Im vergangenen Jahr lieferte Schauspielerin Kate Winslet als psychisch desolate Polizistin in Mare of Easttown eine der wohl stärksten Darbietungen ihrer gesamten bisherigen Karriere ab, die die Kritiker reihenweise verstummen ließ. Nun spricht die Hauptdarstellerin über eine mögliche Staffel 2 der von HBO produzierten Ausnahme-Serie.
Sie wisse zwar nicht exakt, ob sie tatsächlich als Kleinstadt-Polizistin Mare Sheehan auf die Bildschirme zurückkehren werde, doch wenn es nach ihr gehe, würde die zweite Staffel von Mare of Easttown die Greueltaten der amerikanischen Police Departments ins Blickfeld nehmen. Man könne die Augen vor den erschütternden Entwicklungen rassistischer Ressentiments nicht verschließen. Demnach müssten diese Probleme auch in einer Serie einer Einsatzkraft verhandelt werden.
Für Winslet sei das aktuelle amerikanische Lebensgefühl von großer Ohnmacht und Hilflosigkeit gekennzeichnet. So gut wie jeder in den USA fühle sich betrogen und schwach. Es sei deshalb der passende Moment um aufzustehen und das Unrecht auf mannigfaltige Weise anzuzeigen. Als Schauspielerin stelle sie sich heute Fragen, die sie in ihren Zwanzigern niemals hätte erdenken können.
Gerade weil Mare eine Stimme der Vernunft im Dickicht grassierender Ungerechtigkeit sei, müsse eine Fortsetzung der Serie zwingend zum drängenden Thema der Polizeigewalt Stellung beziehen. Auf diese Weise könne eine gezielte Aufarbeitung und Identifikation mit den tatsächlichen Begebenheiten und Umständen stattfinden.
Mit ihrem politisch motivierten Verständnis für eine moderne Unterhaltungsserie befindet sich Winslet im Hause HBO wohl in denkbar bester Gesellschaft:
Die von David Simon ersonnene Leuchtturm-Serie The Wire behandelte etwa die verfehlte amerikanische Drogenpolitik und gilt als Mahnmal für die amerikanische Gesellschaft. Weiterhin wurde in der ersten Staffel der philosophisch angehauchten Polizeiserie True Detective die Missachtung von Mordopfern am Rande der US-amerikanischen Gesellschaft verhandelt. Nicht zuletzt sei auch der ebenfalls von HBO produzierte Serienbeitrag zu Watchmen anzuführen. Hier wurden rassistische Motive in den Reihen der Polizei unter anderem durch die Augen von Schauspielerin Regina King verhandelt.
Unserer Einschätzung nach würde sich eine Serie wie Mare of Easttown bestens dazu eignen, etwas gehaltvolles zur aktuellen politischen Lage der USA beizutragen und eine optimistische Note in die Umstände hineinzubringen.
Das wäre vor allem vor dem Hintergrund sinnvoll, wenn sich eine weiße Serienfigur gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt in den eigenen Reihen aussprechen würde und das herrschende Unrecht anprangert. Wir erinnern dabei an eine einträchtige Figur wie Atticus Finch (verkörpert durch den großartigen Gregory Peck), die in dem 1963 erschienenen Gerichtsdrama Wer die Nachtigall stört die Verurteilung des unschuldigen, Schwarzen Farmarbeiters Tom Robinson verhindert.
Trotz dieser tollen Idee sind wir dennoch keinesfalls traurig, wenn sich andere Serien diesem schwierigen Thema widmen würden und es bei lediglich einer außerordentlich gelungenen Staffel für Winslets Mare of Easttown bleibt.