
Bewertung: 4 / 5
Nur bloß weg von der Erde! Was sich vermutlich so mancher zuletzt wünscht, wird für einen kleinen Jungen Realität, als die Aliens endlich seine Nachricht erhalten und ihn wie gewünscht entführen. Und so beginnt in Pixars neuem Animationsfilm Elio ein Abenteuer, welches herzlich ist, charmant, unglaublich süß und vor allem die kleinen Kinobesucher erfreuen dürfte.
Elio Kritik
Seit Jahrhunderten haben die Menschen auf der Suche nach Antworten das Universum angerufen - jetzt ruft das Universum zurück! Der Junge Elio ist ein Außenseiter mit einer lebhaften Fantasie, der versehentlich in das Communiverse gebeamt wird, eine interplanetarische Organisation mit Vertretern aus allen möglichen Galaxien. Fälschlicherweise als Botschafter der Erde beim Rest des Universums identifiziert und völlig unvorbereitet auf diese Art von Druck, muss Elio neue Beziehungen zu exzentrischen außerirdischen Lebensformen knüpfen, eine Reihe von gewaltigen Prüfungen überstehen und irgendwie herausfinden, wer er wirklich sein soll.
Trailer zu Elio
Pixar hat einige wirklich schwere Jahre hinter sich. Nachdem sie jahrelang einen Hit nach dem anderen abgeliefert haben und von Zuschauern wie Kritikern gefeiert wurden, sahen die letzten Jahre weniger rosig aus. Lief bis 2019 noch alles gut, traf die Corona-Pandemie im Jahr 2020 das Studio mit voller Wucht. Gleich vier Filme konnten nicht im Kino veröffentlicht werden und landeten direkt auf Disney+. Wenngleich vor allem Soul und Luca gute Filme waren, gingen sie in der Wahrnehmung doch ziemlich unter. Der erste Kinofilm nach der Pandemie erwies sich dann mit Lightyear auch noch als massiver finanzieller, aber auch kritischer Flop. Elemental im Jahr darauf kam zwar wieder besser an, wirkte aber nicht mehr ganz so originell wie frühere Filme und spielte an den Kinokassen zu wenig ein und machte ebenfalls Verluste. Stimmen wurden laut: Ist die große Zeit von Pixar vorbei?
Es gibt Grund zur Hoffnung, dass die letzten Jahre nur eine schlechte Phase waren, die zudem von äußeren Einflüssen bedingt wurden. Mit Alles steht Kopf 2 konnte im letzten Jahr wieder ein richtig großer Hit gelandet werden und jetzt kommt mit Elio mal wieder ein origineller Film in die Kinos, der beweist, dass Pixar es durchaus noch drauf hat.
Denn Elio hat das Herz definitiv am richtigen Fleck. Der Film ist sehr charmant und unfassbar süß. Wenngleich er sich vor allem an das eher jüngere Kinopublikum richtet, könnte er beim etwas älteren Publikum fast schon nostalgische Gefühle hervorrufen. Wenngleich es inhaltlich keinerlei Überschneidungen gibt und Elio als Ganzes auch wesentlich bunter daherkommt, mussten wir im Verlauf des Films an so manches eher kindliche Sci-Fi-Abenteuer aus den 80er Jahren denken, zum Beispiel Explorers - Ein phantastisches Abenteuer. Solche Abenteuerfilme gibt es für heutige Kinder kaum noch, es ist daher schön, dass jetzt mit Elio so etwas wieder in die Kinos kommt.
Die FSK hat dem Film eine Freigabe ab sechs Jahren erteilt, wobei wir nicht genau wissen, warum der Film nicht ab 0 freigegeben ist. Ja, es gibt ein oder zwei Szenen, die etwas unheimlich daherkommen, die werden aber sofort mittels Humor aufgelöst. Und dieser ist während des ganzen Films vorhanden. Der Film erhält dadurch eine leichte und sehr unterhaltsame Stimmung.
Natürlich richtet sich der Humor hauptsächlich an Kinder, doch auch Erwachsene bekommen einiges zum Lachen. Elio selbst tut zudem manchmal Dinge auf so süße und teils auch verrückte Art, dass man gerade als Erwachsener einfach nur positive Gefühle für dieses Kind empfinden kann. Hinzu kommt eine kindliche Naivität, über die man teils gar nicht anders kann als zu lachen.
Langeweile kommt auch nie auf, da der Film ein gutes Tempo an den Tag legt und mit seinen 98 Minuten auch nicht zu lang geraten ist. Wirklich gestört hat uns nur eine Szene gegen Ende des Films, die wir als überflüssig und auch nicht ganz nachvollziehbar empfunden haben, doch Kinder wird dies kaum stören.
Die typischen Themen und Botschaften dürfen natürlich nicht fehlen, doch in Elio wird dies alles etwas lockerer gehandhabt. Im Vordergrund steht stets das Abenteuer. Daran sieht man auch, dass man sich hier eher an jüngere Kinder richtet im Vergleich zu manch anderen Pixar-Filmen. Dennoch bekommen Kinder auch hier einiges mit auf dem Weg gegeben. Zum Beispiel, dass Freundschaft etwas Universelles ist und man sich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen sollte.
Tricktechnisch gibt es nichts auszusetzen. Der Film sieht klasse aus. Wir haben ihn zudem in 3D gesehen. Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen, einige Szenen wurden dadurch aber durchaus noch zusätzlich aufgewertet. Und auch wenn teils viel auf der Leinwand passiert und der Film sehr bunt ist, wirkt er nie überladen. Er ist ruhig inszeniert, wirkt nie hektisch, wodurch man auch nie die Übersicht verliert. Und das ist schon eine Kunst, da der Film auch leicht wie ein LSD-Trip hätte wirken können.
Als Erwachsener schaut man den Film und wird wie bereits erwähnt womöglich an so manchen Space-Abenteuerfilm aus den 80ern erinnert oder auch an einen Film wie Contact (auf den zumindest wir nach Elio mal wieder richtig Lust hatten). Es ist daher schön, dass es im Film sogar ein tolles Easter Egg gibt, welches als überraschender Cameo daherkommt. Einen, den wohl nur Erwachsene bemerken werden, zumindest, wenn sie Star Trek-Fans sind. Denn es gibt zu Beginn des Films eine Szene, in der die Geschichte der Raumsonde Voyager erzählt wird (die Raumsonde mit der goldenen Schallplatte an Bord). Und wer erzählt diese Geschichte? Kate Mulgrew, auch bekannt als Captain Kathryn Janeway vom Raumschiff Voyager. Es sind solche Details, für die man Pixar einfach lieben muss. Leider wird dieser Cameo in der deutschen Synchronisation vermutlich komplett wegfallen.
Fazit
Eine lustige Begegnung der Pixar Art - Mit Elio ist ein unfassbar süßer, sehr charmanter und auch noch lustiger Film gelungen. Ein tolles Weltraumabenteuer, welches vor allem die ganz Kleinen, aber durchaus auch die Großen mit so manch toller Idee und einigen abstrusen Momenten zu unterhalten weiß.
Elio ist sicher nicht der aller originellste Film und gehört auch nicht zu den besten Filmen, die Pixar je hervorgebracht hat. Doch er hat das Herz am rechten Fleck und zeigt, dass Pixar die schwache Phase der letzten Jahre hinter sich gelassen hat. Und wenn ein Film es schafft, dass die Kinder nach dem Kinobesuch öfters hinauf zu den Sternen blicken, hat er alles richtig gemacht.
