
Bewertung: 3.5 / 5
Live-Action-Remakes animierter Filme sind seit vielen Jahren im Trend bei den Studios. Ganz vorne dabei ist natürlich Disney. Über die Jahre hat das Studio mit den Mäuseohren so manches Remake auf die Kinozuschauer losgelassen. Manche mit richtig großem Erfolg, manche mit weniger Erfolg. Über Sinn- und Unsinn wurde teils heftig diskutiert und dabei oft ein wichtiger Aspekt vergessen: Wie stehen eigentlich die Kinder dazu? Während Erwachsene ihren Unmut durch Kritiken oder übertrieben schlechte User-Bewertungen Ausdruck verleihen, sehen die Kinder die ganze Sache meist wesentlich lockerer. Entweder ein Film gefällt ihnen, oder eben nicht. Der Rest interessiert sie nicht. Mit Lilo & Stitch kommt jetzt ein neues Disney-Remake in die Kinos und während viele Erwachsene sicher wieder über Sinn - und Unsinn diskutieren, werden die Kinder schlicht eines machen: In Scharen in die Kinos rennen und ganz viel Spaß haben.
Lilo & Stitch Kritik
Das von dem außerirdischen Wissenschaftler Dr. Jamba Jookiba (Zach Galifianakis) erschaffene genetische Experiment mit der Bezeichnung 626 (Chris Sanders) ist außer Kontrolle geraten und zur Erde geflüchtet. Auf der Insel Hawaii stürzt es schließlich ab und landet als Hund in einem Tierheim. Dort wird es von dem jungen Mädchen Lilo (Maia Kealoha) adoptiert. Dieses nennt das chaotische Wesen fortan Stitch und gemeinsam bringen sie nicht nur Chaos über die Insel, sondern auch das Leben von Lilo und ihrer großen Schwester Nani (Sydney Agudong) gehörig durcheinander. Noch chaotischer wird es, also Jookiba zusammen mit Agent Pleakley (Billy Magnussen) auftaucht, um 626 wieder einzufangen.
Trailer zu Lilo & Stitch
Weder kalendarisch noch meteorologisch hat er begonnen, doch im Kino befinden wir uns bereits jetzt in der heißen Sommer-Saison. Das bedeutet Filme, die nicht nur hohe Einnahmen kreieren wollen, sondern auch Filme, die dabei helfen wollen, das Gefühl dieses Sommers zu definieren. Lilo & Stitch könnte beides gelingen.
Tatsächlich dürfte dies wohl gerade für Familien und Kinder der ideale filmische Auftakt in den Sommer werden. Das schöne Hawaii, hohe Wellen, Spaß am Strand und mittendrin ein chaotisches, außerirdisches Wesen. Mit Lilo & Stitch könnte Disney den nächsten großen Hit landen, denn das Remake ist definitiv ein gelungenes und die Zutaten stimmen alle. Gerade Kinder werden begeistert sein und ganz viel Spaß im Kino haben.
Dabei hat man vor allem mit der Vorlage viel Glück. Lilo & Stitch aus dem Jahr 2002 war kein ganz großer Erfolg, und er gilt auch nicht als einer der großen Klassiker aus dem Hause Disney. Die Chance, einen Großteil der Fans zu verärgern, ist daher schon einmal wesentlich geringer als bei so manchem anderen großen Zeichentrick-Klassiker. Zudem bietet sich die Vorlage wesentlich besser für eine Live-Action-Umsetzung an, als vermutlich so manch anderer Zeichentrickfilm. Doch ist die Umsetzung auch gelungen?
Das ist sie! Der Film orientiert sich dabei eng an der Vorlage, wodurch wir nahezu ein 1:1 Remake erhalten. Der Anfang bei den Außerirdischen erinnert dabei fast an einen Disney Animations- oder Pixar-Film. Dies könnte man durchaus als Kritik aufführen, vorausgesetzt, man geht in diesen Film hinein und erwartet Effekte wie bei einem Dune - Teil 2. Das sollte man jedoch nicht. Die Effekte sind durchaus gelungen, sie sind nur halt auf Kinder ausgerichtet. Kindliche Effekte, könnte man sagen. Die Außerirdischen haben keinen realistischen Look und das sollen sie auch definitiv nicht haben. Man richtet sich hier ganz klar ans Zielpublikum und dies sind nun einmal keine Erwachsenen.
Erstaunlicherweise haben uns die Effekte auch als Erwachsene nie gestört oder aus dem Film gerissen. Wir haben sie als für den Film passende Charaktere akzeptiert. Am leichtesten gelang dies bei Stitch. Dieser sieht optisch wohl am besten aus und man hat im Laufe des Films viel Spaß mit ihm. Und er wächst einem auch wirklich ans Herz. Im englischen Original wird er zudem wie damals im Zeichentrickfilm erneut von Chris Sanders gesprochen.
Wir könnten natürlich den wenig kreativen Ansatz kritisieren, sich nahezu 1:1 am Zeichentrickfilm zu orientieren. Der Film geht mit seinen 108 Minuten zwar 22 Minuten länger als das Original, jedoch darf man hier den längeren Abspann nicht vergessen. Ansonsten fallen die Änderungen eher gering aus. Im Falle von Lilo & Stitch sehen wir dies jedoch nicht als Kritikpunkt an. Dies liegt erneut am Zielpublikum. Der Film ist eben nicht für die 20-, 30- oder gar 40-Jährigen gemacht, die den Zeichentrickfilm bereits kennen oder gar mit ihm aufgewachsen sind. Er richtet sich deutlich an die 6-, 8- oder 10-Jährigen, für die das alles neu ist.
Im Falle von Lilo & Stitch würden wir zudem nicht sagen, dass eine der beiden Versionen besser oder charmanter ist als die andere. Denn beide haben ihre Vor- und Nachteile, die oft mit dem jeweiligen Medium in Verbindung stehen. So wirken die Szenen, in denen Stitch sich aufs Surfbrett traut, im Zeichentrickfilm etwas dynamischer, was schlicht daran liegt, dass man hier wesentlich freier in der Inszenierung ist.
Der große Pluspunkt und das Herz des Films ist das Casting. Über die meisten Figuren brauchen wir nicht lange zu sprechen, die sind da und tun niemandem weh. Zach Galifianakis und Billy Magnussen haben durchaus unterhaltsame Szenen, aber hier wäre mehr drin gewesen. Courtney B. Vance übernimmt die Rolle von Cobra Bobo, dem mysteriösen US-Agenten, der im Zeichentrickfilm noch von Ving Rhames gesprochen wurde. Auch hier wäre wohl mehr möglich gewesen, zudem erzeugt Vance nicht dieselbe Ausstrahlung, wie sie die von Rhames gesprochene Figur im Zeichentrickfilm hatte. Tia Carrere, die in der Zeichentrickversion noch Nani gesprochen hatte, taucht hier in einer Nebenrolle als Mrs. Kekoa auf.
Aber im Kern ist dies eine Geschichte um drei Personen: Stitch, der wie schon erwähnt gut gelungen ist, sowie Lilo und Nani. Sydney Agudong übernimmt die Rolle von Lilos großer Schwester Nani. Was sie tun muss, tut sie wirklich gut und dies zudem auf charmante Art. Die Chemie zwischen ihr und ihrer kleinen Schwester stimmt ebenfalls. Soweit so gut, doch der Film steht und fällt mit Maia Kealoha als kleine Lilo und hier haben die Macher alles richtig gemacht. Die Kleine spielt die Rolle fantastisch. Trotz ihrer wilden und chaotischen Art nimmt man diese Lilo schnell ins Herz auf. Zudem ist es vor allem ihr zu verdanken, dass Stitch im Film so glaubhaft rüberkommt, denn sie lässt ihn mit ihrem Schauspiel erst richtig real erscheinen. Ihre Interaktionen mit Stitch sind so glaubhaft, dass man es beiden abnimmt, dass hier eine enge Freundschaft entsteht. Sie ist der Star des Films und schafft es sogar, diesen auf ihren kleinen Schultern zu tragen.
Das klingt jetzt alles enorm positiv, was wir bisher geschrieben haben, und dies mag auf den ersten Blick ein wenig gegen die Wertung sprechen. Lasst es uns daher auch klar und deutlich sagen: Nein, das hier ist nicht das große erzählerische oder visuelle Meisterwerk 2025. Doch wisst ihr, wem das egal ist? Den Kindern. Wenn eine Truppe Kritiker in einer morgendlichen Pressevorführung schon öfter ins Lachen gerät, was für eine tolle Zeit werden dann wohl erst die Jüngeren mit diesem Film haben?
Für das, was er sein will, wurde hier verdammt viel richtig gemacht. Das Ding ist: Er will auch gar nicht mehr sein, und das ist vollkommen ok. Dies sieht man auch am Budget, was angeblich nur bei 100 Mio. $ liegen soll. Doch dies macht es nur umso wahrscheinlicher, dass Disney sich über einen großen finanziellen Hit wird freuen dürfen.
Fazit
Süß, charmant und vor allem chaotisch - Lilo & Stitch wird die Kinder begeistern. Disney ist ein tolles und vor allem unterhaltsames Live-Action-Remake gelungen, welches zudem perfekt in die Kino-Sommer-Saison hineinpasst.
Der Film erfindet das Rad definitiv nicht neu. Und aus einer erwachsenen Sicht gäbe es sicher auch mehr zu kritisieren. Doch der Film will schlicht ein unterhaltsames, unschuldiges Abenteuer für Kinder sein und das ist ihm auch gelungen. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß mit 626 und hätten kein Problem damit, Lilo & Stitch in den kommenden Jahren erneut wiedersehen zu dürfen.
