Keira Knightley, Sam Worthington, Eva Mendes, Guillaume Canet - vier Personen, die direkt oder indirekt miteinander zu tun haben und die Ehe eines anscheinend glücklichen jungen Pärchens gefährden. Last Night - ein Film über Treue, Vertrauen, Liebe. Hier unsere Kritik.
Die Geschichte dreht sich um ein junges Ehepaar, Joanna (Knightley) und Michael (Worthington), die beide in einer schicken New Yorker Wohnung leben und offenkundig sehr glücklich sind. Bis zu diesem einen Abend als Joanna auf einer Party die Vertrautheit zwischen Michael und seiner Kollegin Laura (Mendes) auffällt und ihn später darauf anspricht. Joanna redet sich in Rage und das just vor einem wichtigen Geschäftstermin in Philadelphia, den Michael mit Kollegen - und Laura - am kommenden Tag antreten muss. Die erste Grübelei scheint überstanden, Michael ist unterwegs, als Joanna just am frühen Morgen ihren Ex Alex (Canet) zufällig in der Stadt trifft. Beide verabreden sich für den Abend und stellen im Laufe dessen fest, dass sie noch Gefühle füreinander hegen. Und Michael? Wie reagiert er, mit den Vorwürfen seiner Frau im Hinterkopf und nachdem er festgestellt hat, dass Laura ihn augenscheinlich mehr als sympathisch findet...weit weg in Philadelphia?
Last Night wird als Film beschrieben, der die beiden entscheidenden Fragen stellt: Ist ein spontaner One Night Stand ein unverzeihlicher Vertrauensbruch? Oder verrät man den Partner nicht viel eher, wenn man das wiederkehrende Gefühl für eine verflossene Liebe zulässt? Leider hatten wir nicht das Gefühl, dass Last Night diese Fragen beantwortet beziehungsweise den Zuschauer wirklich zum Nachdenken anregen kann. Auf uns wirkte die Geschichte wie eine Parallelhandlung, die die Fragestellungen anreißt, nebenher fließt, aber aufgrund des gewählten Endes keine tatsächlich beantwortet. Regisseurin Massy Tadjedin stoppt den Film auch gerade dann, wenn die letzte Nacht zwischen Michael und Joanna offenbar zur Sprache kommen und die Reaktion beider zeigen würde, wie sie mit der Situation umgehen. Mit Beantworten der Fragen fordern wir auch nicht, dass Joannas und Michaels Ausprache als Blaupause für die Wirklichkeit herhalten soll, aber eigentlich würde doch jeder gern erfahren, wie es ausgeht. Der Film zeichnet eine schnelle Bewegung im Leben des jungen Ehepaares und auch wenn beide in ihren Handlungen nachvollziehbar sind, bleibt ein schaler Beigeschmack zurück, was da eigentlich bis kurz vor Schluss passiert. Dazu entwickeln sich manche Situationen auch zu flott und wirken ein wenig konstruiert. Joannas anfängliche Konfrontation mag im Grunde eine verständliche Reaktion sein, fühlt sie sich doch von ihm hintergangen, weil sie nichts von der "heißen neuen Kollegin" wusste - wobei der augenscheinliche Unterschied Vollweib Eva, knabenhafte Keira ihre Angst noch greifbarer macht. Doch ihrem Ehemann, der im Vorfeld kaum eine Situation ausgelassen haben dürfte, seiner hübschen Ehefrau seine Liebe zu zeigen, derart übertrieben anzugreifen und gleich auf die Couch zu ziehen, wirkt wie ein schlechter Aufhänger für das was folgt. Und so schnell wie sich Joanna hochspult, regt sie sich auch wieder ab - und just da steht plötzlich ihr Ex vor ihr und innerhalb von Stunden entwickelt sie sich von der vorwurfsvollen Ehefrau zu einem Mädchen, das sich denken mag "Hoppla, habe ich nachts wohl überreagiert.".
Die Schauspieler passen in ihre Rollen, aber das war es auch schon. Worthington können wir uns leider noch nicht so recht als Darsteller abseits von Action-Science Fiction vorstellen, aber das mag sehr subjektiv sein und wir geben ihm noch ein paar Chancen, weil wir ihn gern sehen. Keira Knightley spielt ihre Rolle souverän, auch wenn man öfters regelrecht auf ihre dünne Statur starren muss. Eva Mendes das krasse Gegenteil mit ihren weiblichen Formen und es ist stark davon auszugehen, dass dieser plakative Unterschied unbedingt gewollt ist. Guillaume Canet spielt den strahlenden Franzosen auch passabel, der leider erkennen muss, zu spät dran zu sein. Und Griffin Dunne als Nebendarsteller versprüht wie immer eine Menge Esprit und Charme. Positiv ist, dass sich Regisseurin Massy Tadjedin sehr darum bemüht, leise Stimmen einzufangen und jede Person in ihren Beweggründen vertieft.
Last Night ist ein kleiner Strudel von Lebensabschnittsbekannten, die (wieder) aufeinander treffen, aber zeitgleich ist Last Night eben auch nur ein kurzer Abstecher ins Leben der Protagonisten, der eine Situation aufgreift, aber schlussendlich keine Antworten auf gestellte Fragen liefert. Wir können den Film für einen ruhigen Kinoabend empfehlen, wenn man popcornschmeißenden Teenies aus dem Weg gehen will. Es sei denn, die verirren sich vom Actionkracher im Saal nebenan hierein und finden Last Night derart schlecht. Wir haben partout keinen schlechten Film gesehen, aber auch keinen reifen Film. Gern möchten wir in die Lobeshymnen anderer Seiten einstimmen, aber wir können nicht.
Wir geben Last Night 3 von 5 Punkten, der am 30. Dezember in unseren Kinos startet.