Im Zuge der ersten Staffel von The Last of Us hat man mit Episode 3 ein absolutes Highlight der jüngeren Seriengeschichte generiert. Gerade weil diese Geschichte kaum auf blutige Action, dafür aber auf jede Menge Gefühl frei von üblichen Klischees setzt, wird sie auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Da wir euch ungern die besondere Erfahrung der ersten Sichtung nehmen möchten, gehen wir hauptsächlich auf die unglaublich dichte Atmosphäre von "Liebe mich, wie ich es will" (Originaltitel: "Long, Long Time") ein.
Diese Folge von The Last of Us zelebriert das volle Leben inmitten des grassierenden Verfalls. Um das zu vermitteln, holt sie weit aus, doch eins nach dem anderen. Ellie (Bella Ramsey) und Joel (Pedro Pascal) befinden sich auf ihrer weiteren Reise. Mittlerweile haben sie einige Kilometer zurückgelegt, doch in emotionaler Hinsicht scheinen sie noch immer meilenweit voneinander entfernt. Bei ihrer Erkundungstour wird nicht nur ihr Verhältnis zueinander weiter ausgelotet, sondern auch die postapokalyptische Welt vertieft. Die Dynamik der beiden Figuren gewinnt hier zusehends an Fallhöhe, wobei ihre Beziehung beständig zwischen Nähe und Distanz wechselt.
Kommen wir nun aber zum blutig pochenden Herz der Episode, denn wir können nicht anders als die herausragenden Performances von Nick Offerman als bärigen Bill und Murray Bartlett als sanftmütigen Frank loben. Der einmaligen Chemie dieser beiden rüstigen Männer ist es zu verdanken, dass sich diese Folge im Herzen breitmacht wie die todbringenden Ranken des Cordyceps-Pilzes. War Frank in The Last of Us Part I noch ein Akteur, den man nur über vage Andeutungen und einen von ihm hinterlassenen Brief beikommen konnte, hat man hier die Gelegenheit genutzt, um uns seine intelligente wie sensible Persönlichkeit in allen erdenklichen Details zu offenbaren. Gleichsam hat man es geschafft, Bills explosive Wortwahl und sein wuchtiges Auftreten zu entschärfen, ohne die tragischen Hintergründe der Figur zu verraten.
Vorliegend wird die Zeit förmlich eingefroren, bis sie dann ein ums andere Mal schlagartig davonzurennen droht. Kulinarische und musische Exzesse wechseln sich mit leidenschaftlichen Blicken und Gesten ab, die Tag für Tag ausgekostet werden wollen. Es sind aber nicht nur die zwischenmenschlichen Interaktionen, die diese Folge von The Last of Us derart stark ins Herz schließen lassen, denn auch die behutsam akzentuierte Kameraarbeit und die musikalische Komponente vermögen die emotionalen Momente geschickt zu transportieren.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die zahlreichen Detailaufnahmen der sich stetig im Wandel befindlichen Umwelt: Laub, das ziellos tanzend auf dem Bordstein umherzuwandeln scheint, schier endloser Regen, der ein Fass zum Überlaufen bringt und letztlich auch farbenprächtige Blumen, die dank behutsamer Pflege in aller Pracht gedeihen, bevor sie unweigerlich verdorren - all diese kleinen Elemente bezeugen die unendliche Lebendigkeit, die in dieser einst von den Menschen geprägten Welt noch von echten Individuen zu erspähen und zu konservieren ist.
Toll anzuschauen sind bei alledem auch die aufwendigen Maskeraden, die das Voranschreiten der Zeit versinnbildlichen. Viele Serien schenken derartigen Aspekten zu wenig Aufmerksamkeit, doch im vorliegenden Fall sieht man die Liebe bis ins kleinste Detail.
Fans der Videospiele dürfte es außerdem freuen, dass man das gemeinsame Erkunden der Umgebung und die damit verbundene Ressourcensuche organisch in die Handlung eingebunden hat. Während jener Passage sind die fast beiläufig ablaufenden Dialoge von Ellie und Joel dazu imstande, den damaligen Untergang der Zivilisation weiter zu skizzieren. Großartig ist in diesem Zusammenhang auch der Schnitt, denn er leistet erneut einen großen Dienst, wenn es darum geht, der Vorstellungskraft passendes Futter zu liefern. In jedem Fall sind wir mit diesem ungleichen Paar zunehmend glücklicher. Auch freuen wir uns bereits auf die folgenden Interaktionen, wenn wir uns etwa die rührende "Raumschiffszene" vom Schluss von "Long Long Time" vor Augen führen. ;-)
Viel empfindlicher als die vorherigen Episoden entfernt sich die dritte Folge von The Last of Us von einem berüchtigten Plotelement der Spielvorlage. Bei einem solchen Meilenstein wie The Last of Us Part I wäre ein solcher Umgang in 99,9 % der Fälle ein K.-o.-Kriterium. Aufgrund der innewohnenden Dramatik, die von starken Leistungen des Casts und einer überaus nuancierten Bildsprache getragen wird, muss man den Anpassungen allerdings in ihrer Gänze attestieren, dass sie den auf Vergänglichkeit und Schönheit fußenden Geist der Videospiele perfekt verinnerlicht haben.