Wann kommt denn endlich der viel beschworene Winter? Das fragen fantasy-affine Leseratten sich wieder und wieder, schließlich sind schon viele Erdenjahre sind in die Lande gezogen, seit George R.R. Martin den Grundstein für seinen sechsten Roman der "Lied von Eis und Feuer"-Saga mit dem Titel "Winds of Winter" legte. Natürlich ist auch Martin darüber im Bilde, dass die Fans des Universums von Westeros dringend wissen möchten, wie die Fehde um den Eisernen Thron in der Romanreihe endet. Der Autor äußerte sich zum Finale mal wieder in seinem berühmt-berüchtigten Blog.
Zu Beginn seiner Zeilen kam der rüstige Fantasyautor Martin auf die zahlreichen Interviews zu sprechen, die er in den letzten Jahren gegeben habe. Eine der prominentesten Fragen sei dabei die, nach seiner Herangehensweise an den Schreibprozess gewesen. Martin betonte dabei wiederholt, dass es zwei verschiedene Typen von Autoren gebe: Gärtner und Architekten. Um sich nähere Ausführungen zu ersparen, kramte der US-Amerikaner ein Interview von 2018 aus den Weiten des Internets hervor.
In Hinblick auf das Ende seiner Fantasy-Reihe könne er als Gärtner keine so präzise Antwort auf die Frage geben, inwiefern sein Epos von der HBO-Serie Game of Thrones abweichen wird. Das unterscheide ihn von der Herangehensweise eines Architekten. Martin habe die Rahmenhandlung, die endgültigen Ziele und die großen Versatzstücke stets im Blick, doch ein Fakt wäre auch, dass seine Geschichten stetig im Fluss seien und sie während des Schreibens im Begriff wären, sich zu verändern. Insofern stecke der Teufel zum sehnlichst erwarteten Schlussspurt tatsächlich im Detail:
"Was mir in letzter Zeit jedoch immer mehr auffällt, ist, dass ich mich bei der Gartenarbeit immer weiter von der Fernsehserie entferne. Ja, einige der Dinge, die Sie auf HBO in Game of Thrones gesehen haben, werden Sie auch in "The Winds of Winter" sehen (wenn auch vielleicht nicht auf dieselbe Weise)... aber vieles vom Rest wird ganz anders sein."
Seine Romane seien noch viel komplexer als die von HBO produzierte Serie, weshalb diese Entwicklung unvermeidlich wäre. Viele seiner Figuren hätten es gar nicht in die Serie geschafft. Manche Figuren, die in der Serie zu sehen seien, besäßen eine andere Charakterzeichnung und verhalten sich teilweise sogar anders. Nicht alle Figuren, die in der Serie überlebt haben oder das Zeitliche segnete, droht bei seinen beiden finalen Werken das identische Schicksal. Eine finale Entscheidung, wen es letztlich trifft, scheint der Autor aber noch nicht getroffen zu haben, da er sagt, dass das eben seine Herangehensweise an den kreativen Prozess sei.
Lest auf Seite 2, wie George R.R. Martin mit neuen Figuren verfahren möchte, welche Veröffentlichungspolitik er zukünftig anstrebt und welche historischen Vorbilder für seine Fantasywelt von Game of Thrones dienten.
George R.R. Martin werde bei "Winds of Winter" (und damit wohl auch bei "A Dream of Spring") einige bis dato unbekannte Figuren in die Welt von "Lied von Eis und Feuer" einführen. Die Dinge, die seine zahlreichen Nebenfiguren machen und sagen, wirken sich natürlich auch auf die hinlänglichen bekannten Hauptfiguren aus.
Dem gewaltigen Ensemble scheint sich George R.R. Martin verschrieben zu haben, denn er kommt zum Schluss, dass er gegenüber der Serie notwendigerweise andere Abzweigungen nehmen müsse. Neue Blickwinkel auf Westeros und Co. wolle er damit allerdings nicht ausloten, wie er beteuert.
Der Autor bereue es, dass er in der Vergangenheit so medienwirksam mit "Winds of Winter" hausieren ging. Es läge ihm viel daran, die treuen Fans mit den für seine Romane typischen Wendungen zu überraschen und sie damit zu begeistern. Aus diesem Grund hat er von entsprechenden Lesungen und Mitteilungen über Details zur Handlung Abstand genommen. Andernfalls wäre wohl längst die Hälfte des Buches im Netz zu finden.
Martin scheint sich jedenfalls sicher, dass sein Buchende eine große Debatte auslösen werde, weil man es zwangsläufig mit dem Serienende von Game of Thrones vergleichen würde. Das sei für ihn aber kein Problem, doch der 73-jährige Autor wäre froh, wenn man sein Finale mit unvoreingenommenem Geist und besten Absichten liest. Wir denken, dass das nur fair wäre, denn die lange Schreibzeit sollte man beim Lesen und der letztlichen Bewertung des Inhalts möglichst ausblenden.
Zwar sei sich Martin darüber uneins, woher die Inspiration zu seinen Stories für seine "Das Lied von Eis und Feuer"-Reihe genau herrühren, doch er könne sich entsinnen, dass die Idee einer mächtigen Mauer als Analogon zu seiner Besichtigung des Hadrianswalls im Jahr 1981 entstand. Auch die englischen Rosenkriege, die mit einigen Pausen von 1455 bis 1485 andauerten, inspirierten ihn zu einem Großteil seiner Buchreihe. Die Rote Hochzeit sei hingegen eine Mischung des Massakers von Glencoe (13. Februar 1962) und dem Black Dinner aus der schottischen Geschichte. Beide historisch verbrieften Ereignisse seien weit über das Ziel hinausgeschossen.
Wir sind jedenfalls gespannt darauf, welche weiteren Ereignisse in der Welt von Westeros stattfinden. Bis zum Erscheinen der beiden letzten Bände vertrösten wir uns gern die Zeit mit dem im am 22. August startenden Game of Thrones-Spin-off House of the Dragon. Wie steht ihr zu Martins Worten: Ist bei euch der Ofen aus oder wartet ihr geduldig auf jede weitere Zeile des Autors?