahopp vorantreiben. Und dass als emotionales Rückgrat des Films - im Strudel der Böse-Geheimdienstler-Intrigen - mal wieder eine schmerzliche Vater-Sohn-Annäherung herhalten muss, spricht nicht gerade für erhöhten Einfallsreichtum. Unterm Strich erfährt man über das riesige, undurchsichtige und moralisch korrupte Russland auch nach diesem Film nicht viel mehr, als man nicht auch schon an zahllosen Fernsehabenden auf dem heimischen Wohnzimmersofa erfahren hat.

Die vierte Macht bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Rupert Sommer)

Die vierte Macht Bewertung
Bewertung des Films
510

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