Bewertung: 3.5/5
Mit Star Wars - The Acolyte begeben wir uns in eine völlig neue Ära. Angesiedelt 100 Jahre vor der dunklen Bedrohung, finden wir uns im Zeitalter der Hohen Republik wieder. Kein Imperium, keine Skywalker, keine Sith. Im letzteren Fall wissen die Jedi zumindest noch nichts von deren Existenz. Eine Zeit ohne Kriege, in der die Jedi für Frieden und Gerechtigkeit sorgen. Doch eine mysteriöse Gestalt macht plötzlich Jagd auf sie und scheint sogar mit der Macht vertraut zu sein. Der Beginn einer mysteriösen Mission. Doch auch der Beginn eines neuen Serien-Highlights?
Star Wars - Tha Acolyte Review
Ein Mystery-Thriller, der die Zuschauer in den letzten Tagen der Ära der Hohen Republik in eine Galaxie aus schattigen Geheimnissen und auftauchenden Kräften der dunklen Seite entführt. Ein ehemaliger Padawan tut sich mit ihrem ehemaligen Jedi-Meister zusammen, um eine Reihe von Verbrechen zu untersuchen, aber die Mächte, mit denen sie konfrontiert sind, sind finsterer, als sie jemals erwartet hatten.
"Star Wars - The Acolyte" Trailer 1 (dt.)
So richtig schlecht war ja bislang keine der Star Wars-Serien, wenngleich sich an ihnen auch die Geister scheiden. Die eine wird etwas besser bewertet, die andere etwas schlechter. Vor allem Star Wars - Andor genießt hohes Ansehen. Zum einen, weil man sich hier endlich mal vom großen Ganzen rund um die Skywalkers gelöst hat und für sich steht, zum anderen aber auch, weil die Qualität einfach enorm hoch war. Dies bezieht sich zum einen auf die Produktion an sich, denn die Serie ist einfach enorm hochwertig, aber auch auf die Drehbücher, die verdammt gut geschrieben sind.
Entsprechend freudig sahen viele Fans der neuen Serie entgegen. Immerhin spielt Star Wars - The Acolyte ganze 100 Jahre vor den Filmen und ist somit losgelöst von der Skywalker-Saga und seiner Figuren. Zum anderen soll auch hier das Budget enorm hoch gewesen sein. Dürfen wir uns also auf ein zweites Andor freuen? Leider nicht ganz.
Die Serie beinhaltet tatsächlich einige der Elemente, die Andor so toll gemacht haben. Keine Frage, Star Wars - The Acolyte sieht toll aus. Das hohe Budget ist definitiv sichtbar. Auch sieht alles so richtig schön abgenutzt und teils dreckig aus. Nur selten glänzt hier etwas. Eine gelebte Galaxis eben. Der Cast ist ebenfalls wirklich toll gelungen. Und ähnlich wie Andor ist dies eine Serie, die sich mehr an Erwachsene richtet, im Grunde eine Krimiserie mit Jedi. Dadurch fühlt die Serie sich auch sehr frisch an. Denn dies ist eine Art von Geschichte, wie wir sie in dieser Welt noch nicht gesehen haben. Star Wars - The Acolyte beschreitet tatsächlich neue Wege.
Doch dort, wo Licht ist, ist in diesem Fall auch Schatten. Vom Produktionsaufwand her braucht man sich vor Andor nicht zu verstecken. Was die Qualität der Inszenierung und der Drehbücher betrifft, sieht es leider anders aus. Hier sehen wir die größte Schwäche der Serie, etwas, was leider auch schon bei einigen der anderen Serien, Obi-Wan Kenobi zum Beispiel, zum Tragen kam.
Ein Rundumschlag
Star Wars - The Acolyte ist keine Katastrophe geworden, bei weitem nicht, das müssen wir direkt vorab sagen. Auch Obi-Wan Kenobi war ja nicht katastrophal, aber es werden halt kreative Entscheidungen getroffen, die qualitativ eher Mittelmaß vom Können her demonstrieren. Von jemanden, der Star Wars inszeniert, erwartet man halt mehr. Man erwartet das Beste und eben auch die Besten hinter der Kamera. Die für Star Wars - The Acolyte verantwortliche Regisseurin und Drehbuchautorin Leslye Headland ist nicht schlecht, keineswegs. Sie ist okay. Aber eben nicht mehr. Und das reicht dann nicht, um ein Projekt, hinter dem der Name Star Wars steht, zu leiten.
Um dies noch einmal klar zu sagen: Star Wars - The Acolyte ist nicht schlecht und eine Serie, die man sich auf jeden Fall ansehen sollte, erst recht, wenn man Fan des Universums ist. Dann wird man hier sicherlich jede Menge Spaß haben. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir auch mal knallhart ehrlich sein müssen: Mittlerweile gehören Star Wars-Serien zum besseren Mittelmaß. Das war nie und sollte auch nie der Anspruch für dieses Franchise sein. Star Wars-Filme oder jetzt auch Serien sollten immer den Anspruch haben, zu den absoluten Highlights zu zählen, zum besten Entertainment-Produkt auf dem aktuellen Markt und das jeweilige Medium technologisch voranbringen. Star Wars - The Mandalorian hat dies zum Beispiel durch die breite Einführung der Volume-Technologie geschafft. Und Grogu darf man natürlich auch nicht vergessen, der definitiv seinen Stempel in der Popkultur hinterlegt hat. Doch Ausnahmen bestätigen eben die Regel.
Star Wars - The Acolyte müsste das absolute Serien-Highlight in diesem Jahr sein und sich qualitativ von allen anderen abheben. Das MUSS der Anspruch sein. Stattdessen muss man sich hinter zum Beispiel House of the Dragon einreihen und auch das tolle Shogun ist qualitativ weit entfernt. Auch die zweite Staffel von Squid Game am Ende des Jahres darf wohl als weit größeres Highlight angesehen werden. Star Wars ist leider nichts Besonderes mehr und zählt auch nicht mehr zu den ganz Großen. Star Wars - The Acolyte beweist dies leider.
Die Schwächen von The Acolyte
Das war jetzt ein kurzer Rundumschlag eines großen Fans dieses Universums, der dadurch natürlich einen eigenen Blick auf das hat, was seit Jahren in diesem Franchise passiert. Und der sich auch Star Wars - The Acolyte mit eben diesen Fan-Augen angesehen hat.
So eine erste Episode lässt man einfach mal auf sich wirken, ohne schon groß Kritikpunkte zu suchen. Man will der neuen Serie ja eine Chance geben. Doch manchmal wird einem das durch nicht ganz so gelungene Dialoge oder auch Handlungen der Personen erschwert. Warum zum Beispiel aktiviert eine Person in der letzten Einstellung der ersten Episode ihr Lichtschwert? Es gibt hierauf keine gute Antwort, denn es ist einfach sinnlos und dumm. Es soll vermutlich "cool" aussehen. Es soll auch dem dümmsten Zuschauer klarmachen, das dies hier ein Böser ist. Aber innerhalb des Universums macht es keinen Sinn, da würde diese Person dies nicht tun. Es sind Momente wie diese, die einen als Zuschauer immer wieder aus dem Universum herausreißen.
So etwas kommt häufiger vor. Wenn ihr die Serie abends guckt, macht doch ein Trinkspiel: Jedes Mal, wenn jemand seine Kapuze langsam abnimmt, trinkt einen. Ihr werdet die ersten beiden Episoden nicht nüchtern überstehen! Natürlich ist es normal, eine Kapuze irgendwann abzunehmen, doch die Frage sollte hier lauten: Warum ziehen die sich ihre Kapuze immer wieder an, nur um sie direkt wieder abzusetzen? Es ist fast wie ein Running Gag.
Auch etwas merkwürdig und vor allem inkohärent ist die Darstellung der Jedi. Zum einen werden die Jedi hier durchaus als mächtig dargestellt. Zum anderen schafft es offenbar einfach jeder, unbemerkt in einen Jedi-Tempel einzudringen, ohne von einer Vielzahl an Jedi gefunden zu werden. Es ist merkwürdig, was die Jedi alles spüren und was ihnen wiederum entgeht. Immer so, wie es das Drehbuch gerade braucht, aber eben nicht, wie es in dieser Welt Sinn machen würde.
Einige Punkte werden wohl eher Hardcore-Fans als störend empfinden. Zum Beispiel, wo ist Yoda? Er sollte eigentlich zu dieser Zeit der Großmeister des Ordens sein. Die einzige Person, die hier aber Anweisungen zu geben scheint, ist die Jedi-Meisterin Vernestra Rwoh. Jedi sterben und der Rat der Jedi ist nicht involviert oder gar interessiert? Vielleicht kommt hier aber noch etwas in kommenden Episoden.
Auch einer der gezeigten Jedi-Tempel auf einer anderen Welt sah nicht so aus, wie Jedi-Tempel etabliert wurden und sein müssten. Und dann wären da die Lichtschwerter, bzw. die Klingen. Sie sehen einfach nicht mehr so gut aus wie früher und sind wesentlich dicker. Dies hängt damit zusammen, wie man Lichtschwerter mittlerweile inszeniert. Früher waren es dünne Stangen, die digital nachbearbeitet wurden. Heute sind es Lichtröhren, die entsprechend etwas dicker sind, dafür aber natürliches Licht während des Drehs erzeugen. Das Licht mag ein Vorteil dieses Vorgehens sein, doch leidet darunter die Handhabung des Lichtschwerts. Es hat seinen Grund, warum die Lichtschwertkämpfe nicht mehr so gut aussehen. Mit den simplen Stangen von früher waren viel bessere Kämpfe möglich, als es mit diesen heutigen Lichtröhren der Fall ist. Hiermit kann man eben nicht so gut auf andere Lichtröhren einschlagen.
Sicher werden nicht alle diese Kritikpunkte als störend empfinden. Es ist vor allem eine Ansammlung an Kleinigkeiten, aber genau in diesem Punkt ähnelt Star Wars - The Acolyte eben mehr der Serie Obi-Wan Kenobi und unterscheidet sie letztendlich qualitativ von einem Andor, wo man auch auf solche Kleinigkeiten geachtet hat.
Die Woke-Diskussion
Leider müssen wir auch über ein unschönes Thema sprechen, was wohl mittlerweile Teil unserer Zeit ist. Vor allem im Internet werfen viele Personen der Serie vor, Woke zu sein. Übrigens auch schon lange, bevor jemand überhaupt die erste Episode gesehen hat. Es scheint fast wie ein Reflex zu sein, alles als Woke zu bezeichnen, wo Frauen vor oder hinter der Kamera agieren und auch Schauspieler unterschiedlicher Nationalitäten involviert sind. Warum dies dann immer ausgerechnet etwas Schlechtes sein soll, sollen bitte andere beantworten. Es ist einfach nur dumm.
Auf RottenTomatoes hat die Serie, nur wenige Stunden nach ihre Premiere auf Disney+, einen Audience-Score von gerade einmal 47%. Bei all unseren Kritikpunkten, das hat die Serie bei weitem nicht verdient und so schlecht ist sie auch nie und nimmer. Wir können nur vermuten, dass hier vor allem viele abgestimmt haben, die eben diesen Woke-Vorwurf gegenüber der Serie haben.
Ist die Serie denn woke? Wann ist überhaupt etwas woke? Ist Predator woke, weil Carl Weathers mitspielt? Ist Alien woke, weil hier eine Frau die Heldin ist und alle Männer überlebt? Viele scheinen dies im Falle von Star Wars - The Acolyte am Cast festzumachen. Schauen wir ihn uns doch mal an.
Da wäre zum einen der südkoreanische Hauptdarsteller Lee Jung-jae, der für seine tolle Leistung in der beliebten Hit-Serie Squid Game einen Emmy erhielt. An seiner Seite agiert Dafne Keen, die viele noch aus Logan kennen und von der sich viele ein Comeback in Deadpool & Wolverine wünschen. Oder Carrie-Anne Moss, vor allem bekannt aus Matrix, die hier ihre Kampfkünste als Jedi demonstrieren kann. Amandla Stenberg hat nach Jung-jae wohl die größte Rolle hier und ja, sie ist schwarz. Na und? Darf sie deshalb nicht eine Figur in einem Universum spielen, wo die Galaxis aus allen möglichen unterschiedlichen Wesen in allen Formen und Farben besteht? Ist die Serie deshalb woke und schlecht?
Es gibt natürlich bei Filmen und Serien den Vorwurf, dass bestimmte Leute nur wegen ihrer Herkunft und ihres Geschlechts gecastet wurden und nicht, weil sie am besten für eine Rolle sind. Den Vorwurf, dass Studios, vor allem Disney, die Figuren ihrer Geschichten so anlegen, dass sie bestimmten politischen Vorstellungen entsprechen, ungeachtet dessen, ob es auch das beste für die Story ist. Diese Vorwürfe sind sicher nicht unbegründet und die Studios haben sich hier selbst ein dickes Ei ins Nest gelegt. Doch im Falle von Star Wars - The Acolyte sind diese Vorwürfe pauschal und nicht fundiert. Denn die Rollen wurden hier wirklich toll und auch passend besetzt. Dies hat nichts mit woke zu tun, sondern mit Qualität. Um zu dieser Erkenntnis zu kommen, muss man die Serie natürlich erst einmal sehen, bevor man seinen unbegründeten Hass im Netz absondert.
Wer A sagt, muss natürlich auch B sagen. Wir haben ja schon angesprochen, dass die Regisseurin und Drehbuchautorin Leslye Headland unserer Meinung nach einer der Schwachpunkte der Serie ist. Hier können wir nicht gänzlich leugnen, dass der woke-Vorwurf mancher doch womöglich zutrifft. Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy hat sich auf die Fahne geschrieben, Frauen in dem Business zu fördern. Dies ist erst einmal lobenswert, da Frauen es tatsächlich sehr schwer haben, in Hollywood Fuß zu fassen, vor allem als Regisseurin. Doch wie schon bei Obi-Wan Kenobi und Deborah Chow, die definitiv falsch für den Job war, liegt nun auch hier der Verdacht nahe, dass Headland diesen Job vor allem deshalb bekommen hat, weil sie eine Frau ist, und nicht, weil sie die beste für den Job war. Auch hier kann man jetzt eine Diskussion führen: Ist es falsch von Kennedy, so zu handeln? Oder ist es vielleicht genau richtig, denn wie sollen sich Frauen als Regisseure etablieren und weiterentwickeln können, wenn sie solche Projekte nicht machen dürfen? Es ist ein schwieriges Thema ohne leichte Antworten. Doch Kennedy hat sich und andere mit vielen solcher Entscheidungen und auch manchen unglücklichen Aussagen sehr angreifbar gemacht.
Fazit
Star Wars - The Acolyte bringt definitiv eine willkommene Frische ins Star Wars-Universum hinein. Ein neuer Ansatz mit einem sympathischen Cast der uns bereits nach zwei Episoden für sich eingenommen hat. Leider macht man ähnliche Fehler wie bereits zuvor und hat eine kreative Führung, die der Aufgabe nicht gänzlich gewachsen ist, wodurch die Serie hinter den Erwartungen bleibt und sich doch nur im gehobenen Mittelmaß wiederfindet.
Falsch macht man mit der Serie trotzdem nichts und zumindest einen Blick sollte man riskieren, um sich zumindest ein eigenes Bild zu machen und um sein Urteil auf Wissen basieren zu lassen und nicht auf unbegründete Vorurteile.