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The Last of Us

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Selig geht die Welt zugrunde

Review "The Last of Us" Staffel 1 Episode 3: Wie ein einziger Tag

Review "The Last of Us" Staffel 1 Episode 3: Wie ein einziger Tag
6 Kommentare - Di, 31.01.2023 von Moviejones, A. Seifferth
Folge 3 von "The Last of Us" lehnt sich weit aus dem Fenster, indem es das Storygerüst der Vorlage auf ganz neue Weise interpretiert. In "Liebe mich, wie ich es will" wird jeder Moment ausgekostet.

Im Zuge der ersten Staffel von The Last of Us hat man mit Episode 3 ein absolutes Highlight der jüngeren Seriengeschichte generiert. Gerade weil diese Geschichte kaum auf blutige Action, dafür aber auf jede Menge Gefühl frei von üblichen Klischees setzt, wird sie auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Da wir euch ungern die besondere Erfahrung der ersten Sichtung nehmen möchten, gehen wir hauptsächlich auf die unglaublich dichte Atmosphäre von "Liebe mich, wie ich es will" (Originaltitel: "Long, Long Time") ein.

Diese Folge von The Last of Us zelebriert das volle Leben inmitten des grassierenden Verfalls. Um das zu vermitteln, holt sie weit aus, doch eins nach dem anderen. Ellie (Bella Ramsey) und Joel (Pedro Pascal) befinden sich auf ihrer weiteren Reise. Mittlerweile haben sie einige Kilometer zurückgelegt, doch in emotionaler Hinsicht scheinen sie noch immer meilenweit voneinander entfernt. Bei ihrer Erkundungstour wird nicht nur ihr Verhältnis zueinander weiter ausgelotet, sondern auch die postapokalyptische Welt vertieft. Die Dynamik der beiden Figuren gewinnt hier zusehends an Fallhöhe, wobei ihre Beziehung beständig zwischen Nähe und Distanz wechselt.

Kommen wir nun aber zum blutig pochenden Herz der Episode, denn wir können nicht anders als die herausragenden Performances von Nick Offerman als bärigen Bill und Murray Bartlett als sanftmütigen Frank loben. Der einmaligen Chemie dieser beiden rüstigen Männer ist es zu verdanken, dass sich diese Folge im Herzen breitmacht wie die todbringenden Ranken des Cordyceps-Pilzes. War Frank in The Last of Us Part I noch ein Akteur, den man nur über vage Andeutungen und einen von ihm hinterlassenen Brief beikommen konnte, hat man hier die Gelegenheit genutzt, um uns seine intelligente wie sensible Persönlichkeit in allen erdenklichen Details zu offenbaren. Gleichsam hat man es geschafft, Bills explosive Wortwahl und sein wuchtiges Auftreten zu entschärfen, ohne die tragischen Hintergründe der Figur zu verraten.

Vorliegend wird die Zeit förmlich eingefroren, bis sie dann ein ums andere Mal schlagartig davonzurennen droht. Kulinarische und musische Exzesse wechseln sich mit leidenschaftlichen Blicken und Gesten ab, die Tag für Tag ausgekostet werden wollen. Es sind aber nicht nur die zwischenmenschlichen Interaktionen, die diese Folge von The Last of Us derart stark ins Herz schließen lassen, denn auch die behutsam akzentuierte Kameraarbeit und die musikalische Komponente vermögen die emotionalen Momente geschickt zu transportieren.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die zahlreichen Detailaufnahmen der sich stetig im Wandel befindlichen Umwelt: Laub, das ziellos tanzend auf dem Bordstein umherzuwandeln scheint, schier endloser Regen, der ein Fass zum Überlaufen bringt und letztlich auch farbenprächtige Blumen, die dank behutsamer Pflege in aller Pracht gedeihen, bevor sie unweigerlich verdorren - all diese kleinen Elemente bezeugen die unendliche Lebendigkeit, die in dieser einst von den Menschen geprägten Welt noch von echten Individuen zu erspähen und zu konservieren ist.

Toll anzuschauen sind bei alledem auch die aufwendigen Maskeraden, die das Voranschreiten der Zeit versinnbildlichen. Viele Serien schenken derartigen Aspekten zu wenig Aufmerksamkeit, doch im vorliegenden Fall sieht man die Liebe bis ins kleinste Detail.

Fans der Videospiele dürfte es außerdem freuen, dass man das gemeinsame Erkunden der Umgebung und die damit verbundene Ressourcensuche organisch in die Handlung eingebunden hat. Während jener Passage sind die fast beiläufig ablaufenden Dialoge von Ellie und Joel dazu imstande, den damaligen Untergang der Zivilisation weiter zu skizzieren. Großartig ist in diesem Zusammenhang auch der Schnitt, denn er leistet erneut einen großen Dienst, wenn es darum geht, der Vorstellungskraft passendes Futter zu liefern. In jedem Fall sind wir mit diesem ungleichen Paar zunehmend glücklicher. Auch freuen wir uns bereits auf die folgenden Interaktionen, wenn wir uns etwa die rührende "Raumschiffszene" vom Schluss von "Long Long Time" vor Augen führen. ;-)

Viel empfindlicher als die vorherigen Episoden entfernt sich die dritte Folge von The Last of Us von einem berüchtigten Plotelement der Spielvorlage. Bei einem solchen Meilenstein wie The Last of Us Part I wäre ein solcher Umgang in 99,9 % der Fälle ein K.-o.-Kriterium. Aufgrund der innewohnenden Dramatik, die von starken Leistungen des Casts und einer überaus nuancierten Bildsprache getragen wird, muss man den Anpassungen allerdings in ihrer Gänze attestieren, dass sie den auf Vergänglichkeit und Schönheit fußenden Geist der Videospiele perfekt verinnerlicht haben.

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6 Kommentare
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Smith2601 : : Moviejones-Fan
02.02.2023 09:43 Uhr
0
Dabei seit: 02.05.17 | Posts: 199 | Reviews: 2 | Hüte: 7

Auch ich habe einen anderen Bill erwartet, diese Darstellung (so wie die ganze Folge) war aber auch richtig gut.

Einzig stört es mich etwas, dass man bei nur 9 Folgen für Teil 1 damit einiges an Zeit genommen hat, um die Dynamik/Geschichte zwischen Joel & Ellie auszubauen.

Aber mal schauen, wie die restlichen 6 Folgen dafür genutzt werden.

Stand jetzt finde ich 9 Folgen für Teil 1 zu wenig, es passiert so viel was man zeigen kann.

Bei Staffel 2 ( wenn sie denn da auch Teil 2 umsetzen) sollte da auf jeden Fall mehr Folgen anstreben.

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SpiderFan : : Moviejones-Fan
31.01.2023 14:43 Uhr
0
Dabei seit: 06.05.22 | Posts: 1.020 | Reviews: 0 | Hüte: 15

Starke Folge. Auch wenn ich mich natürlich auf einen ganz anderen Bill gefreut habe, im Vorfeld, aber so war eine angenehme Überraschung dabei und da er eh immer nur ein kleiner Teil dieser großen TLoU (Game) Story gewesen ist, gehts gleich doppelt klar.

“You have fought long enough, Galadriel. Put up your sword.”

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Rotschi : : M. Myers
31.01.2023 12:45 Uhr
1
Dabei seit: 17.12.09 | Posts: 1.534 | Reviews: 6 | Hüte: 53

Für mich serientechnisch eine der besten Folgen (man könnte Sie ja fast Fillerfolge nennen) die ich seit ewigkeiten gesehen habe. Spielt in einer ganz anderen Liga als die üblichen Folgen von anderen Serien.

Da kann man nichts mehr hinzufügen. Die Fensterszene ... bruuu ... Gänsehaut

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DeKay1980 : : Moviejones-Fan
31.01.2023 12:07 Uhr | Editiert am 01.02.2023 - 07:23 Uhr
0
Dabei seit: 12.06.15 | Posts: 362 | Reviews: 0 | Hüte: 14

Wirklich tolle Folge. Ruhig und dennoch ereignisvoll. Eine fantastische Bildsprache. Das Fenster am Ende...Gänsehaut

Ich kenne keinen der beiden Darsteller aus anderen Produktionen, fand sie aber hervorragend gewählt. Am Ende hätte ich gern mehr von Bill und Frank gesehen. Gefühlvoll, ausdrucksstark und dennoch konsequent.

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Harty : : Moviejones-Fan
31.01.2023 09:01 Uhr
0
Dabei seit: 16.06.15 | Posts: 209 | Reviews: 4 | Hüte: 0

Ich will auch endlich mehr Joel/Ellie Entwicklung sehen. So gut die 3 Folge auch war.

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Manisch : : Moviejones-Fan
31.01.2023 08:22 Uhr | Editiert am 31.01.2023 - 08:23 Uhr
0
Dabei seit: 19.10.18 | Posts: 1.372 | Reviews: 27 | Hüte: 62

Ich bin echt zwiegespalten, was diese Episode angeht.

Einerseits ist sie echt klasse. Vor allem Nick Offerman zu sehen, hat mich erstmal total überrascht. Ich kenn seine komplette Filmografie zugegeben nicht, aber am Ende ist er ja doch eher ein Blödel - durch Parks & Recs. aber auch eher ein Symbol für Männlichkeit laughing Ihn dann in so einer gefühlvollen Rolle zu sehen, aber gerade auch am Anfang als Typ mit einer ängstlichen Körperhaltung...Respekt.

Die Story selbst ist natürlich absolut herzzerreißend. Für meinen subjektiven Geschmack etwas zuuuu sehr manchmal, aber hey.

Probleme habe ich auf der anderen Seite eher damit, dass es Folge 3 ist. Die beiden Hauptfiguren sind noch nicht allzu sehr etabliert. Anstatt sich auf die beiden zu fokussieren, kommt nun eine Folge, die komplett abdriftet. Sagen wir mal, das kommt "strategisch unerwartet".

Habe mir keine großen Interviews der Macher durchgelesen, würde aber vermuten, dass das deren Weg ist, um Serie und Spiel zu unterscheiden. Denn Folge 1 und 2 waren schon weitestgehend eine 1 zu 1 Kopie des Spiels, wo ich mich ein bisschen gefragt habe, worin letztlich der Mehrwert besteht.
Folge 3 scheint dann wohl die Antwort zu sein.

Von daher bin ich mal gespannt, ob das deren "Ding" wird, und wir auch in späteren Folgen solche Abschweifungen sehen werden.

AfD-Verbot (:

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