Drei Jahre hat es gedauert, nun ist es also so weit: Christopher Smith macht als großmäuliger Friedensstifter erneut die Bildschirme unsicher und bringt mit Peacemaker - Frieden um jeden Preis Staffel 2 zugleich eine der wohl beliebtesten Superhelden-Serien der letzten Jahre zurück. In dieser Review-Reihe möchten wir wöchentlich auf die insgesamt acht neuen Episoden schauen, grob auf deren Inhalt eingehen und diese schlussendlich bewerten. Die erste Folge trägt den Titel "Enge Bande können erdrücken", wurde von James Gunn geschrieben und inszeniert und ist seit Freitag, dem 22. August 2025, auf RTL+ verfügbar.
Peacemaker - Frieden um jeden Preis Staffel 1 erschien 2022 zu einer Zeit, in der vieles beim damaligen DCEU im Argen war. Doch seitdem ist viel passiert. The Suicide Squad-Regisseur James Gunn wurde zusammen mit Peter Safran zu den CEOs von DC Studios, Henry Cavill musste seinen Anzug an den Nagel hängen und stattdessen formte man ein gänzlich neuen filmischen Kosmos – das DCU. Jenes begann im Dezember 2024 mit der animierten Serie Creature Commandos und fand mit Superman im vergangenen Juli auch in den Kinos zwar keinen überaus erfolgreichen, dafür aber soliden Auftakt, der mit Themen wie Hoffnung und Zuversicht den Startpunkt einer neuen Ära markiert. Peacemaker - Frieden um jeden Preis Staffel 2 dient dabei als direkte Fortsetzung zum Film und soll die Geschichte des DCUs nicht nur fortsetzen, sondern auch auf die groß angelegte Geschichte des ersten Kapitels "Gods & Monsters" hinarbeiten. James Gunn schrieb alle acht Episoden und führte bei drei davon Regie (1, 6 und 8).
Christopher Smith (John Cena) lebt nach den Ereignissen aus Staffel 1 in dem Haus seines Vaters und hat es trotz der Rettung der Welt schwer, als Held anerkannt zu werden. Er geht zu einem Vorsprechen, um ein Mitglied bei der von Maxwell Lord (Sean Gunn) geführten Justice Gang zu werden, muss aber einsehen, dass niemand ihn ernst nimmt. Ähnlich verhält es sich bei dem Rest der 11th Street Kids: Adebayo (Danielle Brooks) liegt nach ihrer enthüllenden Pressekonferenz im Clinch mit ihrer Frau Keeya, Economos (Steve Agee) muss für die Organisation ARGUS die Drecksarbeit machen und Harcourt (Jennifer Holland) lässt ihre Wut in Kneipenschlägereien raus. Eines Tages macht Peacemaker im extra-dimensionalen Versteck dann eine Entdeckung, die nicht nur seine Welt und sein Verständnis von Familie auf den Kopf stellt, sondern die auch den von Rache getriebenen Rick Flag Sr. (Frank Grillo) auf den Plan ruft …
"Peacemaker" Season 2 Trailer 1
Staffel 2 startet wie schon ihr Vorgänger mit einem äußerst rhythmischen Tanzintro, wobei dieses Mal deutlich mehr Akteure beteiligt sind und der punkige Sound der Rockballade "Oh Lord" der amerikanischen Band Foxy Shazam den Ton angibt. Während sich die Choreografie natürlich vom ersten Intro unterscheidet, welches bei Fans mittlerweile Kult ist, bindet das neue auch Gruppenelemente mit ein und weist dazu einen ganz anderen Ton vor. Dies rührt daher, weil die Sequenz, laut Gunn, immer die Richtung der Folgen widerspiegeln soll, was im Hinblick auf Episode 1 auch definitiv gelingt (Mehr zum neuen Intro findet ihr in diesem Artikel).
Wir bekommen eine kleine Zusammenfassung, was zuletzt im DCU passierte, bei der man umgehend die wichtigste Szene am Ende von Staffel 1 revidiert. So taucht am Ende nämlich nicht die Justice League samt Aquaman und The Flash auf, sondern viel mehr die Justice Gang, bestehend aus Superman, Guy Gardener, Hawkgirl, Supergirl und Mr. Terrific, welche bereits in Superman eingeführt wurde. Gunn betonte immer wieder, dass es die Justice League im DCU noch nicht gebe, weshalb man die Szene dem DCU-Kanon angepasst hat.
Eine Eröffnungssequenz stellt daraufhin die Weichen und wir kommen direkt wieder in der lustigen, aber zum Teil auch recht versauten Welt von Peacemaker an. Der etwas deftige Humor darf dabei natürlich nicht fehlen, welcher beispielsweise gleich beim besagten Vorstellungsgespräch bei der Justice Gang zum Tragen kommt und einen großen Beitrag am Erfolg von Staffel 1 gehabt haben dürfte. Auch in puncto Action gibt es allein in der ersten Episode allerhand, diese ist wie gewohnt stark choreografiert und clever eingefangen, was vor allem gegen Ende klar wird, als Peacemaker sein anderes Ich versehentlich aufspießt. Auffällig ist, dass Freizügigkeit vermutlich eine größere Rolle zugeschrieben bekommt, allerdings trägt jene noch nicht wirklich etwas zur Geschichte an sich bei.
Die größte Überraschung dürfte wohl die gekonnte Einflechtung des Multiversums als Storyelements sein, obwohl viele ja befürchtet hatten, dass man das Device nur für Cameos einführen will. Gunn versteht es aber, das Trauma und die Vergangenheit von Smith mithilfe des Portals, das zu 99 anderen Dimensionen führt, zu erzählen, da Peacemaker plötzlich in einer Welt ankommt, die für ihn ideal zu sein scheint. Sein Vater ist kein Rassist und liebt ihn tatsächlich, sein Bruder ist am Leben und er ist vermutlich glücklich in einer Beziehung mit Hacourt, was zwar noch nicht gezeigt, dafür aber angedeutet wurde. Mit diesem Kniff legt man nicht nur eine plausible Grundlage; man spielt zugleich den Konkurrenten mit seiner Multiverse-Saga aus, weil diese ja bekanntlich nicht so gut wie die Infinity Saga funktioniert und das Multiversum nicht selten für Gastauftritte aller Art nutzt. Schauspielerisch hat sich gerade John Cena im Vergleich zur ersten Staffel nochmal deutlich gesteigert, was gerade bei emotionalen Szenen in der anderen Dimension ersichtlich wird. Auch Frank Grillo legt einen guten ersten Auftritt als ARGUS-Boss hin, der Peacemaker für den Mord an seinem Sohn zur Rechenschaft ziehen will.
Der Soundtrack passt wieder wie die Faust aufs Auge und bewegt sich im Rock- und Alternativ-Bereich. Actionszenen kommen ähnlich wie in Staffel 1 mit der musikalischen Untermalung oft besser zur Geltung und zeigen ein weiteres Mal Gunns Gespür für Songs und deren Wirkung. Als einziger Knackpunkt für den Startschuss von Staffel 2 kann man höchstens den Übergang ins DCU anführen, der sich trotz der geänderten Anfangssequenz noch nicht komplett rund anfühlt. Dies liegt beispielsweise an der Beziehung zwischen Harcourt und Peacemaker, welche nach Ende der ersten Staffel eigentlich eine Art Romanze andeutete. Hiervon ist in Staffel 2 Folge 1 nicht wirklich mehr etwas zu spüren, da sich beide scheinbar zerstritten haben oder sich so verhalten, als hätte die wichtige Szene im Krankenhaus damals nie stattgefunden.
Abschließend können wir sagen, dass Peacemaker - Frieden um jeden Preis Staffel 2 ein lobenswertes Wiedersehen mit den Charakteren darstellt, die uns vor drei Jahren ans Herz gewachsen sind. Fiese Wortwitze, beinharte Action und eine überraschende emotionale Tiefe tragen zum Spaß an der neuen Episode bei und machen trotz kleiner Unstimmigkeiten definitiv Lust auf die nächsten Folgen.
Wir geben "Enge Bande können erdrücken" 4,5 von 5 Hüte und freuen uns auf Freitag, den 29. August, denn da wird die nächste Episode von Peacemaker - Frieden um jeden Preis Staffel 2 auf RTL+ zur Verfügung stehen.
get in, losers. we’re going to another dimension. peacemaker is streaming tonight at 9pm ET on HBO Max. pic.twitter.com/yIO7DvLwxH
— HBO Max (@hbomax) August 21, 2025