So sehr Blade Runner 2049 auch gelobt wurde, wenn zu wenig Zuschauer ins Kino gehen, nützt es alles nichts. Letztlich erspielte sich der Film nur magere 258 Mio. $ und blieb damit weit hinter den Erwartungen zurück. Aber wie denkt eigentlich Ridley Scott, der Schöpfer des originalen Blade Runner, über die späte Fortsetzung seines Sci-Fi-Klassikers?
Wie man ihn kennt, hält er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Er müsse vorsichtig sein, was er sagt, so Scott im Vulture-Interview, um dann doch deftige Worte zu wählen. Blade Runner 2049 sei viel zu lang gewesen, und ein Großteil des Drehbuchs sei seins. Ähnliches sagte Scott zuvor schon bei Al Arabiya, als er anmerkte, er hätte den 164 Minuten langen Film um eine halbe Stunde gekürzt, da er langsam und zu lang sei.
Was jedoch meint er mit seiner merkwürdigen Aussage zum Drehbuch? Anscheinend war Scott nicht nur ausführender Produzent, sondern auch ganz wesentlich an der Story-Entwicklung beteiligt, wenngleich das Skript offiziell Hampton Fancher und Michael Green zugeschrieben wird. Elemente wie Joi (Ana de Armas), Agent Ks (Ryan Gosling) digitale Freundin, oder die Suche nach dem mystischen Replikanten-Kind sollen seine Ideen gewesen sein. Ging es im ersten Blade Runner um zwei künstliche Intelligenzen, die sich verlieben und ein Baby zeugen, handelt der zweite Teil davon, was mit dem Baby geschieht, erklärt Scott.
Von der Laufzeit mal abgesehen, wollte er allerdings nicht damit rausrücken, ob er von Denis Villeneuves Sequel enttäuscht war oder was er anders gemacht hätte. Und Blade Runner 2049 hätte sogar noch länger sein können. Die erste Schnittfassung belief sich tatsächlich auf vier Stunden, bestätigte Villeneuve gegenüber ScreenCrush. Deshalb wurde zwischenzeitlich überlegt, Blade Runner 2049 zu splitten und in zwei Teilen zu veröffentlichen, aber diese Idee schaffte es nicht aus dem Schneideraum hinaus.
Obwohl die Vier-Stunden-Fassung ziemlich stark gewesen sein soll, ist die Kinofassung laut Villeneuve die beste Inkarnation des Films. Er persönlich mag sie lieber, weil sie eleganter sei. Druck von oben gab es nicht, vielmehr beschloss Villeneuve selbst, zur Schere zu greifen. Vier Stunden sei zu ausschweifend gewesen, findet er. Erwartet für Blade Runner 2049 also keinen "Director’s Cut" oder "Final Cut", wie sie Scott Jahre später für Blade Runner nachgereicht hat.