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The Last of Us

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Zartes Ende der Unschuld

Review "The Last of Us" Staffel 1 Episode 7: Niedergang der Shopping-Queens

Review "The Last of Us" Staffel 1 Episode 7: Niedergang der Shopping-Queens
2 Kommentare - Di, 28.02.2023 von Moviejones, A. Seifferth
Mit Folge 7 von "The Last of Us" geht man einen weiteren Schritt in Richtung Vergangenheit. "Left Behind" widmet sich einer schicksalhaften Nacht im Leben von Ellie.

Schicksalhaftigkeit und Wehmut sind zwei der bedeutenden Säulen, wenn man über The Last of Us ins Gespräch kommen möchte. In dieser neuen Episode der HBO-Endzeitserie mit dem vielsagenden und zugleich recht anonymen Titel namens "Zurückgelassen" (Originaltitel: "Left Behind") kommt all das zusammen, was bereits den gleichnamigen DLC des Videospiels zu einer unvergesslichen Momentaufnahme bittersüßen Leidens werden ließ:

Feinfühlige Dialoge, die unter ihrer anrührenden und zerbrechlichen Oberfläche noch von so unendlich viel mehr als nur dem Gesagten zeugen. Detailfreudige Set-Pieces, die sich trotz ihrer geradezu beklemmenden Realitätsnähe eine sentimentale Aura bewahren. Großartige Performances, welche eine emotionale Varianz verbürgen, wie sie in einem Mainstream-Produkt nur selten in solch einer geschickt verdichteten Form zu erspähen sind. Zu guter Letzt muss natürlich noch, wie könnte es anders sein, die nachdenklich stimmende Verschachtelung verschiedener Zeitebenen angeführt werden.

Wie wichtig all diese Triebfedern für die Aufarbeitung der Handlung sind, darüber möchten wir ein paar weitere Worte verlieren, um erneut zum gemeinsamen Erkunden der bisher ausgestrahlten Folgen von The Last of Us einzuladen.

In Episode 7 befinden wir uns buchstäblich in einem emotionalen Karussell, das an jene Epoche eines unbekümmerteren Daseins erinnert. Diese Erinnerung an eine Attraktion der Kindheit, sie ist in Wahrheit eine verspielte Zeitmaschine, die von einem schmerzhaften Unterton begleitet wird.

Genau wie Ellie werden wir in Anbetracht der Folge von den unschuldigen Freuden eines Ausflugs überrumpelt, der wohl unter normalen Umständen nur eine Randnotiz in einem banalen Teenager-Leben darstellen würde. In einer Welt, die von einer todbringenden Pilzinfektion heimgesucht wird, sind die Begebenheiten allerdings nicht gewöhnlicher Natur und genau deshalb haben sie sich Stück für Stück, Moment um Moment, in das Gedächtnis des jungen Mädchens gebrannt. Bei alledem zählt gar nicht so sehr das Ergebnis, welches ohnehin weitestgehend bekannt ist, sondern die Nuancen bei der gemeinsamen Gestaltung dieser gleichfalls magischen wie furchteinflößenden Nacht.

Dieser bedeutsame Abschnitt von The Last of Us versinnbildlicht über das Titelthema, "Left Behind", nicht nur die zahlreichen Entbehrungen im körperlichen Sinne, sondern vor allem auch in emotionaler und ideeller Hinsicht. Es ist das Ende eines ganz bestimmten Lebensgefühls, das wohl jeder einigermaßen gereifte Mensch im übertragenen Sinne einmal in der Vergangenheit durchlebt hat.

Das Zurücklassen und das damit verbundene nicht mehr Zurückblicken ist hier als Zerrspiegel für die Verwandlung und Verdüsterung des Selbst zu verstehen, das sich an das Schöne aus einfacheren Tagen nur noch mit einem ernüchternden Gefühl der Entbehrung und der Vergegenwärtigung all der ausgetragenen Kämpfe zurückwähnen kann.

Man ist in diesem längst verlassenen Heim nicht mehr ohne Weiteres willkommen, denn stattdessen entlarven und entwerten einen die eigenen Gedanken als bloßen Gast, der schon bald wieder in die raue Welt des Erwachsenendaseins zurückkehren muss. Die Tür zur Kindheit, sie ist, wenn schon nicht verschlossen, dann doch zumindest nur noch einen schmalen Spalt breit geöffnet und man kann durch diese nur noch unter größter Anstrengung zu neuem Lebensmut gelangen: All das und noch viel mehr schwingt in dieser Folge von The Last of Us mit.

Der Serienfolge gelingt das Kunststück, Momente zu präsentieren, die den Geist der Vorlage wahrhaftig atmen. Analog zum Videospielsetting schafft man es, etwas über unsere von Konsum und Gier geleitete Umwelt zu verraten, von der wir uns hin und wieder eingeengt fühlen. Doch wenngleich es manch schwer verdauliche Botschaft hinzunehmen für Ellie und Riley gilt, ist da immer noch ein wenig Zeit zum Spielen, Entdecken und gemeinsamen Lachen. Findige Fans werden die zig Referenzen in Form von Postern (etwa "Die Reise ins Ich" von Joe Dante oder das in der Videospielvorlage thematisierte Filmprojekt "Dawn of the Wolf Part 2"), Videospielen (u.a. der Evergreen "Tetris") oder Gegenständen ausfindig machen, die sich da in der Episode versammeln, doch letztlich ist all das nur charmantes Beiwerk, wenn es ans Eingemachte geht.

Fernab der unmittelbaren Beziehungsebene, über die hier zwischen Ellie und Riley Beichte abgelegt wird, ist es auch eine Episode, die sich dem bisher zurückgelegten Weg der Serie verschreibt und das zwischenmenschliche Drama aller beteiligten Figuren penetriert. Manche der vorgeführten Schicksale haben dazu geführt, dass daraus langfristig Demut und Güte erwachsen konnte (Das Liebesglück von Bill und Frank). Andere Lebenswege wurden mit Blut und Verachtung für diejenigen Personen gesalbt, die sich dem Schaffen anderer in den Weg stellten und damit schändliches Leid über die eigene Vita gebracht haben (Rebellenanführerin Kathleen).

Gleich eines Prismas lässt sich mittels dieser Folge bereits der Zweifel am unmittelbar bevorstehenden Ende der Welt erblicken, womit auch die komplexe Verbindung von Ellie und Joel gewürdigt wird. Nun ist endgültig klar, dass die von Bella Ramsey und Pedro Pascal gespielten Charaktere eine vollständige Einheit bilden und sie um jeden Preis füreinander einstehen - komme, was wolle! Als spielgewordenes Storyvergnügen auf Schienen handelte The Last of Us Part I im Kern auch von mangelnden Optionen in Anbetracht einschneidender Erlebnisse. Es ist als außerordentlich konsequent zu klassifizieren, dass sich dieser Determinismus auch in der Serie fortsetzt, indem nicht mit emotional verletzenden Szenen gegeizt wird.

Wenn man irgendwo in dieser gelungenen Videospieladaption Sparpotenzial zu entdecken meint, dann muss man zuvorderst ausgerechnet auf die Infizierten und deren Einbettung in die Haupthandlung verweisen. Damit meinen wir nicht nur die bereits adressierten Budget-Grenzen, die vornehmlich beim Anblick der von Pilzen überwucherten Gestalten offenbar werden, sondern auch den für manches Gemüt zu passiven Umgang mit der apokalyptischen Plage. Wenngleich es schön ist, dass man intimen Bedrohungen Luft zum Atmen bietet, hätte gern auch der Exzess des grassierenden Verfalls prominenter in Szene gesetzt werden können.

Man darf dieser Einschätzung jedoch gern entgegenhalten, dass die beiden kommenden Episoden genau das präsentieren könnten, wodurch ein noch viel stärkerer Eindruck über die omnipräsente Bedrohung durch überlebenssüchtige Menschen und ihrer verzehrenden Feinde zurückbliebe. In jedem Fall dürfte uns der bevorstehende Schlussspurt von The Last of Us einmal mehr vor Augen führen, dass wir es mit einer der besten Serien des Streaming-Zeitalters zu tun haben.

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2 Kommentare
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SpiderFan : : Moviejones-Fan
28.02.2023 20:14 Uhr
0
Dabei seit: 06.05.22 | Posts: 1.020 | Reviews: 0 | Hüte: 15

1zu1 mehr oder weniger der Left Behind dlc, ohne den großen Ellie Action Part in der Gegenwart, der DLC war schon genial und so ist es nun auch hier. Schauspielerisch auch ne richtig schöne Leistung.

“You have fought long enough, Galadriel. Put up your sword.”

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HanseDavion72 : : Moviejones-Fan
28.02.2023 17:42 Uhr
0
Dabei seit: 14.01.16 | Posts: 66 | Reviews: 0 | Hüte: 3

"Fernab der unmittelbaren Beziehungsebene, über die hier zwischen Ellie und Riley Beichte abgelegt wird, ist es auch eine Episode, die sich dem bisher zurückgelegten Weg der Serie verschreibt und das zwischenmenschliche Drama aller beteiligten Figuren penetriert. Manche der vorgeführten Schicksale haben dazu geführt, dass daraus langfristig Demut und Güte erwachsen konnte (Das Liebesglück von Bill und Frank). Andere Lebenswege wurden mit Blut und Verachtung für diejenigen Personen gesalbt, die sich dem Schaffen anderer in den Weg stellten und damit schändliches Leid über die eigene Vita gebracht haben (Rebellenanführerin Kathleen)."

Was ein Absatz, welch Wortwahl, welch tiefgehende Erfahrung durch eine TV-Serie...

Sorry, ich bin einfach gestrickt. Wenn ich das alles in einer Videospieladaption sehen würde, wäre die Serie zu anspruchsvoll für mich wink

Vielleicht verstehe ich die Serie auch gar nicht und sehe mir nur fasziniert die bunten Bilder an.

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