Bewertung: 4.5 / 5
Mehr als 20 Jahre sind seit Danny Boyles verstörender, aber auch grandioser Milieustudie Trainspotting - Neue Helden vergangen. Es ist ein Wagnis, das gleiche Gefühl wieder aufleben lassen zu wollen, doch es ist gelungen. T2 - Trainspotting hat einen moderneren Charme, aber schafft es wie einst, ein Lebensgefühl einzufangen und dies erneut mit einem schmissigen Soundtrack zu untermalen. Wir möchten nicht groß vergleichen, denn was einst war, kann nicht hundertprozentig eingefangen werden - aber Boyle hat wahnsinnig viel richtig gemacht. Tipp: Vor dem Kinogang unbedingt Teil 1 zum Einstimmen schauen.
Trainspotting - T2 Kritik
20 Jahre sind vergangen. 20 Jahre, in denen sich Renton (Ewan McGregor) in London eine beschauliche Existenz aufgebaut hat und seine Ex-Freunde Sick Boy (Jonny Lee Miller) und Begbie (Robert Carlyle) ihm die Pest wegen der Geschehnisse an den Arsch wünschen. Außer Spud (Ewen Bremner), der nichts nachzutragen hat, im Gegensatz zu seinen Kumpels aber immer noch als Junkie dahinvegetiert. Als Rentons Weg erneut nach Edinburgh führt, ist ein Zusammentreffen unausweichlich, doch eventuell ermöglichen die neuen Zeiten auch einen neuen Anfang...
Trailer zu T2 - Trainspotting
Trainspotting. Underworld. Atomic. Begbie. Sick Boy. Das beschissenste Klo Schottlands. Es ist alles wieder da. Alles. Und noch viel wichtiger, die Jungs sind da. Alle! Die ganze Bande ist zurück und setzt da an, wo sie vor 20 Jahren auseinandergerissen wurde. Zum Glück muss man sagen, denn so hatten wenigstens einige eine Chance, dem Drogensumpf zu entkommen.
Man ist groß geworden mit dem Film, hatte (wahrscheinlich) weniger Drogen genommen und weniger schräge Idee, ist weniger verrückt als Begbie und netter zu seinen Kumpels, aber bei allen charakterlichen Engpässen haben die Jungs irgendwas, dass man ihr Leben damals kennen wollte und auch als Mittvierziger kennen möchte. Boyle schuf einst basierend auf Irvine Welshs gleichnamigem Roman einen Klassiker der 90er Jahre, nicht zuletzt aufgrund seiner schonungslosen Drastigkeit der Bilder und Schicksale, der geballten Kraft der Jugend, durchzogen von einem fabelhaften Soundtrack.
T2 - Trainspotting bringt uns die älter gewordenen Charaktere zurück und wie einst ist auch Autor Welsh erneut in einer Nebenrolle zu sehen. Viel wichtiger aber ist, dass Renton, Sick Boy, Spud (großartig Ewen Bremner), der Irre Begbie und viele andere wieder dabei sind, so dass die 117 Minuten zu einem großen Klassentreffen werden. Vieles zur Romanvorlage wurde wie schon beim Original abgewandelt und so treffen wir uns nicht schon zehn Jahre nach den Ereignissen in London wieder, sondern erst 20. Das erhöht den Nostalgiefaktor und ist mit so manch anderer Änderung eine stimmige Entscheidung.
Melancholie trifft es, was man als Zuschauer in vielen Szenen spürt, denn auch man selbst ist älter geworden. Es gibt einige sehr starke Szenen im Film, doch Boyle spielt die Nostalgiekarte nie bis zum Äußersten aus, lässt anklingen, kitzelt mit alten Momenten, aber er überreizt sein Erfolgsblatt nicht. Dazu zeigt T2 - Trainspotting auch den Wandel viel zu drastisch, das moderne Edinburgh, das neue Schottland und mittelalte Männer, die mit den neuen Gegebenheiten versuchen klarzukommen. Züge ziehen sich metaphorisch durch den Film und auch wenn die Drastigkeit und Dreckigkeit des Originals nicht getroffen wird, ist das Elend geblieben.
Wenn sich Leben ändern, Gegebenheiten und Drogen, ändert sich nicht zuletzt auch die Musik, und die ist erneut mehr als stimmig. Und so ist T2 - Trainspotting definitiv ein Film für Fans geworden der zeigt, dass eine späte Fortsetzung funktionieren kann, gerade wenn alle Bock auf die Sache haben. Eventuell sehen wir uns sogar in 20 Jahren wieder, bis dahin gilt Rentons abgewandelter Monolog heute wie damals. Choose Life.