Bewertung: 3.5 / 5
Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm Staffel 2 ist bei Netflix online, und visuell wie auch bei den Actionszenen hat Netflix noch ein paar Schippen draufgelegt, das wären satte 10 Punkte wert! Jedoch lebt eine Serie nicht von der Optik allein, und auch nicht von einem Star wie Anthony Mackie allein. Hier, wie leider auch Potenzial verschenkt wurde.
In Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm Staffel 2 hat Takeshi Kovacs bekanntlich einen neuen Sleeve, Anthony Mackie übernimmt hier die leitende Hauptfigur auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe. Die Suche sorgt dafür, dass er rasch in viel tiefgründigere Verschwörungen mit gefährlichen Gegnern verstrickt wird, die so auch der Widerstand nicht kommen sah...
Trailer zu Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm
War es schon bei Joel Kinnaman in Staffel 1 auf Dauer schwierig, aufgrund der stoischen Art eine Bindung zur Hauptfigur aufzubauen, so hatte er in der Rolle auf der Suche nach erst einmal seiner Identität noch einen gewissen Lonely Guy-Charme, der auch gut in die düster gemalte Sci-Fi-Welt passte. In Staffel 2 ist Mackie mit seinem Sleeve sogar noch aufgepimpt worden, was bezüglich Action mit neuem Waffensystem cool ist, doch von seinen empathischen Fähigkeiten merkt man insgesamt nur wenig.
Ähnlich wie in Altered Carbon Staffel 1 muss der Hauptstar sich auch wieder zu viel von A nach B bewegen auf seiner Suche nach Quellcrest Falconer (Renee Elise Goldberry), um Zeit für dramatische Vertiefung zu bekommen, das geschieht erst in der zweiten Hälfte etwas mehr. Insgesamt bekommt Mackie aber einfach zu wenig Szenen, in denen er als Charakter glänzen darf, die Action überwiegt dann doch.
So spannend die Verschwörung ist, so spannend es auch ist, die politische und militärische Welt samt ihrer Intrigen und technischen Sci-Fi-Raffinessen tiefer auszuloten, bleiben die eigentlich spannenden philosophischen Fragen in Staffel 2 gefühlt jedoch noch mehr auf der Strecke als in der ersten Season (hier die Review zu Staffel 1). Zwar wird der Wert von Gefühlen in einem sterblichen Leben versus ewiger, aber gelangweilter Existenz thematisiert, am Rande auch wieder der Luxus der Reichen und die prekäre Lage der Armen, doch eben zu sehr am Rande, um gehaltvoll und wirksam zu sein.
Gerade auch die Veränderung von Quellcrest Falconer führt dazu, dass sie den Großteil der Staffel ebenfalls auf Distanz bleibt und erst ab der großen Offenbarungen emotionalen Tiefgang beschert bekommt. Mit ein Grund, warum Neuzugang Simone Missick als Bountyhunter Trepp die weitaus spannendere Figur ist, die einen über die erste Hälfte der Staffel hinwegträgt. Ein Highlight ist auch wieder die K.I. Poe (Chris Connor) samt seiner neuen Partnerin DIG (Dina Shihabi).
Nicht falsch verstehen, die Story von Altered Carbon Staffel 2 ist spannend, Mackie und der restliche Cast holen auch raus, was rauszuholen geht, aber in der ersten Hälfte wird alles etwas zu wirr erzählt. Und insgesamt lässt die Story eben das vermissen, was wir uns nach Staffel 1 an auch gesellschaftskritischer und philosophischer Vertiefung gewünscht hätten. Sie präsentiert dafür eine andere Form von politischer, allzu oft schon in anderen Sci-Fi-Serien erzählter Macht-Kritik, die man sich unserer Ansicht nach aber für eine dritte Staffel hätte aufheben können.
Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm Staffel 2 sollte man dennoch gesehen haben als Sci-Fi-Fan, visuell und bezüglich Action wird eine finstere und wirklich spannende Welt inszeniert. Diesbezüglich wahrlich ein Leckerbissen, der nur leider den gerade in dieser Serie so spezifisch eigentlich möglichen Tiefgang vermissen lässt und daher mehr coole oberflächliche Unterhaltung bietet als etwas, das noch lange hängebleiben und zum Nachdenken anregen könnte. Eine weitere Season, die dies vielleicht noch nachholt, würden wir uns durchaus wünschen.