Die Weltpremiere von Avatar - Aufbruch nach Pandora ist vorüber und immer mehr Kritiken zum Film trudeln ein. Wer sich erst einmal für das Event letzte Woche interessiert, der wirft einen Blick auf den Roten Teppich bei YouTube. Der Rest macht mit uns weiter und schaut sich den Status der neuen Kritiken zu Avatar an.
Nachdem es in der letzten Woche nur vereinzelte Meldungen wegen eines Embargos gab und Meinungen hauptsächtlich über Twitter hereinkamen, konnten sich jetzt etliche Kritiker richtig Gehör verschaffen und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Bei Rotten Tomatoes war es an diesem Wochenende ein einziges Auf und Ab. Nachdem der Film kurzzeitig in den unteren 80%-Bereich abgefallen war, hat er sich jetzt wieder bei 90% stabilisiert. Kritiker können argumentieren, auch andere Blockbuster sind in diesem Jahr sehr gut im Mittel gestartet, bis die negativen Kritiken einschlugen. Da jedoch bereits viele renommierte Kritiker vertreten sind, hat der Wert doch schon etwas Gewicht. Die Meinungen lesen sich dabei recht identisch und teilweise fast schon zu überschwenglich, dass man Vorsicht walten lassen sollte. Avatar wird als ein Effektspektakel mit Seele beschrieben, episch in seinem Aufbau, visuell ansprechend und voller noch nie dagewesener Effekte. Manche Kritiker beschreiben allein die Endschlacht als Rechtfertigung für den Eintrittspreis. Wenn negativ, werden immer nur die recht einfache Rahmenhandlung und manchmal die für Cameron typisch kitischigen Dialoge kritisiert. Dies ist kein Film, in denen hochtrabende philosophische Debatten geführt werden, es ist im Kern ein Actionfilm wie viele andere, mit dem Vorteil, Cameron weiß seine Darsteller geschickt einzusetzen. So wird laut der Kritiker viel Zeit für den Aufbau der Personen verwendet und dies soll sich besonders dann auszahlen, wenn wie in anderen Blockbustern die Story im letzten Drittel zugunsten der Action zurückgeschraubt wird. Man weiß, wieso die Figuren so handeln und fiebert mit ihnen mit. Bei den schauspielerischen Leistungen fällt auch immer wieder ein Name - und das ist weder Sam Worthington noch Sigourney Weaver oder Zoe Saldana, sondern Stephen Lang. In jeder Szene, in der er zu sehen ist, soll er die perfekte Inkarnation eines Marines sein. Überzeugend, präsent und vermutlich ein Kandidat für die Hall of Fame der Filmschurken.
Die Laufzeit von Avatar wird vereinzelt als zu lang kritisiert, andere betonen, sie sei genau richtig und nie habe man das Gefühl sich zu langweilen, da Cameron immer mit neuen Einfällen um die Ecke kommt. Hier spielt vordergründig die Action eine wichtige Rolle, die immer um die Besonderheiten von Pandora herum gebaut ist. Roger Ebert vergleicht Avatar ohne weiteres mit Der Herr der Ringe und Star Wars. Auch andere Kritiker führen Lucas' Epos ins Felde und sagen, der Film ist Die dunkle Bedrohung wie sie hätte sein müssen. Was bleibt, ist die wichtige Frage nach 3D und auch hier ist sich die Mehrheit der bisherigen Zuschauer einig. Cameron weiß mit der Technik umzugehen und kennt ihre Schwächen, die 3D-Effekte sollen aber das Beste sein, was man im Kino bisher sah, die nie zum Selbstzweck integriert werden. Selbst Roger Ebert, der bisher wenig von 3D überzeugt war, zieht den Hut. Bewertet wird Avatar im Schnitt mit 8-10 Punkten von den meisten Kritikern, wobei es Brendon Connelly von Slashfilm wohl am treffendsten formulierte. Camerons Film ist sicher nicht der beste Film des Jahres, aber einer der besten und von denen wohl derjenige, der am ehesten im Kino gesehen werden muss.
Ist Avatar mit diesen Kritiken also auf Erfolgskurs? Noch immer ist es schwer zu sagen, schaden wird diese erste positive Resonanz dem Kinoerfolg aber sicherlich nicht, eher im Gegenteil. Nachdem 20th Century Fox so lange so schweigsam war und selbst im Endstadium die Werbekampagne bestenfalls als dürftig zu bezeichnen ist, ist Avatars einzige Chance immer noch die Mund zu Mund-Propaganda. Avatar - Aufbruch nach Pandora wird kein Film, der bei seinem Kinostart in drei Tagen Rekorde pulverisiert. 70 Mio. $ zum Kinostart in den USA wären schon als großer Erfolg zu werten. Je nachdem wie das Publikum dann reagiert, wird sich zeigen, ob der Film das Zeug dazu hat, der erfolgreichste Film des Jahres zu werden oder im Mittelfeld mitschwimmt. Was die Zukunft von Avatar betrifft, ist jedenfalls alles noch offen, wobei sich die lange proklamierte Trilogie herauszukristallisieren scheint. Cameron bestätigt, die Handlungen für Avatar 2 und Avatar 3 habe er bereits zu Papier gebracht, wenn auch noch nicht die Drehbücher. Ob diese aber auf Pandora spielen werden, lässt er offen. Da 20th Century Fox aber soviel Geld in den Film gesteckt hat und die Tiere, Berge, Pflanzen und anderen Dinge digital auf den Rechnern liegen, wäre es nur logisch, die Story fortzuführen.