Bewertung: 3.5 / 5
Nun ist auch Cruella mit VIP-Gebühr bei Disney+ erschienen, für alle die, die ihn nicht in den Kinos schauen können. Dass es bei der Realverfilmung düsterer zuzugehen scheint als für Disney gewohnt, verrieten schon die Trailer - warum das cool und dennoch ein toller Film für die ganze Familie ist, erfahrt ihr in unserer Kritik.
Cruella Kritik
Wie wurde die bereits aus dem Disney-Zeichentrickfilm 101 Dalmatiner so bekannte finstere Cruella (Emma Stone) mit einer Vorliebe für Dalmatiner-Pelzmäntel eigentlich so eiskalt und fies, wie man sie auch schon aus der früheren Realverfilmung (mit Glenn Close) kennt? Dieser Weg von der schon tragischen Kindheit bis zum Aufstieg zu der knallharten teuflischen Lady mit einer Vorliebe für insgesamt ausgefallene Mode ist voller Bitterkeit, Tragik - und dennoch Liebe - zumindest ein bisschen...
Trailer zu Cruella
Ein bisschen anders, ein bisschen extrem - das war sie schon immer, die Titellady von Cruella! Doch natürlich war sie nicht schon immer so eiskalt, wie man sie in ihren diversen Interpretationen kennt. Und genau das ist der tatsächlich spannend zu verfolgende Weg, den Emma Stone als Cruella durchmacht: denn wie man vielleicht schon ahnt, kommen hier Anlage und Prägung durch widrige bis tragisch-bittere Umstände zusammen, welche ihre so schräge und boshafte Persönlichkeit ausformen.
Doch auch Cruella hatte mal ihr nahestehende Personen, selbst aus dem Zeichentrickfilm kennt man ihre Verbündeten und eine frühere Schulfreundin, die auch in Cruella eine wichtige Rolle spielen. Und auch diese waren mal Kinder. Man lernt also in der Realverfilmung nicht nur eine Originstory kennen, sondern gleich mehrere in Verbindung zueinander, und das selbst bis zur Midcredit-Szene! Den Abspann schauen lohnt sich.
Cruella ist ein wunderbarer Mix aus scheinbarem Outlaw-Indie-Artkinofilm mit UK-Flair und dem schrägen Look, den die Modewelt einem so bietet - und aber auch trotz Realismus märchenhafter wie auch comichafter Überzeichnung und fantasievoller Elemente. Im Grunde ein Märchen-Kunstfilm. Schräge Vögel sind in der Modewelt kein seltener Anblick, kein Wunder also, dass dies das Setting ist, das bei einer schrägen Lady mit Pelzmantel-Faible der ungewöhnlichen Art nahelag. Eine vor allem im Kindheitspart fette Prise Charles Dickens holt gleich die ganze Familie ab, doch auch in der erwachseneren Phase ist der Schlagabtausch zwischen den Hauptladys Emma Stone und Emma Thompsons Charakter so cool überzeichnet, dass auch die Kids dem Hexenkampf gern zusehen.
Thompson als knallharte Mode-Baroness ist einfach genial und die Cruella, die Stone gerade erst dabei ist zu werden bezüglich des extremen Grades der Diabolik: dadurch wird der Unterschied zwischen der uns bekannten und Stones noch jüngerer, noch nicht ganz so ausgeformter Cruella gut deutlich. Das Casting ist perfekt, die beiden allein tragen schon den gesamten Film mit Bravour. Doch auch alle anderen Charaktere sind toll und ja, auch divers besetzt, was hier aber in dieses "Alles, nur nicht gewöhnlich"-Flair gut hineinpasst.
Wir wollen über die Charaktere um die beiden Hauptdamen herum eigentlich nicht viel spoilern, doch sie passen toll in diese Entwicklungsgeschichte hinein und bieten selbst in den ganz kleinen Nebenrollen göttliche Szenen, mit dem Charme, den schwarze UK-Komödien haben. Denn natürlich passt hier vor allem diese Comedyart neben der Tragik sehr gut hinein. Unterstützt vom London-Setting und einer tollen Musikauswahl entsteht eine Atmosphäre mit viel Indie-Charme. Und doch gibt es auch den Humor, der Kids erfreut, aber auf so schön schräge Art, dass auch die Erwachsenen schmunzeln werden. Spätestens, wenn ihr versteht, was ein "Rag" ist, wisst ihr, was wir meinen! ;-)
Kurz, Craig Gillespie ist mit Cruella eine finstere und dabei doch so extravagant und elegant funkelnde Perle unter den Disney-Realverfilmungen gelungen, die man sicher nicht nur einmal anschauen wird. Eine Zweitsichtung bietet dann auch einige Aha-Momente, die einem beim ersten Mal vielleicht durchgerutscht sind. Tiefgründiges Drama erwartet einen dann aber doch wieder nicht, auch ein paar hier und da logisch grob zugekleisterte Macken wird man finden, es ist schließlich immer noch ein Disney-Familienfilm. Daher fließt auch kein Tropfen Blut und auch die Pelzfrage wird gut gelöst. Also keine Sorge, liebe Eltern, die Ladys sind schon fies genug mit ihrer teuflischen Raffinesse :-)