Die LA Times führte kürzlich ein sehr umfangreiches Interview mit James Cameron über dessen neuen Film Avatar, der Ende des Jahres in die Kinos kommt.
Camerons Meinung nach gab es in den letzten Jahren wenige Filme, mit denen ein Vergleich gezogen werden könnte, am ehesten passt noch Matrix. Nicht viele Filme nehmen den Zuschauer noch mit auf eine Reise und überraschen diesen - und bei Matrix wusste niemand, was ihn erwartet. So auch bei Avatar, wo die Geschichte größtenteils aus der Sicht von Jake Sully erzählt wird. Es beginnt in einem kleinen Rahmen in Jakes Appartment und während der Film voran schreitet, expandiert die ganze Geschichte und nimmt epische Formen an.
Das erste Drehbuch, das inzwischen fast 15 Jahre auf dem Buckel hat, musste James Cameron stark überarbeiten. Sein Entwurf war ursprünglich so neu und gigantisch angelegt, dass er etwas herabgestuft werden musste, um auf der Leinwand umgesetzt werden zu können. Der Film sei zwar episch ausgelegt, aber immer im Rahmen, was ein Hollywoodfilm bieten kann. Der erste Entwuf seinerzeit war also weniger ein Drehbuch, sondern mehr die Rahmenhandlung eines Buches. Es gab zuviel Story, zuviel Hintergrundgeschichten, zuviele Nebencharaktere und dann wird irgendwann ein Punkt erreicht, der dir förmlich zuschreit: Hier musst du jetzt etwas komprimieren. Nie zuvor hätte Cameron soviel Zeit in einen Entwurf gesteckt, um hinterher ein funktionierendes Drehbuch zu haben. Dieses hatte danach mit 200 Seiten immer noch zuviel Inhalt und so musste er erneut Dinge entfernen. Doch er sei trotz allem zufrieden mit dem Ergebnis, da die großen Ideen die hinter Avatar steckten, noch immer vorhanden sind.
Im Vergleich zu anderen großen Filmen ist Cameron froh darüber, Avatar gemacht zu haben, denn er hat nicht die Probleme, die mit Comicadaptionen wie Watchmen, Batman oder Spider-Man einhergehen. Es gibt keine etablierte, dem Film zugrunde liegende Mythologie und niemand wird verärgert, wenn Dinge geändert werden. Avatar sei wie eine Tür und niemand weiß, was auf der anderen Seite ist, doch demnächst wird diese Tür geöffnet. Niemand hat den Comic oder das Buch gelesen, bis auf wenige Fans, die das Drehbuch noch von vor 15 Jahren kennen. Daher ist sich Cameron sicher, dass er viele Fans von Science Fiction und Fantasy mit dem Film gewinnen könne, doch viel schwerer wird es sein, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Avatar der Film ist, den man gesehen haben muss.
Ob das gelingt wird zweifelsohne sehr stark von der Marketingkampagne abhängen, die erst richtig ab dem 21. August, dem Avatar Day beginnt. Danach haben 20th Century Fox und James Cameron noch 4 Monate Zeit, die Welt von ihrem Epos zu überzeugen. Nicht wirklich viel Zeit für einen erhofften Blockbuster.