Bewertung: 3.5 / 5
Verborgene Schönheit ist bei uns ein Mitte-Januar-Film geworden und hätte doch besser zur Weihnachtszeit gepasst, wo er in vielen anderen Ländern auch platziert wurde. Ein bisschen schade, denn vermutlich wird ihn das einige Zuschauer kosten und das ist bedauerlich. Ein Film, der berührt, der ergreift und auch überrascht, was neben der wirklich sympathischen Story auch dem tollen Darstellermix zuzuschreiben ist.
Verborgene Schönheit Kritik
Howard (Will Smith) führt eine renommierte Werbeagentur in New York, als eines Tages die Hölle auf Erden über ihn hereinbricht: Seine sechsjährige Tochter stirbt und das verbittert ihn derart, dass er sich mit Todessehnsucht aus dem Leben zurückzieht. Seine Kollegen und Freunde Whit (Edward Norton), Claire (Kate Winslet) und Simon (Michael Peña) stehen ratlos daneben und können ihm nicht helfen, wo sie ihn doch gerade jetzt so dringend brauchen. Um mit seiner Trauer fertigzuwerden, schreibt Whit drei Briefe an Liebe, Zeit und Tod - und plötzlich stehen die Drei (Keira Knightley, Helen Mirren, Jacob Latimore) personifiziert vor dem trauernden Mann und möchten ihm vermitteln, dass auch ein großer Verlust Momente von Bedeutung und Schönheit hervorbringen kann...
Trailer zu Verborgene Schönheit
Liest man sich die Besetzungsriege von Verborgene Schönheit durch, erinnert die Stardichte an Filme wie Happy New Year - Neues Jahr, neues Glück oder Tatsächlich... Liebe, auch wenn es hier mitunter noch herzergreifender zugeht. Die Grundidee, einen Film über das Trauern zu drehen und Menschen im Angesicht einer persönlichen Katastrophe wieder Lebensmut zu geben, ist mittels der sehr sympathischen Geschichte gelungen und selbst wenn so mancher Ratschlag von Kalenderblättern bekannt sein dürfte, schafft Regisseur David Frankel (Der Teufel trägt Prada, Marley & Ich) die Gradwanderung zwischen Kitsch und Herzenswärme.
Das liegt auch besonders an den Darstellern und ihren unterschiedlichen Facetten. So emotional Winslet auch wirken will, so distanziert erlebt man sie auch. Und ein Edward Norton nimmt zu Beginn des Films einen größeren Raum ein als ihm am Ende zugestanden werden kann, dreht sich doch alles um Howard (Smith), der augenscheinlich allen Lebensmut verloren hat und keinen Sinn mehr in seiner Existenz findet. Wofür auch leben, wenn ein kleines Kind nicht leben durfte? Dein Kind?! Der Darsteller spielt überaus emotional zerrüttet, unnahbar, ergreifend und das erlaubt es den Zuschauern, diesen immensen Verlust wenigstens im Ansatz nachvollziehen zu können. Dass Verborgene Schönheit jedoch nicht an Traurigkeit untergeht, ist einer Grande Dame zu verdanken: Hellen Mirren, die ihrer Rolle die nötige Weisheit, aber auch Neugier auf den Weg gibt und als "ältestes Geschoss" den ganzen Jungen so viel mehr Lebensfreude und Entspanntheit voraus hat.
Man kann das Engagement der drei Freunde kritisch hinterfragen, die Howard im Angesicht der größten Not "einnorden" und aufs Profane, das Geschäft, stoßen wollen. Doch tun sie es nicht aus purem Egoismus, sondern auch aus Freundschaft, sie erkennen, dass das überbordende Leid jemanden in ihrer Nähe zerstört. Und schlussendlich ist es auch nur nachvollziehbar, denn Howard ist kein einfacher Arbeitnehmer, kein Postbeamter oder McDonalds-Verkäufer, sondern Chef eines Unternehmens, von dessen Schicksal andere, seine Mitarbeiter, abhängen. So sehr man ihm Zeit für sich gönnen möchte, so sehr wird auch klar, wie rücksichtslos sein Verhalten als Chef nun mal ist, der ohne seine Freunde verrecken und ein ganzes Unternehmen seinem Schicksal überlassen würde.
"Collateral Beauty has no real heart in its shallow depths" ist in einer englischsprachigen Kritik zu lesen und wir wissen nicht, ob wir den gleichen Film gesehen haben. Auch wenn der Titel zynisch wirkt, hat uns die zu Herzen gehende Geschichte positiv überrascht und fährt gerade zu Ende noch einmal alles auf, was möglich ist. Dass die Kitschgrenze dabei mitunter durchbrochen wird und dass so mancher Darsteller untergeht, verzeihen wir Verborgene Schönheit auf weiter Strecke, denn es ist ein Film, der mit seinem Mix aus Realismus und Übernatürlichem zum Nachdenken über den Tod anregt, auch wenn er selbstredend nicht die Angst vor ihm nehmen kann.