Bewertung: 2/5
Die beiden Auftaktfolgen zu Star Wars - The Acolyte wurden relativ gemischt aufgenommen. Es war keine völlige Katastrophe, aber so richtig zu begeistern wussten die beiden Folgen auch nicht. Zufrieden kann Disney dennoch sein, wurde die Premiere weltweit in den ersten fünf Tagen 11,1 Mio. mal angesehen, was dem größten Start einer Serie in diesem Jahr auf Disney+ entspricht. Dennoch liegt man hinter Star Wars - Ahsoka (14 Mio. in fünf Tagen) und Percy Jackson - Die Serie (13,3 Mio. in sechs Tagen) aus dem letzten Jahr zurück.
Jetzt wurde die dritte von insgesamt acht Episoden veröffentlicht. Nach dem qualitativ wackligen Auftakt war die Frage noch offen, in welche Richtung sich die Serie entwickelt. Die neueste Folge könnte die Antwort geliefert haben.
Review zu The Acolyte Episode 3 - Schicksal
Ist dies die schlechteste Folge einer Star Wars-Serie bisher? Traurigerweise gäbe es für diesen unrühmlichen Thron mehrere Kandidaten und andere sollen entscheiden, welches die schlechteste ist. Für uns gehört diese Episode aber definitiv in den Kreis der Kandidaten. Was war das denn bitteschön?
Die Frage, in welche Richtung sich die Serie entwickelt, dürfte hiermit wohl leider beantwortet sein und viele unserer Kritikpunkte und Befürchtungen von letzter Woche wurden leider bestätigt. Optisch bleibt es eine schön anzusehende Serie, hier kann man Star Wars - The Acolyte nach wie vor keine Vorwürfe machen. Doch erzählerisch ist die Qualität einfach nicht gut. Und auch in anderen Punkten macht die Serie sich unnötigerweise weiter angreifbar.
In dieser Woche springen wir 16 Jahre zurück und bekommen gezeigt, was damals auf dem Planeten Brendok passiert ist. Und hier haben wir gleich einen ersten Kritikpunkt, der noch die zweite Episode mit einschließt: Warum hat man in der zweiten Episode am Ende extra noch eine Szene eingebaut, die uns den Wookie-Jedi Kelnacca zeigt? Wieso teast man den Zuschauer damit? Bringt man so etwas am Ende der zweiten Episode, will man dem Zuschauer Lust auf die kommende dritte Episode machen. Erzählerisch ist so etwas ein Ausblick auf die kommende Episode. Nur in diesem Fall wird daran überhaupt nicht angeschlossen. Erzählerisch macht dies keinen Sinn.
Dies ist zugegeben nur ein kleiner Kritikpunkt, über den man leicht hinwegsehen könnte. Aber er rundet das Gesamtbild eben weiter ab.
Die Episode spielt komplett in der Vergangenheit und soll uns zeigen, was damals passiert ist. Wir sehen, wie die beiden noch jungen Zwillinge Mae und Osha auf dem Planeten in einem Kloster leben und von einer Gruppe Frauen erzogen und beschützt werden. Bei dieser Gruppe scheint es sich um eine Art Kult zu handeln, Frauen, die gelernt haben, die Macht zu nutzen, diese aber als etwas anderes ansehen, als es die Jedi tun. Und die nicht besonders gut auf die Jedi zu sprechen sind. Was zu einem Konflikt führt, als eine Gruppe von Jedi, angeführt von Meisterin Indara und Meister Sol, auftaucht, um die beiden Mädchen mit zu den Jedi zu nehmen.
Während Osha neugierig ist und die Jedi gerne begleiten möchte, will Mae unbedingt bei ihrer Mutter bleiben und wird wütend, als sie erfährt, dass Osha mit den Jedi mitgehen möchte. Sie legt einen Brand, der, so suggeriert es die Episode, das Kloster zerstört und alle tötet, inklusive Mae. Nur Osha, von Sol gerettet, überlebt und wird von den Jedi nach Coruscant gebracht.
Das ganz große Problem dieser komplett sinnlosen Episode ist: Sie erzählt absolut nichts Neues! Sie ist eine reine Visualisierung dessen, was man uns bereits in den ersten beiden Episoden erzählt hat. Für eine Serie, die nur aus acht Episoden besteht, eine merkwürdige Entscheidung. Am Ende dieser Episode sind wir erzählerisch genauso weit wie am Ende der zweiten. Um es mal ganz hart auszudrücken: Dies ist eine kreative Bankroterklärung!
All die Fragen, die wir nach den ersten beiden Episoden hatten, wurden auch hier nicht beantwortet. Wie konnte Mae überleben? Was hat es mit dem Brand auf sich? Wieso starben alle? Und welche Schuld tragen die Jedi? Hätte man wenigstens dies hier gezeigt, hätte die Episode Bewandtnis. Aber so?
Inhaltlich gibt es zumindest eine neue Information durch diese Episode und diese wird die Fans sicherlich enorm spalten: Wir erfahren, dass die beiden Zwillinge keinen Vater hatten, sondern von Mutter Aniseya erschaffen und von Mutter Koril ausgetragen wurden. Erinnert verdächtig an Anakin Skywalker. Wurden Osha und Mae also durch die Macht erzeugt? Was würde dies über die Prophezeiung des Auserwählten aussagen? Ist dies alles insgeheim vielleicht ein frühes Experiment von Darth Plagueis? Man kann nur hoffen, dass Star Wars - The Acolyte dafür noch eine gute Antwort liefern wird.
Ansonsten tauchen auch hier wieder dieselben Kritikpunkte auf, wie in den ersten beiden Episoden. Das ist alles einfach nicht gut und schon gar nicht durchdacht geschrieben. Osha beeinflusst zu Beginn eine Art Vogel mit der Macht. Alles ok. Dann tut Mae genau das Gleiche und wird dafür von Osha gerügt. Jetzt ist es auf einmal etwas Böses.
Auch wie dieser Kult die Macht nutzt, wirkt doch sehr eigenartig. Bei einer Übung nutzt Mutter Aniseya die Macht auf eine Weise, als würde sie gerade ein Kame-Hame-Ha abfeuern wollen. Später erleben wir ein Ritual, welches in einer Tanz- und Gesang-Szene ausartet. Müssten wir einen Moment aus allen Serien und Filmen auswählen, der sich am wenigsten nach Star Wars anfühlt, es wäre wohl dieser.
Auch die Charaktere handeln wieder nicht wirklich schlüssig. In dem einen Moment will man die Kinder um jeden Preis beschützen und auf gar keinen Fall den Jedi übergeben, im nächsten Moment ist es vollkommen ok, wenn Osha sich für die Jedi entscheidet. Ja, was denn nun?
Hinzu kommen merkwürdige Dialoge, die auch teils keinen Sinn ergeben. Mutter Aniseya sagt an einem Punkt, die Galaxis würde Frauen wie sie nicht willkommen heißen. Entweder hat die Episode nicht klar genug gemacht, was mit "Frauen wie sie" gemeint ist, oder es ergibt halt einfach keinen Sinn. Die Galaxis ist voll mit Frauen wie sie. Und hier macht sich die Serie erneut angreifbar für all diejenigen, die eine Woke-Diskussion losbrechen wollen. Denn dieser Dialog wirkt schon sehr Meta und scheint weniger etwas mit dem Star Wars-Universum zu tun zu haben und stattdessen ein Kommentar auf unserer eigenen Welt zu sein. Das ist entweder unnötig oder ziemlich plump geschrieben.
Und dann wollen wir noch einmal kurz zum großen Feuer zurückkommen: Es ist schon sehr erstaunlich zu sehen, wie unfassbar schnell Stein und Stahl in Brand geraten kann. Da haben wir in der Schule wohl nicht richtig aufgepasst.
Fazit
Boten schon die ersten beiden Episoden mit vielen Kritikpunkten reichlich Angriffsfläche, so ist diese dritte Episode ein kompletter Absturz vor allem hinsichtlich erzählerischer Qualität. Bis auf eine Information, die man auch anders hätte in die Story integrieren können, ist diese Folge komplett überflüssig und zeigt zudem erneut die vielen qualitativen Mängel auf, die vor allem das Drehbuch betreffen.
Das große Potenzial, welches Star Wars - The Acolyte besitzt und in der Premiere zumindest angedeutet wurde, scheint schon jetzt völlig verpufft zu sein. Zudem heizt man mit fragwürdigen Entscheidungen Diskussionen an, die man eigentlich vermeiden möchte. Ist dies der mangelnden Qualität geschuldet oder gar schon reine Provokation? Ruhig dürfte es in der Star Wars-Community jedenfalls erst einmal nicht werden.