Selbstverloren tanzt die junge Spanierin Victoria durch die Berliner Szene. Vor einem Club lernt sie vier Kumpel kennen, die sich als Sonne, Boxer, Blinker und Fuß vorstellen. Schnell kommt man ins Gespräch. Sonne und Victoria interessieren sich füreinander und setzen sich bei erster Gelegenheit von der Gruppe ab. Ihr zarter Flirt wird jedoch jäh von den anderen unterbrochen, denn für die Kumpel ist diese Nacht noch lange nicht zu Ende. Um eine alte Schuld zu begleichen, müssen sie ein krummes Ding durchziehen. Weil einer von ihnen zu betrunken ist, soll ausgerechnet Victoria die Rolle der Fahrerin übernehmen. Aus Spiel wird plötzlich Ernst.
Ich habe mir den Film am 09. Januar 2021 angeschaut. (Zum Filmtagebuch)
One Shot Krimi der in Berlin spielt (Netflix)
Meine Bewertung@DirtyMary
ich war auch sehr enttäuscht. Die "logistische Meisterleistung" war technisch gesehen sicher eine große Herausforderung - was die Macher aber vergessen, ist, dass es trotzdem einer anständigen Story benötigt. Von daher wirkt das hier vielmehr als Gimmick als beim oft dafür kritisierten Birdman (den ich persönlich sehr, sehr stark finde). Flache Figuren, uninteressanter Smalltalk für eine Stunde (soweit ich mich erinnere) und dann eine sehr unglaubwürdige und auch nicht sehr geistreichere Krimi/Caper-verwicklung...
Weniger Drehbuchseiten als The Fast and Furious VIII, dafür doppelt so lang. Der formal-technische Geniestreich von Regisseur Sebastian Schipper (140 Minuten in einem „Take“) täuscht den Rausch einer Nacht mit sehr viel Improvisation von Darstellern und (einer einzigen) Kamera vor. Mehr „Fake“ als „Orgasm“. Danach wirkt Birdman wie ein Meisterwerk.
Meine Bewertung140 Minuten, ein Take, kein Schnitt.
Ein zwölfseitiges Drehbuch, der Großteil des Films wurde improvisiert.
Die finale Version wurde von 4.30 bis 7 Uhr gedreht. Schwarz zu Blau.
Inhaltsangabe:
Während einer Clubnacht trifft die Spanierin Victoria in Berlin auf die vier jungen Männer „Sonne“, „Boxer“, „Blinker“ und „Fuß“, die sich ihr als „echte Berliner“ vorstellen. Neu in der Stadt und auf der Suche nach Bekanntschaften, begleitet sie die vier durch die weitere Nacht. (Zitat aus Wikipedia)
Review:
Der künstlerische Anspruch ist tatsächlich enorm! In Kombination mit den Schauspielerleistungen entwickelt die dauerhafte Plansequenz eine faszinierende, authentische Atmosphäre, welche mich als Zuschauer direkt an die Charaktere band. Dementsprechend intensiv fällt auch die emotionale Anteilnahme mit den Charakteren aus. Freude, Spannung, Schock - hier ist alles vertreten. Glücklicherweise harmonieren die fünf Hauptdarsteller perfekt miteinander, ansonsten würde die Atmosphäre wohl wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen. Dazu gehören die Spanierin Laia Costa sowie die deutsche Truppe bestehend aus Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit und Max Mauff. Überrascht wurde ich dabei vom bulligen und markanten Frederick Lau, den ich bisher nur als schmächtiges Jüngelchen aus "Die Welle" kannte^^
Der Wechsel zwischen englischer und deutscher Sprache trägt ebenfalls zur Authentizität des Films bei, weil es eben so dargestellt wird, wie es im echten Leben der Fall ist bzw. so wie Normalos halt Englisch sprechen. Mit Akzent, abundzu nach der englischen Bedeutung suchend, teilweise ins Deutsche zurückfallend. Eine Gruppe von Deutschen wird sich auch untereinander weiterhin auf Deutsch unterhalten, obwohl eine Nicht-Deutsche unter ihnen ist. Ich spreche da aus Erfahrung. Wie man den Einsatz der englischen Sprache kritisieren kann (was viele tun), bleibt für mich absolut unverständlich.
Was mir an "Victoria" nicht so gut gefallen hat, sind die Regieentscheidungen gegen Ende des Films. Dort wirken so manche Szenen stark überdramatisiert bzw. zu Hollywood-ähnlich, was nicht zu der sonstigen, bodenständigen Inszenierung passen wil. Des Weiteren merkt man an zwei Szenen, dass das Erzählen der Geschichte durch die dauerhafte Plansequenz etwas limitiert wird. Würde man sich genau an die räumlichen Distanzen halten, müssten die Fahrrad- und Autofahrten bedeutend länger dauern. Um den Zuschauer jedoch nicht allzu sehr zu langweilien, beschränkt man sich dabei auf ein paar Straßenzüge.
8,5/10 Punkten
"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."