
Bewertung: 3 / 5
Im Jahr 1934 kam es auf der entlegenen Galápagos-Insel Floreana zu der sogenannten Galápagos-Affäre, in deren Verlauf drei Menschen zu Tode kamen und drei weitere spurlos verschwanden. Diesem in der damaligen Zeit überraschend medienträchtigen Ereignis widmet sich der neue Film von Ron Howard (Rush - Alles für den Sieg).
Eden Kritik
Zwischen den beiden Weltkriegen begeben sich einige sehr unterschiedliche Menschen auf die bis dahin unbesiedelte Galápagos-Insel Floreana, auf der Suche nach einem neuen Leben jenseits zivilisatorischer Konventionen. Die Ersten sind der deutsche Arzt und Philosoph Dr. Friedrich Ritter (Jude Law) und seine Geliebte Dore Strauch (Vanessa Kirby). Ritter schreibt an einem philosophischen Manifest und will außerdem Dore von ihrer Multiplen Sklerose heilen. Nach einiger Zeit erfährt die Presse von dem eigenwilligen Paar und inspiriert den Weltkriegsveteranen Heinz Wittmer (Daniel Brühl) gemeinsam mit seinem Sohn Harry und seiner jungen Frau Margret (Sydney Sweeney) nachzuziehen. Anfangs noch unerfahren im Umgang mit den Naturgewalten schlagen sie sich nach und nach immer besser.
Trailer zu Eden
Die harsche Ablehnung durch Ritter und Dore weicht einer langsamen Annäherung bis eines Tages mit Eloise Bosquet de Wagner Wehrhorn (Ana de Armas) eine mysteriöse selbsternannte Baronin mitsamt Gefolge auf der Insel erscheint. Die Baronin hat große Pläne ein Luxushotel auf der Insel zu errichten und versucht mit allen Mitteln die anderen gegeneinander auszuspielen.
Die Ereignisse auf Floreana sind bis heute nicht vollends aufgeklärt, da es einander widersprechende Aussagen der Überlebenden gibt. Eine Verfilmung hätte hier also die Gelegenheit gehabt, die entsprechenden Vorgänge ambivalent zu inszenieren oder sie aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen. Wenig überraschend entschied sich der biedere Regie-Handwerker Ron Howard jedoch anders und legte sich in seiner Verfilmung auf eine Version der Ereignisse fest, die er dann auch ohne erzählerische Schnörkel und jeden Anflug von Ambivalenz als die Wahrheit präsentiert. Das ist über weite Strecken unterhaltsam, nutzt das Potenzial der zugrunde liegenden Ereignisse aber nicht voll aus, da die Story stets in recht erwartbaren Bahnen verläuft. Eher unbeholfen wirken daher auch Howards Versuche Spannung über Parallelmontagen zu erzeugen, die stattdessen eher den Fluss der Geschichte stören.
Da die Rollen von Gut und Böse somit von vornherein klar verteilt sind, sieht Ana de Armas auch keinen Grund sich zurückzuhalten und legt ihre Baronin von Beginn an als durchtriebene Intrigantin an, wobei sie mit sichtlichem Spaß den Film an sich reißt. Selbst ihr Charme kommt aber kaum dagegen an, dass das Drehbuch ihre Figur mit zunehmender Laufzeit immer mehr zu einer fast schon cartoonhaft überzeichneten Schurkin degradiert. Dennoch vermisst man die kapriziöse Adelige in jeder Sekunde, die sie nicht auf der Leinwand ist, da die anderen Figuren deutlich farbloser daherkommen.
Jude Laws Dr. Ritter ist prinzipiell interessant angelegt, allerdings schenkt der Film seinen philosophischen Theorien kaum Beachtung. Das immer angespannter werdende Verhältnis zu seiner von Vanessa Kirby verkörperten Partnerin wird ebenfalls nicht ausreichend vertieft, obwohl es für spätere Entwicklungen von entscheidender Bedeutung ist. Sydney Sweeney bekommt nach Immaculate immerhin zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit eine denkwürdige Geburtsszene, in der sie sich die Seele aus dem Leib schreien darf, während Daniel Brühl die undankbarste Rolle bekommen hat.
Wer in Anbetracht des attraktiven Casts und des exotischen Schauplatzes auf knisternde Erotik hofft, wird hier eher enttäuscht. Zwar wird die Baronin als promiskuitiv gezeichnet, der Sex findet jedoch vornehmlich im Off statt. Ansonsten ist die Inszenierung solide und die musikalische Untermalung von Hans Zimmer so angenehm unauffällig, dass wir uns über seinen Namen im Abspann regelrecht gewundert haben. Insgesamt reiht sich Eden bei den Filmen ein, an denen man bei Interesse an der Thematik und den Schauspielern durchaus seine Freude haben kann, die man anschließend aber nicht lange im Gedächtnis behalten dürfte.
