Bewertung: 4.5 / 5
Wie viel Wandel veträgt die Liebe? Wer ist man wirklich? Wie geht man mit Andersartigkeit um - unterdrückt man sie, oder lernt man, mit ihr umzugehen? Wie dem Fremden vertrauen? All diesen Fragen geht die neue britische Gestaltwandler-Serie The Innocents bei Netflix nach, und das in einer Tiefgründigkeit, wie man sie selten bei Serien mit Übernatürlichen findet. Freunde von The Returned werden The Innocents, die in England und Norwegen spielt, genauso ins Herz schließen, neben der tollen Mysterystory und hervorragenden Charakterdarstellern sorgen auch das Setting und die Musik für ein in den Bann ziehendes Superpower-Drama der mal ganz anderen Art.
Als June McDaniel (Sorcha Groundsell) herausfindet, dass sie einer Linie von Gestaltwandlern entspringt, ändert sich für sie schlagartig alles und sie muss sich auf eine Reise begeben, auf der sie hofft, mehr über ihre Mutter, ihre Vorfahren und ihre Fähigkeiten herauszufinden. Wie es ihr gelingt, mit ihrem Freund Harry (Percelle Ascott) zusammenzubleiben, der sie durch all das begleitet, stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Und sie muss sich obendrein die Frage stellen, wem sie in der Welt von The Innocents vertrauen kann.
Trailer zu The Innocents
Eigentlich beginnt alles in The Innocents mit einem scheinbar normalen Teenie-Liebespaar, das dem einengenden Elternhaus entfliehen und gemeinsam ein neues Leben beginnen will. Der Stichtag dafür ist der 16. Geburtstag von June McDaniel, deren Vater sie von sozialen Kontakten fernhält und sie mit Beruhigungstabletten füttert. Doch schon bald stellt sich heraus, dass sie nicht unter Epilepsie leidet, wie ihr Daddy sie bis dato hat glauben lassen, sondern eine Gestaltwandlerin ist. Eine beängstigende Situation löst das erste Mal aus, und fortan muss sie herausfinden, ob diese Fähigkeit ein Fluch oder eine Gabe ist - und wer sie selbst tief im Inneren ist.
Ihr Freund Harry sieht sich derweil mit einer sehr anderen June konfrontiert als die, in die er sich verliebt hat, und über die er meinte so viel zu wissen, jahrelangem Briefwechsel sei dank. Doch schon bald holt ihn eine Realität ein, die er sich niemals hätte vorstellen können - hält seine Liebe ihren ständigen Wandel aus? Und damit ist nicht nur ihr äußerlicher Wandel, die neue Fähigkeit gemeint. Sondern auch die ganze neue Welt, die sich ihr plötzlich mit vielen neuen Fragen eröffnet, und in die er automatisch hineingezogen wird. Zudem dreht sich alles nur noch um Junes neue Erfahrungen, wo bleibt er dabei mit seinen Wünschen und Vorstellungen, wo ihre gemeinsam aufzubauende Zukunft?
Eine ziemlich überfordernde Situation für das junge Liebespaar, das entsprechend von einer Misere in die nächste und in ein ganz neues Gefühlschaos stolpert auf ihrer Reise. Und zudem vor denen flüchten muss, die scharf auf Junes Begabung sind. Selbst die Entdeckung, dass sie nicht die einzige mit dieser Fähigkeit in ihrer Familie wie auch allgemein ist, sorgt eher für mehr Probleme als für aufklärende Sicherheit. Überraschende Wendungen runden das Ganze ab, und ein dramatisches Cliffhanger-Finale läutet eine nicht weniger spannende zweite Runde ein, die hoffentlich kommen wird.
The Innocents Staffel 1 eröffnet mit acht Episoden eine wirklich spannende und toll inszenierte und dargestellte Mysterydramawelt, die allen Identitätssuchenden einen kritischen und eigentlich gar nicht so übernatürlichen Spiegel vorhält. Absolut sehenswert, nicht nur für ein junges Publikum!