Bewertung: 3.5 / 5
Ein Krimithriller aus den UK - da kann nicht viel schief gehen, sagt die Erfahrung. Und tatsächlich hält einen The Five über zehn Folgen erfolgreich bei der Stange, mit einem Mix aus Krimidrama und Thriller, der verschiedene Fälle äußerst verwickelt miteinander verbindet und wie so oft psychische Abgründe und typische Charakterdramen auslotet. Und genau das ist es auch, ein Mix aus einem scheinbar gewöhnlichen Krimidrama mit zum Teil auch nicht vom Hocker hauenden Dialogen und Sequenzen, die aber immer wieder von überraschenden Thriller-Sequenzen und anderen coolen Storywendungen durchbrochen werden. Und genau dieses Spiel mit dem Spannungsbogen macht den Reiz der Serie aus.
Die fünf Schulfreunde Mark Wells (Tom Cullen), Danny Kenwood (O-T Fagbenle), Slade (Lee Ingleby) und Pru Carew (Sarah Solemani) teilen ein Trauma: 1995 verschwand Marks fünfjähriger Bruder Jesse spurlos, nachdem er mit ihnen im Park gespielt hatte. Ein Serienmörder, der noch weiterer Morde beschuldigt wurde, behauptete, er sei verantwortlich für Jesses Tod, doch seltsamerweise wurde ausgerechnet Jesses Leiche nie gefunden. Jesse Eltern, Julie und Alan (Geraldine James und Michael Maloney), hatten die Hoffnung aufgegeben, ihren Sohn lebend wiederzufinden. Zwanzig Jahre später arbeitet Kenwood als Detective Sergeant für die Westbridge Police. Als er DNA-Spuren von Jesse an einem Tatort entdeckt, bringt dies die vier Kindheitsfreunde wieder zusammen, um der Sache auf den Grund zu gehen...
Trailer zu The Five
The Five Kritik
The Five versucht einiges unter einen Hut zu bringen: die Folgen, die das Trauma bei allen vier Hauptcharakteren und den Eltern des verschwundenen Jesse über zwanzig Jahre hinweg hervorgebracht hat, den Hauptfall um den vermissten Jungen sowie die Handlungsstränge weiterer Fälle, die damit direkt oder indirekt in Verbindung stehen sowie den aktuellen Umgang der wichtigen Figuren mit der neuen Situation und miteinander. Das gelingt durch ein geschicktes Spiel mit einem einerseits langsam sich entwickelnden Spannungsbogen, recht typischem Charakterdrama und Krimiflair, und andererseits den Zuschauer überrumpelnden Thrillerszenen, die ruhige Szenen durchbrechen und die Spannung urplötzlich in die Höhe jagen.
Dennoch muss bei so vielen Charakteren der Tiefgang ab und an auf der Strecke bleiben, und man muss auf die Geduld der Zuschauer bauen. Denn so manch scheinbar nebensächliche Szenerie in The Five, bei der man einen Hauch von Langatmigkeit oder Banalität verspürt, erklärt sich im späteren Verlauf als wichtig - und sei es nur, um den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Dank der immer wieder eingebauten Schocker dürfte bei den meisten genug Aufmerksamkeit erregt werden, um am Ball zu bleiben. Insgesamt ist die Serie vom Kontrastprogramm geprägt, das bezieht auch die Musik mit ein. So wird zum Beispiel eine eigentlich Thrillerszenerie einer Entführung mit Easy Going-Musik unterlegt, was das Ganze noch perfider wirken lässt.
Die Charaktere werden nicht überzeichnet, sie wirken an sich auch nicht besonders spannend. Es gibt keine durchgehende knisternde Spannung oder visuell an sich schon düstere Thrilleratmosphäre - daher lastet alles auf der verwickelten Story und der Inszenierung der Dramen und einzelnen Thrillmomente. Das Gefühl von sympathischen Durchschnittscharakteren mit ihren je eigenen Dramen und Interaktionen erhöht aber das Authentizitätsgefühl, und manche Dialoge bieten denn auch tatsächlich gesellschaftskritische Botschaften und Auseinandersetzungen, mit denen man sich identifizieren kann. Und damit dann doch immer mal wieder die Form von Tiefgang, die man bei anderen Serien vermisst.
Die Auflösung von The Five ist überraschend und dramatisch zugleich, und damit sollte man die Serie auch so stehen lassen. Dennoch bleibt ein großes Wow-Gefühl aus, vielleicht gerade weil man hier so viel auf einmal unter einen Hut bringen will. Sehenswert ist der Mix für Krimidrama- und Thrillerfans aber allemal.