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Falsches Spiel mit Roger Rabbit

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Falsches Spiel mit Roger Rabbit Kritik

Falsches Spiel mit Roger Rabbit Kritik

Falsches Spiel mit Roger Rabbit Kritik
0 Kommentare - 05.02.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

In einem fiktivem Los Angeles im Jahr 1947 leben Menschen und Toons miteinander. Als einer der großen Stars des Trickfilms ist Roger Rabbit (Charles Fleischer), der jedoch mit seiner Arbeit nicht ganz bei der Sache ist. Daher beauftragt der Studioboss, bei welchem Roger unter Vertrag steht, den Detektiv Eddie Valiant (Bob Hoskins) Beweise zu finden, nach welchen Rogers Frau Jessica (Kathleen Turner) ihn betrügt. Als kurz darauf der Liebhaber Jessicas ermordet aufgefunden wird, gerät Roger in das Visier der Ermittlungen.

Bemerkenswert ist, daß dieser Film ein filmisches Novum darstellt, beziehungsweise einer äußerst seltenen Gattung angehört. So vermischt Flasches Spiel mit Roger Rabbit zwei Welten, indem die Zeichentrickwelt, aus der Roger und viele andere Toons stammen und die reale Welt der 1940er Jahre, die sich im goldenen Zeitalter von Hollywood befindet, vereint werden. Natürlich ist das technisch beeindruckend und stellt in weiten Teilen sogar Mary Poppins (1964) in den Schatten. Überdies ist das auch ein gewagtes Unterfangen, denn wenn man einen solchen Film dreht, vor dem Hintergrund einer klassischen Noir-Geschichte, dann kann das mitunter stark an Glaubwürdigkeit einbüßen. Doch davon gibt es keine Spur in diesem Film, der von Robert Zemeckis souverän inszeniert wird. Die Stadt der Toons, die Wesen mit ihren ganz eigenen Eigenarten und auch der Stand innerhalb der Gesellschaft werden perfekt porträtiert, weil der Film um den Umstand seiner Schwarzweißmalerei weiß. Tatsächlich ist das dahingehend nicht zuletzt auch deshalb glaubwürdig, weil der Film sich konsequent dessen bewusst ist, daß er eben wie alle Dramen auf diesem Planeten nur Abbilder von echten Menschen (in diesem Falle auch Toons) zeigt.

Die Geschichte in ein Noir-Setting zu verpacken ist dahingehend auch ein weiteres, cleveres Puzzlestück, nachdem der Film eben davon profitiert eine Hollywoodgeschichte zu sein. So ist Hollywood als Konstrukt, oder Konzept ohnehin etwas, was sich für Kriminalstudien sehr gut eignet. Ein Umstand, derer sich auch viele Filme bereits angenommen haben und so macht der Film auch gar keinen Hehl darauß, eine fiktive Version von Los Angeles zu zeichnen. Doch so fiktiv, wie es vielleicht den Anschein hat, ist diese Stadt gar nicht, weil die Figuren, nicht nur rein ob ihrer optischen Skurrilität, aber auch ob klassischer Hollywoodklischees perfekt mit der Hollywoodallegorie harmonieren. So brodelt etwas in der Stadt und es bilden sich Fronten, wodurch der Protagonist darunter leidet in beiden Welten agieren zu müssen. Weiterhin ist die Hauptfigur eben auch kein simpler Vermittler, sondern ein Mensch, der eben seine eigene Perspektive hat. Darin mündet dann auch die übergeordnete Faschismusparabel, nach welcher Toones eben nicht überall beliebt sind.

Natürlich kommen dann viele Muster aus dieser Art von Noir-Filmen hervor: Ein rätselnder, verschlossener Detektiv. Ein zu lösendes Mysterium, daß in einen Komplott mündet. Eine schöne Frau, die moralisch nicht zu greifen ist und sich in Ambivalenz verliert. Ohnehin ist die Figur der Jessica Rabbit eine durchaus spannende Persönlichkeit. Nicht nur deshalb, weil sie eben klassische Rollenmuster einer Frau im Noir-Film übernimmt, sondern weil sie gleichsam vom Film auch bewusst stark sexualisiert wird. Nun zeichnet der Film die 1940er Jahre und daß Frauen nun mal einer anderen, vornehmlich weißen, männlichen Wahrnehmung unterlagen, ist ja eigentlich nichts Neues. Insofern steht der Film eben in der Tradition seiner Zeit und versucht möglichst genau jene Epoche zu skizzieren. Das ist auf der einen Seite äußerst witzig, weil der Film damit direkt mit dem Verstand seiner Zuschauer spielt. So darf zu Teilen auch die Frage gestellt werden, inwieweit jetzt die Toons in dieser Welt real sind, ob sich beide Parteien vermischen und es damit eine Art dauerhafter Objektphilie gibt. So ganz zu klären ist das auch nicht und der Film lässt seinen Zuschauer damit auch bewusst, mit einem fragenden Gefühl zurück. Auf der anderen Seite sorgt das auch dafür, daß der Film sich manchmal ein wenig zu sehr in seinem Sexismus verliert, ohne diesen dabei konsequent anzukreiden. Gerade die Darstellung von Roger, als etwas notgeilen Hasen ist dann doch etwas zu viel des Guten. Unfreiwillig komisch wird es dann, wenn sich Menschen in die Toondame vergucken.

Dabei sorgt das Konzept mitunter auch dafür, daß einige bekannte Figuren, unterschiedlicher Franchises aufeinandertreffen. Was vielleicht dem geneigten Fan eine Art Befriedigung gibt, ist aber in den Augen der Meisten eigentlich nur ein Marketinggag. Denn schließlich wird niemand hier so ein Treffen unterschiedlicher Genre-Größen so sehr herbeisehnen, wie mancher DC- oder Marvel-Fan. Es bleibt offen, ob das nicht in dem Fall zu spezifisch war.

Schlußendlich bleibt aber die Frage zu klären, was nun großer Bedeutung im Film unterliegt. So ist das Komplott, also die Geschichte gut gestrickt, aber auf der anderen Seite auch äußerst vorhersehbar, weil der Film eben nicht nur seine Trickfiguren schwarzweiß malt, sondern auch reale Menschen. Die Frage ist dann, ob es im Film um die Geschichte geht, oder nicht eher darum eine Art Odyssee zu erleben. Das mündet dann darin, daß man zweifelt, weil das Konzept einerseits ziemlich spannend ist, auf der anderen Seite die Geschichte etwas hapert. Dann wiederum sind die Subtexte doch sehr gut, wobei sie auch nicht besonders originell sind.

Als reine Hommage an Filme aus alten Zeiten funktioniert Falsches Spiel mit Roger Rabbit auf jeden Fall ziemlich gut. Manch ein Witz ist eher peinlich, als originell. Auf der anderen Seite bewegt sich der Film vielleicht zu sehr in nostalgischem Schwärmen, wenngleich die grundsätzliche Idee natürlich spannend ist. Zwar macht die Technik die Geschichte nicht besser, dennoch ist der Film gerade in seinen Subtexten äußerst gelungen und bietet ein Abbild, welches dem Genre gerecht wird.

Falsches Spiel mit Roger Rabbit Bewertung
Bewertung des Films
710

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