Bewertung: 3.5 / 5
Ben Afflecks vierte Regiearbeit kann sich sehen lassen und ist eine stimmige Momentaufnahme der Prohibitionsära und folgender Epochen. Alkohol, Gangster, flinke Kugeln, alles vorhanden, und doch wirkt Live by Night trotz seiner wechselnden Geschichten mitunter ziemlich zäh. Freunde von Mafiathrillern werden an diesem Film nicht vorbeikommen und sollten einen Blick riskieren, aber bis zu Der Pate ist es noch weit.
Live by Night Kritik
Mitte der 1920er in Boston. Wie vielerorts in den USA blüht aufgrund der Prohibition der illegale Handel mit Alkohol und auch Joe Coughlin (Ben Affleck), Sohn eines Polizisten (Brendan Gleeson), wittert im Untergrund das schnelle Geschäft. Er schließt sich einer lokalen Gangstergröße an, muss aber bald erfahren, dass geschenktes Vertrauen ein hohes Gut ist, welches über Tod und Leben entscheiden kann...
Trailer zu Live by Night
So viel sei verraten, Joes Weg endet nicht in Boston und viele Entscheidungen seines Lebensweges sind es, die Live by Night zu einem sehenswerten Film machen. Im Großen und Ganzen gelingt es Ben Affleck, der sowohl als Regisseur hinter der Kamera als auch als Hauptdarsteller agiert, einen spannenden Mafiathriller zu inszenieren, der in relevanten Szenen auch nicht zimperlich ist.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Dennis Lehane aus dem Jahr 2012 erleben wir den Aufstieg eines kleinen Mitläufers bis hin zur einflussreichen Mafiagröße und aller Vor- und Nachteile, die ein solches Leben mit sich bringt. Vertrauen ist ein hohes Gut, das uns nicht erst Live by Night weismacht, und die Enttäuschungen, die damit einhergehen, können auch toughe Mafiagrößen brechen.
Setting und Casting sind gelungen und speziell das eine oder bekannte Gesicht in Nebenrollen weiß zu begeistern. Wir waren im Speziellen von Sienna Miller und ihrem harschen Akzent in der Originalversion angetan, doch nicht nur sie überzeugte: Brendan Gleeson, Chris Messina, Matthew Maher, Zoe Saldana, Chris Cooper oder Elle Fanning bringen die Charaktere des Films zu Leben und zeigen die unterschiedlichsten Facetten in dieser Parallelwelt.
Leider ist auch Kritik angebracht, denn alles ist irgendwie ein bisschen zu viel. Live by Night dauert ganze 128 Minuten und trotz des einen oder anderen Erzählstrangs zieht sich der Film in der zweiten Hälfte deutlich. Das liegt nicht daran, dass auf Sparflamme gekocht wird und nichts passiert, aber die ganzen Stationen aus Coughlins Leben geben dann doch wiederum nicht ganz so viel her, um diese Filmlänge zu rechtfertigen. Bei aller (nötigen) Brutalität wirkt es zudem so, als hätte Affleck auf Sicherheit gesetzt, dabei hätte es dem ganzen Film gutgetan, das Gezeigte mit all seiner Dramatik noch mehr zu erhöhen. Die teils interessanten Personen und die fiktive Story geben es her, doch um ein wahrlich großartiges Werk zu schaffen, genügt die darstellerische Leistung der Teilnehmer allein nicht aus.
Warner Bros. und Affleck ist auf jeden Fall ein stimmiger, nahezu stylisher Genrefilm gelungen und Freunde der Materie werden sicherlich zwei angenehme Stunden verbringen. Coughlin hebt sich wohltuend von eiskalten Verbrechern ab, der auch Grautöne zulässt - ein wahres Gangsterepos ist es hingegen nicht geworden.