Bewertung: 4.5 / 5
Wäre er ein Casino-Spiel, bekäme Adam Lerner (Joseph Gordon-Levitt) die besten Quoten. Das ist, wenn sich diese Quoten auf seine Überlebenschancen beziehen, nicht unbedingt eine gute Nachricht für jemanden, dessen Rückenschmerzen sich gerade als bösartiger Tumor entpuppten. Zumal Adam noch nicht einmal 30 ist. Nein, eine lustige Angelegenheit ist Krebs nun wirklich nicht. Dennoch findet Regisseur Jonathan Levine in seinem bezaubernden Film 50/50 - Freunde fürs (Über)Leben die humorvollen Momente, die selbst in den schlimmsten Dramen des Lebens stecken.
50/50 - Freunde fürs (Über)Leben basiert auf Erfahrungen, die Drehbuchautor Will Reiser selbst machte. Er zeigt, wie sich Adam fühlt, aber auch, wie sich die Menschen, denen er etwas bedeutet, fühlen. Der Film kümmert sich nicht nur um den Kranken, sondern auch um die Menschen in Adams Umfeld. Und darum, wie Adam mit seiner Mutter Diane (Anjelica Huston), seiner Freundin Rachael (Bryce Dallas Howard), seinem besten Kumpel Kyle (Seth Rogen) umgeht. Gerade ihre Perspektiven machen die sympathische Indie-Dramödie entwaffnend ehrlich: Adam ist mit seinem Tumor nicht allein auf der Welt.
Das mag ihm nicht immer passen, aber er muss es akzeptieren, wie ihm seine Therapeutin Katherine (Anna Kendrick) erklärt. Frisch von der Uni, ist Adam erst ihr dritter Patient - was seinem Vertrauen zwar nicht gerade zuträglich ist, aber für aufrichtige Momente sorgt: Da reden einfach zwei Menschen im gleichen Alter miteinander über etwas, mit dem sie beide nicht umgehen können. Mit dem eigentlich niemand umgehen kann. Zumindest nicht richtig: Weil es kein "richtig" gibt.
Kyle - Seth Rogen spielt ihn so, wie Seth Rogen seine Rollen eben spielt: rotzig, lakonisch, nie um coole Sprüche verlegen - zum Beispiel stellt erstmal ganz pragmatisch fest, dass Adam noch nicht tot ist. Also könne man das Leben ja nochmal so richtig bei den Hörnern packen und den Tumor nutzen, um Mädchen abzuschleppen. Zumal sich Adams Freundin feige aus dem Staub gemacht hat. Und dann ist da noch Adams Mutter mit ihrer Überfürsorglichkeit.
Nein, ein Zuckerschlecken ist Adams Kampf gegen die guten Quoten nicht. Auch wenn es hin und wieder medizinische Haschkekse zu naschen gibt. Mit absurder Komik, aber sehr feinfühlig schultert Regisseur Jonathan Levine das ernste Thema. Mit selbstverständlich wirkender Lässigkeit findet er zusammen mit seinem großartigen Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt schöne Momente voller leisem Humor im Kontext großer Tragik und ist dabei gleichermaßen authentisch und frech. Da verzeiht man auch gern, dass sich die zarte Romanze am Ende des Films schon früh abzeichnet.
50/50 - Freunde fürs (Über)Leben bekommt 4,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)