Nachdem uns die traurig-schöne dritte Episode von The Last of Us das Herz in tausend Teile zerrissen hat und bereits als eine der besten im TV-Bereich gepriesen wird, geht es nun ein wenig gewitzter und actionreicher zur Sache. Zwar hat man in dramaturgischer Hinsicht keinesfalls auf die Bremse getreten, doch "Niemand wird uns finden" (Originaltitel: "Please Hold to My Hand") begnügt sich mit gerade einmal rund 45 Minuten. Kann Folge 4 das bislang hohe Niveau der Serie damit trotzdem aufrecht halten?
Ellie und Joel kämpfen sich stetig weiter in der Wildnis voran, wobei ihnen ihr neues Gefährt gute Dienste leistet. Das nächste große Übel lauert allerdings hinter den Toren von Kansas. Ob sich die beiden in dem unbekannten urbanen Gebiet beweisen können oder sie noch einige Lektionen lernen müssen, sei hier natürlich nicht verraten. Das Highlight der Handlung sind jedenfalls die vielen Dialogzeilen, die nun zwischen Ellie und Joel pfeilschnell hin- und hergeschickt werden. Auf diese Weise wird ihrer komplexer werdenden Beziehung deutlich mehr Aufmerksamkeit als im bisherigen Verlauf gewidmet.
Die in die tiefgründigen Wortwechsel eingestreuten Mätzchen lockern nicht nur das Geschehen auf, sondern sie stehen auch sinnbildlich dafür, dass es sich bei Bella Ramseys Ellie um ein unschuldiges Mädchen handelt - was das angeht, bleibt man The Last of Us Part I also ebenfalls treu. In jedem Fall leistet das nuancenreiche Minenspiel von Pedro Pascal einen veritablen Dienst, denn man kann daran gut ablesen, dass seinem rüstigen Joel die 14-Jährige zusehends ans Herz zu wachsen scheint. Bemerkenswert ist, dass die Kameraarbeit immer wieder zeigen kann, wie Joel dabei seine mühevoll angeeignete Maskerade zu hüten scheint. Und natürlich wissen auch Gustavo Santaolallas behutsame Gitarrenklänge diese ambivalenten Wesenszüge bestens zu transportieren.
Episode 4 handelt jedoch nicht nur vom langsam wachsenden Vertrauen der beiden Figuren zueinander, sondern auch von menschlichen Entbehrungen und der damit einhergehenden Radikalisierung in Zeiten des Elends. In Anlehnung an die kürzere Spieldauer ist auch festzustellen, dass man die Geschichte von The Last of Us mit neuen Figuren und Ereignissen zu unterfüttern versucht, welche wohl in mindestens einer der nächsten Folgen für weiteres Unheil sorgen werden.
Für Fans der Vorlage in diesem Zusammenhang wissenswert: In dieser The Last of Us-Folge werden die Weichen für einen dramatischen Story-Arc aus dem Videospiel gestellt. Damit das überzeugend gelingt, werden nun verschiedene Versatzstücke auf überraschende und clevere Weise miteinander kombiniert.
Trotz ihrer Schauwerte fühlt sich "Niemand wird uns finden" ein wenig nach konventionellerer TV-Unterhaltung als bislang an, wobei mitunter auch The Walking Dead-Vibes vorhanden sind. Dieses Urteil klingt etwas harsch, doch um die allgemeine Qualität von The Last of Us muss man sich keinesfalls sorgen: Im Hinblick auf die vorgestellten Protagonist:innen wird die kommende Episode wohl eine weitere emotionale Achterbahnfahrt bereithalten.
Folge 5 von The Last of Us wird wegen des anstehenden Super Bowls hierzulande schon am Samstag zur Verfügung stehen. Seht euch nachfolgend gern auch die Gedanken des Drehteams und den Clip für die kommenden Ereignisse an.
