Bewertung: 4 / 5
Ihre beste Stunde gehört zu den Filmen, an die man auch dann noch eine Weile denkt, wenn man den Kinosaal schon lange verlassen hat. Vor allem das tolle Zusammenspiel der Hauptdarsteller, der interessante Blick hinter die Kulissen einer Filmproduktion und der dazu zeitlich ungewöhnliche Schauplatz im Zweiten Weltkrieg lassen Their Finest aus der Masse hervorstechen. Kein reines Drama, keine reine Komödie, keine reine Romanze, sondern wie das Leben von allem etwas und vor allem unberechenbar. Wenn man dann am Ende sogar feststellt, den im Film gedrehten Film würde man auch gern sehen, dann wurde vieles richtig gemacht!
Ihre beste Stunde Kritik
Der Zweite Weltkrieg tobt unerbittlich in Europa und die ständigen Bombardements zermürben die Londoner Bevölkerung. Daher beschließt das britische Informationsministerium, einen Film zu drehen, der die Moral der Bevölkerung hebt. Während Autor Tom Buckley (Sam Claflin) schon viele Filme umgesetzt hat, soll dieses Mal auch die weibliche Sicht nicht zu kurz kommen, damit auch Frauen angesprochen werden. Hierfür wird die junge Catrin Cole (Gemma Arterton) engagiert, um ein wenig "Schmalz" in die Sache zu bringen. Während nun draußen also Bomben fallen und drinnen gedreht wird, muss sich Catrin mit egozentrischen Männern herumschlagen und lernt dabei, dass große Abenteuer vor und hinter der Kamera stattfinden können...
Trailer zu Ihre beste Stunde
Am besten sind oft die Filme, von denen man im Vorfeld nicht so viel mitbekommt und bei denen man völlig ohne Erwartungshaltung positiv überrascht wird. Ihre beste Stunde ist solch ein Film und hier zeigt sich wieder einmal die Stärke des britischen Kinos. Während unseren französischen Nachbarn die Leichtigkeit nachgesagt wird, hat das britische Kino kein Problem damit, Genres zu vermischen und mit britischer Eleganz umzusetzen. Entsprechend ist auch die Geschichte in Ihre beste Stunde ausgefallen, in der vor allem die Darsteller glänzen.
So läuft ein Bill Nighy als exzentrischer alter Schauspieler Ambrose Hilliard zu Höchstform auf und auch die Chemie zwischen Arterton und Claflin ist perfekt. Es ist einfach eine Freude, den Darstellern bei der Arbeit zuzusehen und dies ist in einem Film, der sich mit einem Film beschäftigt, bewusst zweideutig zu verstehen. Gleichzeitig schafft Regisseurin Lone Scherfig den Spagat, sowohl eine leichte romantische Komödie auf die Beine zu stellen als auch den Schrecken des Krieges nicht zu verharmlosen. So wechselt der Film mehrmals die Tonart, bleibt sich dabei aber stets treu.
Ungewöhnlich an Ihre beste Stunde sind auch die vielen kleinen Entscheidungen innerhalb der Handlung, die manchmal ganz dem Klischee entsprechen, dann aber auch wieder völlig unerwartet sind und den Zuschauer eiskalt erwischen. Dies klingt auf dem Papier absolut chaotisch, macht im Erzählfluss aber wirklich Sinn und ist, wie Sam Claflin als Tom Buckley treffend sagt: Die Menschen lieben das Kino, weil es so etwas wie Ordnung gibt und alles hat eine Bedeutung, im echten Leben herrscht das Chaos - doch genau dieses Chaos ist oft richtig spannend.