Bewertung: 2 / 5
Es fällt nicht leicht zu entscheiden, wer nun deplatzierter wirkt: der Hauptdarsteller oder der Titel? Jesse Eisenberg oder 30 Minuten oder weniger? Beide sind zu gut für den entstandenen Film, so viel ist sicher. Und eigentlich ist auch Regisseur Ruben Fleischer zu gut dafür; das ließ zumindest 2009 sein Erstling Zombieland erhoffen: Der hatte Witz, sowohl wortwörtlichen als auch kinematografischen. Was also ist diesmal schiefgelaufen?
Die Grundidee ist eigentlich nicht verkehrt: Ein harmloser Pizzabote wird von Gangstern gezwungen, eine Bank auszurauben. In Kombination mit dem Titel 30 Minuten oder weniger klingt das nach temporeicher Action, aufputschendem Soundtrack, schnellen Schnitten, im Idealfall angereichert mit coolen, aber intelligenten Sprüchen. Und nach dieser Art Film sieht es anfangs auch aus, wenn Nick (Jesse Eisenberg) zu "Tick Tick Boom" von The Hives in seinem klapprigen Mustang stuntmanverdächtig durch die Straßen heizt, um - wie in der Fernsehwerbung seines Chefs versprochen - Pizza in 30 Minuten oder weniger auszuliefern.
Dann jedoch lernt das Publikum Travis (Nick Swardson) und Dwayne (Danny McBride) kennen. Ersterer ist ein unterbelichteter Bombenbastler, Letzterer ein cholerischer White-Trash-Vollpfosten, der seinem verhassten Vater (Fred Ward) nach seinen Lottomillionen trachtet. Und bald auch nach dem Leben: Denn die Stripperin, der Dwayne beim Lapdance sein Leid klagt, kennt zufällig einen Typen (Michael Peña), der Daddy für 100.000 Dollar umlegen würde. Aber woher soll das viele Geld kommen? In einem Anfall von kriminellem Genie streifen sich die beiden Proleten Affenmasken über (die das Schauspiel von McBride und Swardson merklich verbessern) und beauftragen den zufällig gewählten Nick, ihnen das nötige Kleingeld zu beschaffen. Ihre Argumentationshilfe: eine Sprengstoffweste mit Zeit- und Fernzünder.
Bis Michael Diliberti in seinem Skript endlich an den Punkt kommt, an dem Nick unterstützt von seinem Freund Chet (Aziz Ansari) tatsächlich die Bank überfällt, sind gefühlte 90 Minuten vergangen - in einem 83-minütigen Film, der mit dem Banküberfall noch lange nicht endet. Diese gefühlten 90 Minuten waren gefüllt mit überlangen Dialogen, deren Inhalt auch in schätzungsweise je zehn Wörtern zum Ausdruck gebracht werden könnte. Mit dieser Taktik mag 1984 der Beverly Hills Cop durchgekommen sein, vor dem sich Ruben Fleischer in einer langen Szene mit Glenn Freys "The Heat Is On" musikalisch verbeugt. Doch während Eddie Murphys Geplapper irgendwie spritzig-originell war, klingt das Dauergequassel der Gangster und Gangster unter Protest hier häufig wie die Schulhofdiskussion sehr gesprächiger Achtklässler.
Das drückt natürlich ungemein aufs Tempo. Statt der erhofften wilden Verfolgungsjagd ähnelt die Komödie eher einer Fahrt mit einem Fahranfänger, der die Sache mit der Kupplung noch nicht richtig raus hat: Sie ist stockend, langsam und auf Dauer unangenehm. Dass Ruben Fleischer auf den allerletzten Metern noch das Gaspedal findet, ihm hin und wieder doch eine Anspielung gelingt, lässt die Tour insgesamt nicht kurzweiliger erscheinen.
30 Minuten oder weniger bekommt 2 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)